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Niedersachsen: Sozialverband fordert dringende Verbesserungen für Frauenhäuser

Der Sozialverband Deutschland fordert am 24. Juli 2024 mehr Unterstützung für Frauenhäuser in Niedersachsen aufgrund unzureichender Plätze und fehlender Barrierefreiheit, während das Sozialministerium die Kritik zurückweist und auf die finanzielle Verantwortung der Kommunen hinweist.

Stand: 24.07.2024 10:50 Uhr

Die Herausforderungen für Frauenhäuser in Niedersachsen

In Niedersachsen stehen Frauenhäuser vor gravierenden Herausforderungen, die die Sicherheit und Unterstützung von Frauen betreffen. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) hat kürzlich seinen Unmut über die unzureichende Situation geäußert und fordert von der Landesregierung dringende Maßnahmen zur Verbesserung. Die momentane Lage wird als äußerst problematisch angesehen, insbesondere in Bezug auf die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Hilfsangeboten für betroffene Frauen.

Fehlende Plätze und Barrieren

Annette Krämer, Expertin für Frauen- und Familienpolitik beim SoVD, kritisierte, dass die Finanzierung der Frauenhäuser bislang unzureichend geregelt sei. Sie wies darauf hin, dass es in mehreren niedersächsischen Landkreisen, darunter Osterholz und Holzminden, kein einziges Frauenhaus gebe. Dies sei ein „Skandal“, der eine alarmierende Lücke in der Sicherheitsversorgung für gefährdete Frauen darstellt. Es müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, um die Barrierefreiheit zu verbessern, die heute in vielen Einrichtungen mangelhaft ist.

Politische Maßnahmen und Reaktionen

Die rot-grüne Landesregierung hat die Verbesserung der Hilfen für Frauenhäuser zwar in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen, jedoch sei bisher wenig passiert. Die Forderung nach einer zentralen Koordinierungsstelle für die Unterstützung und Beratung von Frauen wird laut Krämer immer lauter, um unterschiedliche Angebote besser zu bündeln. Allerdings bleibt der Zeitrahmen für die Umsetzung unklar.

Kritik am Sozialministerium

Das niedersächsische Sozialministerium weist die Vorwürfe zurück und argumentiert, dass die Finanzierung der Einrichtungen in die Verantwortung der Kommunen fällt. Laut Angaben des Ministeriums gibt es in Niedersachsen 46 Frauenhäuser sowie zahlreiche Gewaltberatungsstellen. Jedoch wird darauf hingewiesen, dass in einigen wohnärmeren Landkreisen die Anzahl der Plätze nicht ausreiche. Das Ministerium betont, dass die Belegungskapazitäten in den bestehenden Einrichtungen in der Regel gegeben seien, jedoch nicht flächendeckend verfügbar sind.

Zukunftsperspektiven und notwendige Veränderungen

Silke Dietrich vom Frauenhaus Hannover betont, dass die Unterstützung des Landes nicht ausreiche. Sie fordert, dass das seit sechs Jahren bestehende europäische Abkommen zum Schutz von Frauen endlich umgesetzt werde. Dieses Abkommen legt fest, dass es pro 10.000 Einwohnerinnen einen Platz in einer Schutzeinrichtung geben sollte. Diese Maßnahme könnte entscheidend dazu beitragen, die Lücken im System zu schließen und den betroffenen Frauen den nötigen Schutz und die Unterstützung zu bieten, die sie dringend benötigen.

Die gesellschaftliche Verantwortung erkennen

Die aktuelle Situation in Niedersachsen wirft nicht nur Fragen zur politischen Handlungsfähigkeit auf, sondern zeigt auch, wie wichtig es ist, Frauenhäuser als essenzielle Bestandteile des sozialen Sicherheitsnetzes anzuerkennen. Der Anstieg der Gewalt in Partnerschaften und die damit einhergehende Notwendigkeit, Frauen sicher und umfassend zu schützen, erfordert ein gemeinsames Engagement der Politik, der Zivilgesellschaft und der Kommunen. Nur durch einen gemeinsam orchestrierten Ansatz kann die wachsende Krise im Bereich Gewaltprävention bewältigt werden.

Das Thema bleibt auch weiterhin von zentraler Bedeutung in der politischen Diskussion; es sind zielgerichtete Maßnahmen notwendig, um den Frauen in Not ein sicheres Umfeld und die nötige Unterstützung bieten zu können.

NAG

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