Das Weimarer Kunstfest zieht in diesem Jahr wieder zahlreiche Besucher an, während der Theatersaal mit einem Fest der bunten Kulturen aufwartet. Am Theaterplatz herrscht eine fröhliche Atmosphäre, die von Reden über Vielfalt und Gemeinschaft geprägt ist. Allerdings überschattet die drohende Thüringer Wahl die festlichen Ereignisse, denn Umfragen zeigen, dass die Alternative für Deutschland (AfD) bei etwa 30 Prozent der Stimmen liegen könnte. Diese politische Entwicklung wirft einen Schatten auf das sonst so harmonische Bild.
Der Weimarer Kunstfest, das dieses Jahr unter dem Motto „Wofür wir kämpfen“ steht, verspricht eine Vielzahl von Veranstaltungen, die Highlights der Kunst und die Stimmen der Vergangenheit wieder aufleben lassen sollen. Besonders lukrativ war die multimediale Konzertinstallation „The Weird & The Eerie“, die von Michael von zur Mühlen inszeniert und von bekannten Künstlern wie Andreas Spechtl und Katharina Ernst begleitet wird. Hier vermischen sich elektronische Klänge mit darstellerischen Elementen, um die Besucher in eine andere Welt zu entführen.
Abgesagte Teilnahme von Sandra Hüller
Eines der Hauptanziehungspunkte des Festivals, Sandra Hüller, eine in Thüringen geborene Schauspielerin, hatte ursprünglich eine zentrale Rolle spielen sollen. Trotz ihrer großen Bedeutung für das Festival musste sie aus persönlichen Gründen absagen, was Festivaldirektor Rolf C. Hemke verständlicherweise missfiel. Diese Absage kam dennoch ungelegen, da Hüller nicht nur auf vielen Werbematerialien abgebildet war, sondern in ihren Auftritten auch symbolisch für das Durchsetzungsvermögen der Kunstszene steht.
Ein Ereignis am Vorabend der Landtagswahl, die „Wahlgedenkgala“ im Nationaltheater, trägt zusätzliche Brisanz. Hier wird eine bunte Zusammenstellung von Künstlern erwartet, sogar mit einer K-Pop-Band sowie einem Comedian. Die Vorfreude könnte jedoch durch anstehende Störungen durch rechte Gruppierungen, die auch schon in der Vergangenheit gegen das Kunstfest protestierten, getrübt werden. Ein besorgniserregender Vorfall ereignete sich in den vergangenen Tagen, als der Mitherausgeber einer rechten Zeitung als Reporter für die Gala akkreditiert wurde, was zu einem Email-Austausch führte, der die Sicherheitsvorkehrungen auf die Probe stellte.
Angesichts dieser Ereignisse scheint das Festival auch eine Möglichkeit zu sein, gegen den Einfluss extremer politischer Kräfte zu kämpfen. Ein Plakat, das Björn Höcke mit Sonnenbrille zeigt und den Slogan „Fast verboten gut“ trägt, verdeutlicht die Konfrontation zwischen der AfD und der vielfältigen Kulturszene in Weimar. Diese Plakatierung steht symbolisch für die Bemühungen der rechten Parteien, ihre Positionen auch in kulturellen Räumen zu verankern.
Eine Zeitreise durch die Kunst
Während das Kunstfest die verschiedensten Kunstformen entfaltet, bleibt der Gedanke an den bevorstehenden Wahltermin ständig im Hinterkopf. In der ehemaligen KET-Halle erwarteten die Teilnehmer nicht nur klassische Konzerte, sondern auch beeindruckende Installationen, die sich mit der Erinnerung und der Vergangenheit auseinandersetzen. So sticht die Ikone Arnold Schönberg, dessen Werk „Ein Überlebender aus Warschau“ neu aufgearbeitet wird, besonders hervor. Unter der Leitung von Max Czollek zeigten Künstler, dass das Erinnern an die dunklen Zeiten der Geschichte ein zentraler Bestandteil des künstlerischen Schaffens ist.
Ein weiterer Höhepunkt des Festivals ist „Buchenwald Memory“, eine Aufführung, die die tragischen Erlebnisse im Konzentrationslager thematisiert. Hier wird die Verbindung zwischen Kunst und Politik besonders deutlich, da viele Künstler versuchen, die Erinnerungen an die Vergangenheit in die heutige Zeit zu transportieren und eine kritische Reflexion darüber anzuregen, was die Gesellschaft aus ihrer Geschichte lernen kann.
Am Ende des Abends, bei der „Wahlgedenkgala“, war die Sicherheit spürbar erhöht, während die Besucher in Schlangen vor dem Nationaltheater warteten. Inmitten der Vorbereitungen für das große Event, das doch stark durch die politische Situation geprägt ist, bleibt der Gedanke, dass Kunst und Kultur eine Art von Widerstand gegen das vorrückende Rechtspopulismus darstellen können. Weimar, das Herz der Kultur, behauptet sich auch in stürmischen Zeiten und setzt ein Zeichen für eine offene Gesellschaft.