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„Wirtschaftlich am Limit: IfW senkt Prognose für Deutschland drastisch“

Die aktuell veröffentlichte Herbstprognose des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel erwartet für die deutsche Wirtschaft 2023 ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts um 0,1 Prozent, bedingt durch eine anhaltende Industriekrise und zurückhaltende Verbraucher, während die Inflation voraussichtlich auf zwei Prozent sinken wird.

Die wirtschaftlichen Aussichten in Deutschland sind besorgniserregend. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat kürzlich seine Prognosen für das laufende Jahr kräftig nach unten korrigiert. Statt eines leichten Wachstums von 0,2 Prozent wird nun ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,1 Prozent erwartet. Dies markiert das zweite Jahr in Folge, in dem die größte Volkswirtschaft Europas schrumpft.

Das IfW führt die düstere Prognose auf mehrere Faktoren zurück. Ein zentraler Punkt ist die anhaltende Schwäche in der Industrie, die sich nach wie vor in einer Rezession befindet. Zudem halten sich die Verbraucher trotz gestiegener Realeinkommen zurück, was sich negativ auf den Konsum auswirkt. Die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung sowie schwierige Finanzierungsbedingungen bremsen zusätzlich die Investitionen.

Ursachen für den wirtschaftlichen Rückgang

Wie der Direktor des IfW, Stefan Kooths, feststellt, ist die Gesamtlage der deutschen Wirtschaft angespannt. Die Prognose für das kommende Jahr wurde sogar noch drastischer angepasst, von ursprünglich 1,1 Prozent auf nur 0,5 Prozent. Diese Anpassung spiegelt die anhaltenden Herausforderungen wider, mit denen die deutsche Wirtschaft konfrontiert ist.

Ein weiterer Aspekt, der die wirtschaftliche Erholung in Deutschland behindert, ist der demografische Wandel. Laut IfW werden künftig die Auswirkungen dieser demografischen Veränderungen immer deutlicher sichtbar werden, was voraussichtlich zu einem Rückgang der Erwerbstätigkeit im Jahr 2026 führen könnte. Das bedeutet, dass weniger Menschen aktiv am Arbeitsmarkt teilnehmen, was wiederum die allgemeine Wirtschaftsleistung beeinträchtigen kann.

Trotz dieser widrigen Umstände gibt es auch einige Hoffnungslichter. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Juni ihren Leitzins zum ersten Mal in der Geschichte gesenkt, von 4,50 auf 4,25 Prozent. Dies könnte in Zukunft zu günstigeren Krediten führen, was für die Wirtschaft stimulierend wirken könnte. Das IfW erwartet, dass die weiter steigenden Realeinkommen zu einer moderaten Belebung des privaten Konsums führen und dass das Wachstum wichtiger Absatzmärkte das Exportgeschäft ankurbeln könnte.

Die Inflation hingegen soll laut IfW weiter zurückgehen. Für die kommenden zwei Jahre wird eine Teuerungsrate von etwa zwei Prozent prognostiziert, ein erheblicher Rückgang im Vergleich zu den 5,9 Prozent im Jahr 2023. Diese Entwicklung könnte eine Erleichterung für die Verbraucher darstellen. Dennoch wird die Arbeitslosenquote voraussichtlich ansteigen, und zwar von 5,7 Prozent in 2024 auf 6,1 Prozent bis 2025.

Obwohl der deutsche Staat in der Lage sein wird, sein Defizit auf 1,7 Prozent der Wirtschaftsleistung zu senken, bleibt die Frage, ob diese Erholung nachhaltig sein wird. Das IfW betont, dass die Erholung der deutschen Wirtschaft insgesamt kraftlos bleibt. Es wird erst 2026 mit einem Wachstum von 1,1 Prozent gerechnet, was die Herausforderungen unterstreicht, mit denen die Regierung und die Verbraucher konfrontiert sind. Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um festzustellen, ob die angestoßenen Maßnahmen tatsächlich zu einer positiven Wende in der wirtschaftlichen Lage führen können.

Reuters/krott

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