Die Insolvenzwelle in Deutschland setzt sich ungebremst fort, und der kürzliche Fall des traditionsreichen Felgenherstellers BBS aus Schiltach ist ein weiteres alarmierendes Beispiel für die angespannten wirtschaftlichen Verhältnisse in der Branche. Die Folgen dieser Entwicklung betreffen nicht nur die unmittelbare Belegschaft, sondern spiegeln auch eine breitere Problematik wider, die die gesamte Autozulieferindustrie betrifft.
Krise in der Autozulieferindustrie
Insolvenzen, wie die von BBS, haben in den letzten Jahren zugenommen und werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, mit denen die Branche konfrontiert ist. Die Zahl der Großinsolvenzen im ersten Halbjahr 2024 ist laut der Unternehmensberatung Falkensteg um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. „Hohe Zinsen und unsichere Umsätze wirken sich negativ auf potenzielle Investitionen aus“, erläutert Jonas Eckhardt, Partner bei Falkensteg.
BBS: Ein lange währender Kampf
BBS ist nicht nur ein weiterer Autozulieferer; das Unternehmen hat seinen Ursprung im Jahr 1970 und war lange Zeit für seine hochwertigen Felgen bekannt, darunter auch das Modell, das Michael Schumachers erstes Formel-1-Weltmeister-Auto ausstattete. Trotz seiner traditionellen Wurzeln hat das Unternehmen seit 2007 bereits fünf Insolvenzen erlebt. Der erneute Insolvenzantrag, veröffentlicht am 26. Juli 2024, stellt das Schicksal von etwa 270 Angestellten in zwei Werken in Schiltach und Herbolzheim in Frage.
Die Unsicherheit der Mitarbeiter
Für die 240 Mitarbeiter von BBS ist die Situation besonders besorgniserregend. Berichten zufolge erhielten die Angestellten im Mai und Juni bereits kein Gehalt, was die Unsicherheit über die Zukunft ihrer Arbeitsplätze verstärkte. Stefan Prutscher, politischer Sekretär der IG Metall Freudenstadt, äußerte kürzlich: „Die Zukunft von BBS ist im Moment völlig offen.“
Hintergründe der Insolvenz
Die erneute Pleite war nicht völlig überraschend, da es schon nach der vierten Insolvenz Anzeichen gab, dass das Unternehmen in Schwierigkeiten war. Der letztjährige Einstieg des türkischen Investors ISH Group, der versprochen hatte, Arbeitsplätze zu sichern, steht nun in starkem Kontrast zur aktuellen Realität. Wachsende Energiepreise und ein Rückgang der Nachfrage nach Felgen waren Ursachen, die bereits in der Vergangenheit zu Insolvenzen führten und auch BBS vor massive Herausforderungen stellten.
Ein Trend mit weitreichenden Folgen
Die Insolvenz von BBS ist ein Indikator für eine tiefgreifende Umstrukturierung in der Autozulieferindustrie. Wirtschaftsanalysten warnen davor, dass zahlreiche Unternehmen sich anpassen müssen, um im internationalen Handel bestehen zu können. „Es ist nötig, sich zu wandeln, um langfristig erfolgreich zu sein“, so Eckhardt, und das bedeutet auch, dass wir möglicherweise mehr solcher Insolvenzen in der nahen Zukunft beobachten müssen.
Die Situation der Mitarbeiter bei BBS und anderen Betrieben verdient daher nicht nur lokale Aufmerksamkeit, sondern fordert auch ein Umdenken in der gesamten Branche. Die Unsicherheit über die Zukunft ihrer Jobs und der wirtschaftlichen Stabilität des Sektors ist ein bedeutendes Thema, das die Verantwortlichen aufwecken sollte.
– NAG