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Ungerecht oder notwendig? Steuerliche Behandlung von ausländischen Facharbeitern sorgt für Diskussion

Steuererleichterungen für ausländische Fachkräfte: Eine unfaire Behandlung?

In Deutschland besteht ein weitgehender Konsens darüber, dass mehr Fachkräfte aus dem Ausland benötigt werden, um den demografischen Wandel auf dem Arbeitsmarkt auszugleichen. Die Frage ist jedoch, wie dieser Zustrom schnell und effektiv gelingen kann.

In diesem Zusammenhang haben Bundesfinanzminister Lindner und Bundeswirtschaftsminister Habeck kürzlich eine kontroverse Antwort gegeben. Ausländische Facharbeiter sollen laut ihren Plänen in den ersten drei Jahren gestaffelt weniger Steuern zahlen als ihre deutschen Kollegen und Kolleginnen. Diese Maßnahme stößt nicht nur beim Präsidenten des Steuerzahlerbundes auf Diskriminierungsvorwürfe.

Es ist bedenklich, dass der Einstieg ins deutsche Berufsleben mit einer Ungerechtigkeit beginnen könnte. Boni, Wohnungszuschüsse oder betriebliche Prämien, die steuerlich absetzbar sind, wären sicherlich eine bessere Alternative zu einer steuerlichen Benachteiligung der deutschen Arbeitnehmer. Diese sind bereits aufgrund der hohen Steuerabgaben frustriert und würden wahrscheinlich wenig Verständnis für eine solche Bevorzugung aufbringen.

Aus gesellschaftspolitischer Sicht ist dieser Schritt ebenfalls unklug. Angesichts der zunehmenden Vorurteile gegenüber Ausländern trägt eine unterschiedliche steuerliche Behandlung zu einer gefährlichen Neiddebatte bei, die niemandem nützt.

Es hat sich immer wieder gezeigt, dass es kontraproduktiv ist, Deutsche und Ausländer finanziell gegeneinander auszuspielen. Ein Beispiel hierfür war der gescheiterte Versuch des ehemaligen Verkehrsministers Andreas Scheuer, eine Autobahnmaut ausschließlich von Ausländern zu kassieren. Dieses Vorhaben endete vor Gericht in einem Fiasko und wurde für die Steuerzahler äußerst teuer. Die Politik sollte aus solchen Erfahrungen wirklich lernen.

Es ist wichtig, dass wir fair und gerecht agieren, wenn es um die Integration von ausländischen Fachkräften geht. Die Förderung von Vielfalt und Chancengleichheit sollte im Mittelpunkt stehen, anstatt eine Spaltung der Gesellschaft voranzutreiben. Eine ausgewogene und diskriminierungsfreie Behandlung aller Arbeitnehmer ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und Integration auf dem deutschen Arbeitsmarkt.

Es bleibt zu hoffen, dass die politischen Entscheidungsträger dies berücksichtigen und nach alternativen Wegen suchen, um den Fachkräftemangel in Deutschland zu beheben, ohne dabei bestehenden Ressentiments Vorschub zu leisten.

Quelle: Berliner Morgenpost

NAG

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