In Deutschland stehen gegenwärtig nahezu zwei Millionen alte Wohnhäuser leer. Dies geschieht häufig, weil die Renovierung älterer Gebäude finanziell aufwendiger ist als der Bau neuer Immobilien. Ein neues Förderprogramm der Bundesregierung könnte jedoch einen Wandel herbeiführen. Es trägt den Namen „Jung kauft Alt“ und wird am Dienstag offiziell eingeführt. Dieses Programm richtet sich speziell an Familien mit Kindern, die ein älteres Haus kaufen und eine Sanierung in Aussicht stellen.
Das Programm zielt darauf ab, in erster Linie kleine Städte und ländliche Gemeinden zu unterstützen. Der Gedanke hinter der Initiative von Bauministerin Klara Geywitz (SPD) ist, dass junge Familien durch den Kauf von alten Immobilien Ressourcen schonen und gleichzeitig das Leben in oft leerstehenden Dorfkernen und Innenstadtbereichen revitalisieren können. „Familien haben die Möglichkeit, in ihre alte Heimat zurückzukehren, ein bestehendes Haus zu modernisieren und dabei weitere Förderungen in Anspruch zu nehmen“, erklärt Geywitz.
Die Zielgruppe des Programms
Das Förderangebot ist für Familien mit minderjährigen Kindern konzipiert, deren Einkommen im niedrigen bis mittleren Bereich liegt. Ein Haushalt mit einem Kind darf maximal ein zu versteuerndes Einkommen von 90.000 Euro haben, wobei sich dieser Betrag mit jedem weiteren Kind um zusätzliche 10.000 Euro erhöht. Familien, die bereits Baukindergeld beziehen oder im Besitz von Eigentum sind, können diese Förderung jedoch nicht beantragen.
Das Programm sieht klare Rahmenbedingungen vor. Die Familie muss das gekaufte Gebäude selbst bewohnen, was bedeutet, dass eine Umwandlung in eine Ferienwohnung oder die Vermietung nicht gefördert wird. Diese Zweckbindung ist für einen Zeitraum von fünf Jahren festgelegt.
Anforderungen an die Immobilien
Ein wichtiges Kriterium für die Förderung ist der energetische Zustand der Immobilie. Ein Energieausweis muss belegen, dass das Gebäude in die schlechtesten Klassen F, G oder H eingeordnet ist. Dies betrifft statistisch etwa 45 Prozent aller Wohngebäude in Deutschland. Innerhalb von 54 Monaten nach dem Kauf muss die Immobilie so saniert werden, dass sie mindestens die Energieeffizienzklasse 70 EE erreicht, was einen Energieverbrauch von 30 Prozent unter den gesetzlichen Mindeststandards bedeutet. Zudem muss mehr als die Hälfte der Heizenergie aus regenerativen Quellen stammen, was meist den Austausch der Heizungsanlage zur Folge hat.
Die finanziellen Bedingungen sind ebenfalls attraktiv gestaltet. Über die KfW-Bank können Familien Kredite zu besonders günstigen Zinsen beantragen, die zum Start bei einer Laufzeit von 35 Jahren und einer zehnjährigen Zinsbindung bei 1,51 Prozent liegen. Die maximalen Fördersummen variieren je nach Anzahl der Kinder: Für ein Kind können bis zu 100.000 Euro gefördert werden, für zwei Kinder bis zu 125.000 Euro und bei drei oder mehr Kindern bis zu 150.000 Euro. Anpassungen in den Krediten ermöglichen Laufzeiten zwischen 7 und 35 Jahren sowie Zinsbindungen bis zu 20 Jahren.
Durch die Nutzung dieser zinsverbilligten Kredite können Familien erheblich sparen. So beträgt die Gesamtersparnis für eine Familie mit zwei Kindern bis zu 18.000 Euro. Zusätzlich können sie weitere staatliche Fördermittel für Maßnahmen wie die Dämmung von Wänden und Dächern, den Austausch von Fenstern oder das Update der Heizungsanlage beantragen.
Für dieses Jahr stehen insgesamt 350 Millionen Euro zur Verfügung. Die Mittel werden nicht direkt ausgezahlt, sondern zur Zinsverbilligung der Kredite verwendet, sodass die geförderten Kreditsummen entsprechend ansteigen.
Trotz der vielversprechenden Ansätze kommen bereits kritische Stimmen zu Wort. Vertreter von Landesbausparkassen warnen, dass die strengen Anforderungen viele Familien vor unüberwindbare Herausforderungen stellen könnten. Vor allem die vollständige Sanierung eines energetisch ineffizienten Hauses innerhalb von viereinhalb Jahren sei oft unrealistisch und könne an finanziellen oder zeitlichen Hürden scheitern. Der Verband empfiehlt eine Flexibilisierung der Fristen, um der Nachfrage gerecht zu werden und auf faire energetische Klassen zu setzen. Damit sorge man für einen Gewinn für den Klimaschutz und auch für eine Lösung des Wohnungsmangels in der Region.