Die Zukunft der Energieversorgung in Deutschland hängt stark von einem ehrgeizigen Infrastrukturprojekt ab, dem Süd-Ost-Link. Der Netzbetreiber Tennet hat kürzlich Initiativen ergriffen, um die Umsetzung dieser wichtigen Gleichstromleitung zu beschleunigen. Insbesondere beantragte Tennet die Genehmigung für einen vorzeitigen Baubeginn bei der Bundesnetzagentur, um die Montagearbeiten für die Erdkabelleitung zwischen Marktredwitz und Pfreimd voranzutreiben.
Das Vorhaben ist nicht nur bedeutsam für die Energiewende, sondern auch für die regionale Entwicklung der betroffenen Gebiete. Ob in Wunsiedel im Fichtelgebirge, Tirschenreuth, Neustadt/WN, Weiden oder Schwandorf – überall dort hat Tennet die Rodung von Bäumen und das Freimachen von Lichtraumprofilen angekündigt. Ein entscheidender Schritt, um die Wege für schweres Gerät vorzubereiten und Baustellenflächen einzurichten. Darüber hinaus sind auch Schutzmaßnahmen notwendig. Dazu gehören die Aufstellung von Schutzzäunen und die Einführung von Vergrämungsmaßnahmen, um die Sicherheit während der Bauarbeiten zu gewährleisten.
Bäume für eine grünere Zukunft
Die Baumrodung selbst soll nach den Plänen frühestens im Oktober 2024 beginnen, wobei einige Baumfällungen bereits in der Saison 2024/2025 stattfinden sollen. Die abschließenden Bauarbeiten sind für 2025/2026 vorgesehen. Diese Schritte sind nicht nur eine technische Notwendigkeit, sondern auch eine klare Ansage an die Notwendigkeit, Windenergie effizienter in den Süden Deutschlands zu transportieren. Die geplante Kapazität des Süd-Ost-Links wird mit jeweils 2 Gigawatt beziffert, was ausreichend wäre, um etwa 10 Millionen Haushalte in Deutschland mit Strom zu versorgen.
Trotzdem hat Tennet einen riskanten Schritt unternommen: Der Beginn des Projekts fand bereits vor der formellen Genehmigung durch die Bundesnetzagentur statt. Das Unternehmen war fest davon überzeugt, dass die Genehmigung erteilt wird. Doch mit diesem vorzeitigen Baubeginn trägt Tennet ein gewisses Risiko – sollte die Genehmigung nicht erteilt werden, müssen alle durchgeführten Arbeiten wieder rückgängig gemacht werden, was zu erheblichen zusätzlichen Kosten führen könnte. Diese unbequeme Situation zeigt die ohnehin schon spürbaren Spannungen innerhalb des deutschen Genehmigungssystems für große Infrastrukturprojekte.
Hintergrund der Planung ist die Strategie Deutschlands zur Energiewende, die seit 2012 anläuft. Der Süd-Ost-Link stellt einen entscheidenden Bestandteil dar, indem er es ermöglichen soll, den wachsenden Bedarf an erneuerbaren Energien in den Süden zu transportieren. Der Vergleich zu den Atomkraftwerken in Isar, die zusammen auf etwa 2,3 Gigawatt kommen, verdeutlicht die Rolle dieser plane zukünftigen Erdkabelleitungen. Während die Atomkraftwerke traditionell von einer zentralen Energieerzeugung profitieren, setzt der Süd-Ost-Link auf eine dezentrale und nachhaltige Energiezukunft.
Die Schritte, die Tennet nun unternimmt, sind daher nicht nur entscheidend für die Umsetzung des Projekts, sondern auch von weitreichender Bedeutung für die zukünftige Energieinfrastruktur in Deutschland. Mit diesen Maßnahmen wird der Weg für eine umweltfreundlichere Energieversorgung geebnet, die immer mehr auf erneuerbare Quellen und Technologien angewiesen ist.