Steuerreform: Ein Schritt zu mehr Chancengleichheit für Frauen
Berlin (ots)
Die anhaltende Debatte um die Steuerklassen in Deutschland wirft nicht nur Fragen der Fairness auf, sondern hat auch direkte Auswirkungen auf die berufliche Motivation vieler Frauen. Besonders verheiratete Frauen, die in Teilzeit arbeiten, sehen sich oft in einer finanziell unvorteilhaften Position, wenn sie gemeinsam mit ihrem Partner eine Steuererklärung einreichen und die Steuerklassen 3 und 5 gewählt haben.
Ursprung des Problems
In dieser Konstellation entsteht häufig das Gefühl, dass sich der eigene Arbeitsaufwand kaum lohnt, da der Partner mit dem niedrigeren Einkommen spürbar weniger vom gemeinsamen Einkommen profitiert. Die Wahl der Steuerklassen zeigt hier deutlich ihre Nachteile, insbesondere für Frauen, die sich in Teilzeitarbeitsverhältnissen befinden. Ein häufiges Resultat ist die Entscheidung, die Arbeitszeit nicht zu erhöhen, da zusätzliche Stunden als wirtschaftlich unattraktiv empfunden werden.
Reformen im Steuerrecht
Die Bundesregierung unter der Ampelkoalition bringt nun frischen Wind in diese Thematik. Es wird eine grundlegende Reform angestoßen, die das bestehende Ehegattensplitting zwar beibehält, jedoch die derzeitigen Steuerklassen 3 und 5 mittelfristig abschaffen will. Zukünftig soll die Steuerklasse 4 mit einem Faktorverfahren zur Regel werden. Diese Neuregelung sorgt dafür, dass der steuerliche Vorteil gleichmäßiger auf die beiden Partner verteilt wird, sodass beide monatlich von der Besteuerung profitieren.
Warum diese Reform wichtig ist
Dieser Reformansatz kommt nicht von ungefähr. Institutionen wie die EU-Kommission und die OECD haben verstärkt auf die Notwendigkeit hingewiesen, das Erwerbspotenzial von Frauen zu fördern. Angesichts des bereits bestehenden Fachkräftemangels in Deutschland ist es umso wichtiger, die Arbeitsmärkte für alle Talente zu öffnen und besonders Frauen dazu zu ermutigen, in Vollzeit oder in besser bezahlte Positionen zu wechseln. Eine solche Steuerreform kann der Schlüssel sein, um diese Barrieren abzubauen und das Arbeitskräfteangebot zu maximieren.
Der Weg nach vorne
Der erste Schritt ist getan, doch das muss der Anfang weiterer, weitreichender Reformen sein. Deutschland wird weiterhin mit den Herausforderungen eines Fachkräftemangels konfrontiert sein, der durch eine Kombination aus qualifizierter Zuwanderung, verbesserter Kinderbetreuung und einer intensiven Aus- und Fortbildung angegangen werden muss. Steuerreformen sind dabei jedoch ein zentraler Baustein. Nur so kann eine nachhaltige Veränderung herbeigeführt werden, die nicht nur für die Frauen, sondern für die gesamte Gesellschaft von Vorteil ist.
– NAG