Neu-Delhi (dpa) – Die aktuelle Kritik der Unesco an Deutschland, Dänemark und den Niederlanden wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, denen das Weltnaturerbe Wattenmeer gegenübersteht. Die geplanten Aktivitäten und Infrastrukturprojekte in diesem einzigartigen Ökosystem stehen im Fokus der Diskussion, insbesondere im Kontext der Energiewende und des notwendigen Umwelt- und Naturschutzes.
Bedrohungen für das Ökosystem
Seitens der Unesco wird eindringlich auf die Gefahren hingewiesen, die durch den Abbau von Rohstoffen wie Öl und Gas sowie durch neue Infrastrukturmaßnahmen entstehen. Diese Aktivitäten könnten nicht nur dem Welterbestatus des Wattenmeers schaden, sondern auch die ohnehin geschädigte Umwelt zusätzlich belasten. Die kritische Stellungnahme wurde während einer Sitzung in Neu-Delhi verabschiedet, wo das Komitee der UN-Organisation ohne weitere Diskussion dieser Thematik zustimmte.
Eine Reise ins Innere des Wattenmeers
Der NABU (Naturschutzbund Deutschland) hebt hervor, dass der Erhalt der Naturlandschaften umso wichtiger ist, da mehr als zehn Millionen Wat- und Wasservögel auf diese Lebensräume angewiesen sind. Laut NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger sind die intakten Ökosysteme nicht nur für die Tiere von essenzieller Bedeutung, sondern ebenfalls für die touristische Wirtschaft in den Küstenregionen. Millionen von Besuchern kommen jedes Jahr an die Nordsee, um Natur und Erholung zu genießen, was für die lokale Wirtschaft unerlässlich ist.
Welterbe und globale Verantwortung
Das Wattenmeer ist nicht nur für Deutschland von Bedeutung, sondern hat einen Platz im globalen UNESCO-Katalog, in dem es mit anderen berühmten Welterbestätten wie dem Grand Canyon und dem Great Barrier Reef konkurriert. Der Titel Anerkennung als Weltnaturerbe wurde im Jahr 2009 offiziell verliehen und seitdem weiterhin durch Erweiterungen berücksichtigt, um die kulturelle und biologische Vielfalt dieser Region zu schützen. Ein Beispiel hierfür ist die Erweiterung des Titels auf das Hamburgische Wattenmeer im Jahr 2011 und das dänische Wattenmeer im Jahr 2014.
Nachhaltige Lösungen finden
Der NABU formuliert klare Forderungen: Kabeltrassen für Offshore-Windparks sowie Pipelines sollten, wo immer möglich, außerhalb des Unesco-Welterbegebiets verlaufen. Es wird angestrebt, alternative Routen vorzuschlagen, die die Schifffahrtsstraßen der Ems, Weser und Elbe nutzen. Dies könnte einen Kompromiss darstellen, der sowohl den Anforderungen der Energiewende als auch dem Schutz des Wattenmeers Rechnung trägt.
Die Diskussion um die Nutzung und den Schutz des Wattenmeers spiegelt ein größeres Problem wider – die Herausforderung, wirtschaftliche Interessen mit dem notwendigen Erhalt der Umwelt in Einklang zu bringen. Das Wattenmeer darf in diesem Prozess nicht zum Verlierer werden, sondern muss als wertvoller Lebensraum und touristische Attraktion geschützt werden.
– NAG