Offenbach (dpa) – In Deutschland zeichnet sich in diesem Jahr ein durchschnittliches Tornado-Jahr ab, mit bisher 32 offiziell bestätigten Fällen. Marcus Beyer, Tornado-Experte beim Deutschen Wetterdienst, erklärte zum meteorologischen Herbstbeginn am 1. September, dass der Vergleichswert der letzten Jahre bei 45 Tornados liegt. Dies lässt darauf schließen, dass Deutschland in der Mitte eines normalen Zyklus von Wirbelstürmen steckt.
Ein interessanter Aspekt ist, dass neben den bereits bestätigten Tornados auch viele Verdachtsfälle existieren. Beyer betonte, dass diese Verdachtsfälle im kommenden Frühjahr von der Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland eingehender untersucht werden. Somit kann es gut sein, dass die endgültige Zahl in der Bilanz etwas höher ausfällt, als der derzeitige Stand vermuten lässt.
Erforschung der Tornadofälle
Um einen Tornado offiziell zu bestätigen, sind eindeutige Beweise erforderlich. Fehlen Videoaufnahmen des Ereignisses, ist in der Regel eine Schadensanalyse vor Ort notwendig. «Das Schadensmuster bringt dann in aller Regel Gewissheit», so Beyer. Ein Beispiel für einen Verdachtsfall stammt aus Attendorn in Nordrhein-Westfalen, wo am 24. August 2024 ein mögliches Tornado-Ereignis noch untersucht wird. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass es sich um einen Tornado oder geradlinigen Fallwind handeln könnte. Beyer merkte an, dass dies möglicherweise der 33. Tornado des Jahres 2024 sein könnte.
Die Häufigkeit von Tornados in Deutschland ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich und stark wetterabhängig. Beyer stellte fest, dass in den Daten seit 2000 keine klaren Trends in Bezug auf eine Zunahme oder Abnahme der Tornadozahlen erkennbar sind. Die Wechselwirkungen sind komplex und lassen keine einfachen Schlussfolgerungen zu. Nach Beyers Aussage kann man nicht direkt von einer Zunahme der Temperaturen auf eine Zunahme der Tornadofälle schließen.
In der Meteorologie beginnt jeder Jahreszeit statistisch am ersten Tag des jeweiligen Monats: der Frühling im März, der Sommer im Juni, der Herbst im September und der Winter im Dezember. Diese Einteilung weicht jedoch ein wenig von der kalendarischen Einteilung ab, die sich nach der Erdumlaufbahn um die Sonne richtet. In diesem Jahr fällt der kalendarische Herbstbeginn auf den 22. September, was einen weiteren interessanten Aspekt in der Betrachtung der klimatischen Einflüsse darstellt.