CoesfeldDeutschlandGesellschaftOsnabrück

Rassismus im Erzgebirge: Ein Erlebnis, das schockiert und verbindet

Während seiner Wahlkampftour im Erzgebirge erlebte der Jurastudent Rami, dessen Eltern aus Syrien stammen und der in Deutschland geboren wurde, mehrfach rassistische Übergriffe, die ihn schockierten und ihm das Gefühl gaben, in einem fremden Land zu sein, was die dringende gesellschaftliche Debatte über Rassismus und Integration neu entfacht.

Rami, ein Jura-Student aus Osnabrück, erlebt während einer Wahlkampftour im Erzgebirge eine traumatische Begegnung mit Rassismus, die seine Sicht auf die Gesellschaft massiv beeinflusst. Der Sohn syrischer Eltern, die seit über 30 Jahren in Deutschland leben, sieht sich plötzlich mit einer brutalen Realität konfrontiert, die ihn erschüttert und überwältigt. „In diesem Moment fühlte ich mich, als wäre ich in einem völlig anderen Land“, beschreibt er sein Empfinden nach den Vorfällen.

Sein Engagement für die Grünen, verbunden mit dem Wunsch, aktiv am politischen Geschehen teilzuhaben, führte ihn vom 23. bis 25. August in die sächsische Region. Rami wollte beim Wahlkampf der Grünen helfen und kam in Kontakt mit einer Umgebung, die ihm als seine Heimat galt. Doch nichts hätte ihn auf die Reaktionen vorbereiten können, die ihm widerfahren sollten. Als er ein Restaurant betritt, sind alle Blicke sofort auf ihn gerichtet. „Es war, als ob ich ein Schauspieler in einem schockierenden Stück bin“, so Rami, der den Fokus der anderen Gäste auf sich als äußerst bedrohlich empfand.

Rassistische Übergriffe

Die schlimmeren Erlebnisse ließen nicht lange auf sich warten. Anfangs wird ihm der Zugang zur Toilette verweigert, was ihm als eine zusätzliche Demütigung erscheint. Besonders verstörend wird es aber, als er in Annaberg-Buchholz von einem älteren Mann auf der Straße angegriffen wird. „Er drückte mich gegen eine Wand und beschimpfte mich regelrecht“, erinnert sich Rami. Die Abwehrhaltung des Mannes offenbarte gegenüber Rami eine tief verwurzelte Feindseligkeit. „Ich hatte so etwas vorher nur in Filmen gesehen“, reagiert Rami erschüttert. Diese brutalen Angriffe auf seine Identität lassen in ihm den Gedanken aufkommen, dass er als Ausländer wahrgenommen werde, obwohl er deutscher Staatsbürger ist.

Ein weiteres schockierendes Erlebnis überkommt Rami, als eine Mutter ihr Kind von ihm fortzieht, nur weil er sich auf einer Bank niedergelassen hat. Diese Handlung deutet eine unwiderrufliche Ausgrenzung an, die Rami in seiner eigenen Heimat nicht für möglich gehalten hätte. „Es sind nicht nur Blicke oder Worte. Es sind konkrete Zeichen der Ablehnung, die mich überfordern“, stellt er klar.

Rami fragt sich, ob die nahen Ereignisse in Solingen, wo ein Syrer drei Personen ermordet und viele weitere verletzt hat, Einfluss auf die Sichtweisen der Menschen in seiner Umgebung hatten. „Konnte es sein, dass ich deshalb zur Zielscheibe wurde? Ich wollte es nicht glauben“, gesteht Rami und spürt eine Ohnmacht, die ihn nicht loslässt. Die Ereignisse haben ihn nicht nur persönlich betroffen gemacht, sie werfen auch grundlegende Fragen zur gesellschaftlichen Haltung gegenüber Migranten auf.

Ein Aufruf zum Dialog

Trotz aller negativen Erfahrungen möchte Rami über Rassismus sprechen und den Dialog suchen. Er sieht es als seine Pflicht an, sich mit Problemen auseinanderzusetzen, die oft unsichtbar bleiben. „Der Grund, warum ich mich politisch engagiere, liegt in meiner persönlichen Geschichte und dem Wunsch nach einem Miteinander“, erklärt er und hebt hervor, dass Migration eine wertvolle Bereicherung für die Gesellschaft darstellt.

Er beschreibt seinen Appell an die Menschen, offener mit dem Thema umzugehen und Vorurteile abzubauen. „Ich will nicht, dass die Gesellschaft weiter gespalten wird. Wir müssen alle zusammenarbeiten und verstehen, dass jeder Mensch wertvoll ist – egal, woher er kommt“, so Rami entschlossen.

Die Ereignisse des Wochenendes werden für Rami eine prägende Erinnerung bleiben. Die landschaftliche Schönheit des Erzgebirges kann ihm nicht das Gefühl der Bedrohung nehmen, das ihn übermannt. „Ich kann nicht anders, als die Gegend zu meiden, obwohl ich sie gerne besucht hätte“, sagt er. Noch lange nach den Vorfällen beschäftigt ihn die Frage, wie und in welcher Form sich die Gesellschaft weiterentwickeln kann, um eine inklusivere Zukunft zu gestalten. „Es ist Zeit, dass wir die menschlichen Werte in den Mittelpunkt stellen.“

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"