Friesland/Wilhelmshaven – In Deutschland angekommen, verbinden viele ukrainische Flüchtlinge ihre neue Lebenssituation mit einem Stück Heimat, indem sie Gemüse und Kräuter anbauen. Dieses Gärtnern ist nicht nur eine Möglichkeit, die eigene Kultur aufrechtzuerhalten, sondern auch eine Art der mentalen Verarbeitung der gescheiterten Rückkehr.
Ein Weg zur Integrationsförderung
Das eigene Gemüse anzubauen, wird zunehmend als ein wichtiger Teil der Integration in die deutsche Gesellschaft angesehen. Besonders in Friesland und Wilhelmshaven zeigen Flüchtlinge, wie sie durch Gartenarbeit ihre Identität bewahren und gleichzeitig ein Gefühl der Zugehörigkeit zur neuen Umgebung entwickeln.
Persönliche Rückverbindung zur Heimat
Raisa Chaikivska, die in Jever lebt, pflanzt mit großer Leidenschaft verschiedene Gemüsesorten an und beschreibt dies als eine Rückkehr zu ihren Wurzeln. „Wir haben immer Gemüse in der Ukraine angebaut. Das Gärtnern lässt mich die friedlichen Momente meiner Vergangenheit wieder erleben“, erzählt sie und beschreibt, wie sie trotz Herausforderungen, wie Schnecken, kreative Lösungen findet, um ihre Pflanzen zu schützen.
Familienbande und Traditionen
Ein weiterer Aspekt dieser Gärtneraktivitäten ist die Hoffnung auf eine kulturelle Weitergabe an die nächste Generation. Lyudmila Tomchuk, die mit ihren Kindern in Moorwarfen lebt, betont, wie wichtig es für sie ist, das Wissen über den eigenen Gartenbau weiterzugeben: „Es ist für meine Kinder von Bedeutung zu lernen, wo ihr Essen herkommt“, sagt sie und erinnert sich an ihre Zeit in der Ukraine, wo ihr Obstgarten eine zentrale Rolle im Familienleben spielte.
Herausforderungen und Lösungen
Obwohl der Gemüseanbau in Deutschland nicht günstig ist, motivieren die meisten Flüchtlinge das für ihre Familien zu tun. Myroslava Shepotko teilt die Erfahrungen mit Schädlingen, wie im Fall von Gurken, aber der Anbau hat auch seine positiven Seiten: „Es ist nicht immer einfach, aber es macht mir Freude zu sehen, wie mein Sohn die selbst angepflanzten Gurken genießt“, erzählt sie.
Von der Großstadt in die Natur
Auch die Ukrainerin Olena Tsukanova spiegelt diesen Trend wider. Nachdem ihre Familie aus der Großstadt Zaporizhzhya geflüchtet ist, hat sie im neuen Zuhause in Wilhelmshaven Möglichkeiten gefunden, Gemüse anzubauen. „Es ist ein Stück Heimat in einem Topf“, beschreibt sie das Gefühl, wenn sie Gurken aus ukrainischen Samen zieht. Trotz des Umbruchs in ihrem Leben gibt ihre Gartenarbeit den Flüchtlingen ein Gefühl von Stabilität.
Kulturelle Resilienz durch Gärtnern
Das gemeinsame Gärtnern zeigt, wie die ukrainischen Flüchtlinge in einer neuen Umgebung Traditionen aufrechterhalten und gleichzeitig wertvolle Lebenskompetenzen für ihre Kinder vermitteln. Diese kleinen Gärten sind weit mehr als nur Orte zum Anbauen von Gemüse; sie sind Symbol für Hoffnung, Resilienz und den Willen, die eigene Kultur in einem fremden Land zu bewahren.
– NAG