Was für ein Drama in Niedersachsen! Thomas Tillis, ein Mann mit besonderen Ansichten, hat für Aufsehen in Nordenham gesorgt. Als selbsternannter „Reichsbürger“ hat er kurzerhand seinen Brennstoffhandel im Sommer 2023 aus der Bundesrepublik ausgelagert – zumindest in seinen Gedanken – und als Teil des fiktiven „Königreichs Deutschland“ erklärt. Ein gewagter Schritt, der den Behörden jedoch gar nicht schmeckte.
Tillis hatte die Steuerzahlungen einfach eingestellt und auch seine Kunden von der Mehrwertsteuer befreit. Doch die Geduld der Behörden war begrenzt. Wie BILD berichtete, kam es Ende Oktober zu einer Razzia. Die Stadt Nordenham legte den Betrieb still, konfiszierte alle Waren und verriegelte den Zugang. Doch selbst ein massiver Betonklotz als Barriere hielt den unbeirrbaren Tillis nicht auf. Zeugenaussagen zufolge ging der Betrieb im Verborgenen weiter, bis die Stadt mit einem unübersehbaren „Zutritt verboten“-Schild ernst machte.
Ein „Königreich“ ohne Grenzen?
Thomas Tillis ist jedoch keineswegs isoliert in seinen Ansichten. Das „Königreich Deutschland“, zu dem er sich bekennt, ist tatsächlich ein System von „Reichsbürgern“ und „Selbstverwaltern“, das 2012 vom selbsternannten „König von Deutschland“, Peter Fitzek, gegründet wurde. Dieses Netzwerk, das inzwischen über 6.000 Mitglieder zählen soll, wird vom Verfassungsschutz genau beobachtet. Rund 300 Betriebe in Deutschland sollen schon unter die Fittiche dieses Pseudo-Königreichs fallen.
Doch was steckt hinter dieser kuriosen Bewegung? Für viele Anhänger ist es eine Art Parallelwelt, die es ihnen erlaubt, sich von der Rechtsordnung und den Vorgaben der Bundesrepublik abzukoppeln. Tillis etwa öffnet keine amtlichen Schreiben mehr – er erklärt, „Thomas Tillis“ existiere nicht länger in deutschen Akten, er sei nur noch „Thomas“. Und mit pazifistischer Rhetorik distanziert er sich sogar von der Unterstützung Deutschlands im Ukraine-Konflikt.
Rebellion oder Realitätsflucht?
Wie lange werden die Behörden diese Eskapaden noch tolerieren? Ein Stadtsprecher betonte gegenüber BILD die Vorsicht, die Bürger walten lassen sollten: Jeder, der bei Tillis ‚einkauft‘, könnte mit rechtlichen Konsequenzen konfrontiert werden, da die Waren inzwischen städtisches Eigentum sind. Dennoch gibt sich Tillis unbeeindruckt. Und was meint der Überzeugungstäter dazu? Er schwört steif und fest, dass Unterstützer im Hintergrund ihm den Rücken stärken. Aus einer Traumwelt oder von jenseits des Gesetzes?
Die Geschichten über Tillis und sein Königreich haben die Runde gemacht und stoßen vielerorts auf Erstaunen und Entrüstung. Laut BILD kündigt die Stadt entschlossene Maßnahmen an, um jede Wiederaufnahme des Betriebes zu vereiteln. Der Konflikt zwischen der Fantasiewelt eines „Reichsbürgers“ und der deutschen Realität bleibt vorerst ungelöst.