Die Zukunft des Nutzhanfs: Chancen und Herausforderungen für die Landwirtschaft
25. Juli 2024, 05:33 Uhr
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Nutzhanf wächst auf einer Fläche nahe der Bundesstraße 3. (zu dpa: «Schafft es Nutzhanf aus der Nische?») Foto: Swen Pförtner/DPA
Rechtsunsicherheit als Hemmnis
Der Anbau von Nutzhanf hat in Deutschland eine lange Geschichte, die bis ins Jahr 1996 zurückreicht, als Landwirte bereits zugelassene Sorten anbauen durften. Trotz der breiten Anwendungsmöglichkeiten von Textilien über Lebensmittel bis hin zu Kosmetika, blieb das Geschäftsmodell bis heute eine Nische. Eine der Hauptschwierigkeiten stellte bislang die Unsicherheit im rechtlichen Rahmen dar, die viele Landwirte von einem Einstieg in das Geschäft abhielt. Besonders die Klausel im Gesetz zur Cannabis-Legalisierung, die jeden Missbrauch von Nutzhanf ausschloss, führte zu einer ständigen Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen.
Neue Perspektiven durch Neuregelungen
Um diese Ängste abzubauen, plant das Bundesagrarministerium die Schaffung von mehr Rechtssicherheit. Laut einem Ministeriumssprecher können die neuen gesetzlichen Vorgaben dazu beitragen, das Wachstum des Nutzhanfanbaus deutlich zu fördern. Angestrebt wird eine Erlaubnis zum Indoor-Anbau in Gewächshäusern und die Streichung der bestehenden Gesetzesklausel, die historisch bedingt, Garten- und Weinbaubetriebe vom Anbau ausschloss. Diese Änderungen könnten neue Geschäftsmöglichkeiten nicht nur für Landwirte, sondern auch für lokale Unternehmen eröffnen.
Nutzhanf und seine Vorteile für die Umwelt
Nutzhanf zeichnet sich als umweltfreundliche Anbaupflanze aus. Er benötigt nur wenig Dünger und kommt in der Regel ohne Pflanzenschutzmittel oder zusätzliche Bewässerung aus. Diese Eigenschaften machen ihn zu einer attraktiven Wahl für Landwirte, die nachhaltige Landwirtschaft anstreben. Zudem verbessert die Pflanze den Boden, indem sie Stickstoff aus der Luft bindet, was nicht nur den Ertrag steigert, sondern auch die Bedingungen für eine vielfältige Flora und Fauna verbessert.
Marktentwicklung und wirtschaftliche Chancen
In den letzten Jahren hat sich das Angebot an hanfhaltigen Lebensmitteln erweitert, was das Interesse der Verbraucher an Produkten auf Hanfbasis weiter steigert. Die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Hanfsamen, die reich an essentiellen Fettsäuren und Aminosäuren sind, machen sie besonders attraktiv. Dennoch ist der Markt für Nutzhanf im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Produkten wie Weizen oder Hafer nach wie vor klein, was durch die in den letzten Jahren gesunkene Anbaufläche von 5800 Hektar verdeutlicht wird.
Ausblick: Ein Weg in die Zukunft
Die Pläne des Ministeriums scheinen die Branche zu ermutigen. Der Bauernverband erkennt das Potenzial von Nutzhanf, fordert jedoch weitere Vereinfachungen, um den Einstieg für Landwirte zu erleichtern. Nur durch klare und nachvollziehbare Regelungen kann Nutzhanf aus der Nische heraus und zu einem bedeutenden Bestandteil der deutschen Landwirtschaft werden. Der Weg dorthin wird jedoch nicht ohne Herausforderungen sein, insbesondere in Bezug auf die Einhaltung der THC-Grenzwerte, die bei einer Überschreitung die gesamte Ernte gefährden können.
Ein erfolgreicher Anbau könnte nicht nur kommerzielle Vorteile schaffen, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität und zum Klimaschutz leisten. Die Entwicklungen im Nutzhanfanbau werden daher nicht nur für Landwirte, sondern auch für die breite Öffentlichkeit von Interesse sein, während sie auf eine nachhaltigere Zukunft hinarbeiten.
– NAG