Systemfragen in der Sozialpolitik: Ulrich Schneider über die Zukunft der Wohlfahrt
Berlin (ots)
In einem aufschlussreichen Interview mit „nd.DieWoche“ spricht Ulrich Schneider, der scheidende Geschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, über die dringende Notwendigkeit von Umverteilung in der Gesellschaft. Schneider, der in der Sozialpolitik eine einflussreiche Stimme ist, betont, dass soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit nur durch gezielte Maßnahmen erreicht werden können.
Die Herausforderung der politischen Agenda
Schneider äußert die klare Überzeugung, dass es ohne Umverteilung immer schwieriger wird, die Gesellschaft zusammenzuhalten. „Im Moment gibt es zwar keine realistisch denkbare Parteienkonstellation, die das umsetzen würde“, erklärt er. Dennoch sieht er keinen Grund, diese Themen aufzugeben. „Ganz im Gegenteil. Es ist wichtig, weiterhin für diese Veränderungen zu kämpfen.“
Rolle der Nichtregierungsorganisationen
Ein zentraler Punkt in Schneiders Argumentation ist die Aufforderung an Nichtregierungsorganisationen (NGOs), eine aktivere Rolle in der politischen Diskussion einzunehmen. Er fordert, dass diese Organisationen „zugespitzter auftreten“ und keine Angst davor haben sollten, grundlegende Systemfragen aufzuwerfen. Die Verpflichtung zur Veränderung liege nicht nur beim Parlament, sondern auch in der Verantwortung der Zivilgesellschaft.
Persönliche Karriere und Verantwortung
Nach 25 Jahren als Hauptgeschäftsführer verlässt Schneider den Paritätischen. In dieser Zeit hat er aktiv dazu beigetragen, die Rolle der öffentlichen Fürsorge zu stärken. Seine eigene politische Vergangenheit als Mitglied der Linken zwischen 2016 und 2022 betrachtet er unkritisch: „Meine Loyalität zur Wohlfahrtspolitik war nie im Zweifel“, erklärt er und hebt hervor, dass seine gesamte Berufsbiografie stark mit dem Paritätischen verbunden ist.
Zukunftsperspektiven in der Sozialpolitik
Schneider denkt, dass die Wohlfahrt und Gewerkschaften aufgrund personeller Überschneidungen häufig zurückhaltend sind. Dies könnte dazu führen, dass wichtige gesellschaftliche Themen nicht ausreichend adressiert werden. Durch die Aufruf an die NGOs und eine intensivere Auseinandersetzung mit Systemfragen könnte jedoch neue Dynamik in die sozialpolitische Debatte kommen.
Die Bedeutung von Umverteilung
Insgesamt zeigt Schneiders Statement, dass die Themen Umverteilung und soziale Gerechtigkeit für die Zukunft der sozialen Landschaft von entscheidender Bedeutung sind. „Wenn wir ernsthaft an einem fairen und gerechten Zusammenleben interessiert sind, müssen wir diese Fragen offensiv angehen“, so Schneider abschließend. Seine Beobachtungen werfen daher einen wichtigen Blick auf die Herausforderungen, vor denen die soziale Gerechtigkeit in Deutschland steht.
– NAG