Die politische Landschaft in Deutschland wird zunehmend durch ausgefallene Wahlkampfstrategien geprägt, besonders wenn es um die AfD geht. Ein prominentes Beispiel dafür ist der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke, der während der bevorstehenden Wahlen am 1. September in Bornhagen mit einem Lada vorfuhr – einem Geländewagen, der Erinnerungen an die DDR weckt. Diese Inszenierung ist nicht zufällig gewählt, sondern Teil von Höckes Versuch, eine nostalgische Verbindung zu den Wählern aufzubauen, die in der ehemaligen DDR sozialisiert wurden.
Höcke, geboren in Nordrhein-Westfalen und aufgewachsen in Rheinland-Pfalz, widerspricht mit seinen Wahlambitionen den geographischen Gegebenheiten, da er im Landkreis Greiz kandidiert, der Hunderte von Kilometern von seinem Wohnort entfernt ist. Die Wahlkampfkampagne, die unter dem Motto „Der Osten macht’s“ firmiert, versucht, die Wähler mit Symbolen aus der DDR zu erreichen. Neben dem Lada, der vor dem Wahllokal geparkt war, präsentierte sich Höcke auch auf einer Simson, einem Moped, das in der DDR populär war.
DDR-Nostalgie und rechtsextreme Anspielungen
Die Strategie, die Höcke verfolgt, zielt nicht nur darauf ab, nostalgische Gefühle zu wecken. Kritiker wie Sepp Müller, der Ostdeutschland-Beauftragte der Union, äußerten ihre Besorgnis, dass Höcke den Osten für seine eigenen politischen Zwecke instrumentalisiere. Die Verbindung von DDR-Nostalgie und Anspielungen auf den Nationalsozialismus hat zu heftigen Diskussionen geführt, nicht nur unter den Wählern, sondern auch innerhalb der AfD selbst.
Ein weiteres kontroverses Element ist Höckes Position als „Schutzpatron“ der „Jungen Alternative“, die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft ist. Es gab Berichte darüber, dass AfD-Politiker versuchten, die „Junge Alternative“ von der Partei zu distanzieren, was jedoch auf heftige Widerstände stieß. Höcke selbst hat sich wiederholt zu der Jugendorganisation bekannt und forderte eine schützende Haltung der AfD gegenüber dieser Gruppe.
Grenzen des Sagbaren überschreiten
Doch bei all den nostalgischen Anspielungen bleibt es nicht aus, dass Höcke und die AfD durch ihre Wahlkampfslogans und Darstellung geschickt mit der Grenze des Sagbaren spielen. Höcke wurde bereits mehrfach verurteilt, da er nationalsozialistische Parolen verwendete. Sein berühmtes, aber umstrittenes Motto „Alles für Thüringen“ bedient sich dabei der gefährlichen Doppeldeutigkeit und erinnert an die Verwendung der ähnlichen Parole „Alles für Deutschland“, die in der Geschichte des Nationalsozialismus verwendet wurde.
Wie erfolgreich diese Strategie ist, wird sich nach Schließung der Wahllokale gegen 18 Uhr zeigen. Höckes Ziel, mehr als ein Drittel der Sitze im Parlament zu erlangen, könnte es der AfD ermöglichen, auf wichtige politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen und möglicherweise sogar eine Blockade bei der Wahl von Richtern und im Rundfunkrat zu ermöglichen. Die aktuellen Umfragen zeigen, dass die AfD durchaus die Möglichkeit hat, dies zu erreichen, was die politische Dynamik in Thüringen erheblich beeinflussen könnte.
Insgesamt zeigt sich, dass Höckes Inszenierung sowohl bewusste und strategische Elemente enthält, als auch die brisante Verbindung, die zwischen Nostalgie und politischer Rhetorik hergestellt wird. In einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart verschwommen zu sein scheinen, bleibt abzuwarten, wie die Wähler auf diese Inszenierung reagieren werden.