Die Diskussion um den Tiefseebergbau nimmt an Fahrt auf, während die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) sich zu einer entscheidenden Generalversammlung in Kingston, Jamaika, trifft. Dies geschieht im Vorfeld des ersten Antrags auf Tiefseebergbau, der bereits für dieses Jahr angekündigt wurde. Unter den 168 Vertragsstaaten des UN-Seerechtsübereinkommens (Unclos) und der Europäischen Union ist Deutschland besonders aktiv, um ein Konzept zum Schutz der empfindlichen Meeresumwelt voranzubringen.
Wichtige Entscheidungen über die Meeresumwelt
Die Frage des potenziellen Tiefseeabbaus wird zunehmend drängender, da der kanadische Konzern The Metals Company plant, mit dem Abbau von Rohstoffen auf dem Meeresboden zu beginnen. Die geplanten Aktivitäten betreffen vor allem die sogenannten Manganknollen, die wichtige Rohstoffe wie Mangan, Kobalt, Kupfer und Nickel enthalten – Materialien, die für die Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge unerlässlich sind.
Die Herausforderung liegt jedoch darin, die Umweltfolgen dieses Vorhabens zu bewerten. Um ein verantwortungsvolles Vorgehen zu gewährleisten, schlägt Deutschland vor, keine Genehmigungen für den Tiefseebergbau zu erteilen, bis umfassende Studien zu den ökologischen Auswirkungen vorliegen. Diese Maßnahmen sind darauf ausgerichtet, das noch wenig erforschte Ökosystem der Tiefsee zu schützen, das durch menschliche Aktivitäten erheblich gefährdet sein könnte.
Die Rolle des Generalsekretärs der ISA
Ein zentraler Akteur in dieser Diskussion ist der Generalsekretär der ISA, Michael Lodge. Er steht zur Wiederwahl und wird Kritiker zufolge vorgeworfen, enge Beziehungen zur Industrie zu pflegen. Während der Versammlung wird die Wahl zwischen ihm und der brasilianischen Ozeanographin Leticia Carvalho stattfinden. Diese Wahl könnte entscheidend sein, da der Generalsekretär erheblichen Einfluss auf die künftige Politik der ISA haben könnte, insbesondere in Bezug auf die Genehmigung von Anträgen und den Schutz der Meeresumwelt.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Mit dem bevorstehenden Antrag auf Tiefseebergbau stellt sich die Frage, ob Lobbying-Interessen die Umweltpolitik überlagern werden. Der ISA-Rat hat bislang keine verbindlichen Regeln für den Tiefseebergbau aufgestellt, was eine transparente und fundierte Entscheidungsfindung erschwert. Zahlreiche Umweltwissenschaftler warnen vor den potenziellen Gefahren für die Tiefsee und hinterfragen die Notwendigkeit des Abbaus angesichts der verfügbaren alternativen Materialien und Ressourcen.
In Anbetracht dieser komplexen Herausforderungen ist der Ausgang der Versammlung entscheidend, nicht nur für die Internationalen Meeresbodenbehörde, sondern auch für den globalen Trend zum Schutz der Ozeane und der Schaffung nachhaltiger Lösungsansätze für die Ressourcennutzung. Der Schutz unserer Meere und ihrer Geheimnisse sollte dabei stets Priorität haben.
– NAG