Sangerhausen (Sachsen-Anhalt) – Im Herzen von Deutschland füllt sich an diesem Wochenende Eisenach mit Nostalgie und Leidenschaft für Oldtimer, speziell für die legendären Wartburg-Modelle. Das große Wartburg-Treffen, genannt „Heimweh“, zieht Fans aus ganz Europa an und wurde durch die bewegende Geschichte eines besonderen Teilnehmers bereichert.
Ein bemerkenswertes Comeback
Tobias Langenhahn gibt seinen Traum nicht auf. Trotz eines schweren Schicksalsschlags im Jahr 2021, als er nach einem Fahrradunfall querschnittsgelähmt wurde, hat er sich entschlossen, das Steuer seines geliebten Wartburg 353 W wieder in die Hand zu nehmen. Der Unfall hat nicht nur sein Leben, sondern auch seine Mobilität stark eingeschränkt, und fünf Monate Krankenhausaufenthalt prägten seine Erfahrungen.
Umgebaut für die Freiheit
Um Tobias zu helfen, stellten Freunde aus der Oldtimer-Szene einen einzigartigen Wartburg für ihn her. Dabei wurde die Limousine so umgebaut, dass er auch ohne den Einsatz seiner Füße fahren kann. Ein Handbedienungssystem ersetzt die klassischen Pedale: Auf der linken Seite des Lenkrads ist ein Hebel für die Kupplung, während ein spezieller Gasgriff – ähnlich dem eines Mopeds – den Wagen beschleunigt. Dieses kreative Umbauprojekt stellt nicht nur eine technische Meisterleistung dar, sondern ist auch ein Beispiel für die Solidarität innerhalb der Oldtimer-Community.
Die Herausforderungen der Umbauten
Tobias’ Umbau stellte jedoch nicht nur technische Herausforderungen dar. Aufgrund seiner Rückenmarksverletzung leidet er unter spastischen Zuckungen, die ein Sicherheitsrisiko beim Fahren darstellen. Um dies zu lösen, wurden Abdeckungen für die Pedale installiert, und ein spezieller DDR-Schalensitz sorgt dafür, dass er sicher im Fahrzeug bleibt. Trotz der Autosicherheit müssen beim Ein- und Ausladen seines Rollstuhls Komplikationen bewältigt werden, die oft die Hilfe von Freunden erfordern. Tobias erklärt: „Ich habe meinen Rolli lieber auf der Rückbank. Bin ich alleine, muss ich ihn auf den Beifahrersitz hieven.“
Ein emotionaler Moment
Martin, einer der Organisatoren des „Heimweh“-Treffens, erwähnt: „Wir sind keine heiligen Samariter; uns hat die Technik interessiert, und wir wollten Tobias glücklich machen.“ Und das ist eindeutig gelungen. Bei der Übergabe seines umgebauten Wartburgs waren die Tränen der Freude nicht zu unterdrücken – ein klarer Beweis dafür, wie wichtig diese Rückkehr für Tobias ist.
Ein Symbol der Hoffnung und Gemeinschaft
Das Event in Eisenach ist mehr als nur ein Treffen für Oldtimerliebhaber. Es steht auch für die Stärke der Gemeinschaft, den unerschütterlichen Willen, Herausforderungen zu überwinden, und die Kraft der Freundschaft. Tobias’ wiedererlangte Mobilität im Wartburg ist nicht nur ein persönlicher Triumph, sondern auch ein inspirierendes Beispiel, dass Technik und Unterstützung dazu beitragen können, auch in schwierigen Lebenslagen wieder Freude am Fahren und am Leben zu finden.
Das Wartburg-Treffen in Eisenach zeigt, dass mit Teamarbeit und innovativen Lösungen alles möglich ist, und die Liebe zu Oldtimern verbindet und motiviert – ganz gleich, welche Herausforderungen das Leben bereithält.