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Zukunft der Kirchen im Norden: Stiftungen als Rettungsanker?

Die evangelische Nordkirche plant eine Stiftung zum Erhalt von über 2.400 Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg, da viele der historischen Gebäude aufgrund baulicher Mängel geschlossen werden mussten, was in Anbetracht der sinkenden Kirchenmitgliedszahlen und der finanziellen Unsicherheiten als alarmierend gilt.

Die Zeiten ändern sich, und mit ihnen die Bedürfnisse der Gemeinden. In der Nordkirche in Deutschland stehen viele alte Kirchengebäude, die über Jahrhunderte hinweg Kulturerbe und spirituelle Zentren waren, vor der Herausforderung, die notwendigen Ressourcen für ihre Instandhaltung und Nutzung zu sichern.

Die Realität der alten Gebäude

Die evangelische Nordkirche, die etwa 2.400 Kirchen, Kapellen und Gemeindehäuser in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg verwaltet, sieht sich zunehmend mit der Problematik konfrontiert, dass viele dieser historischen Bauwerke dringend saniert werden müssen. Über 50 Prozent der Kirchen sind denkmalgeschützt, was zwar ihren kulturellen Wert schützt, jedoch auch das Unterhaltungsmanagement erschwert. Besonders besorgniserregend ist die Situation einiger Kirchen, die bereits aufgrund baulicher Mängel geschlossen werden mussten, wie die St. Georg-Kirche in Oeversee, deren Dachstuhl akut einsturzgefährdet ist.

Die Bedeutung von Stiftungen

Vor diesem Hintergrund erwägt die Nordkirche die Gründung einer Stiftung, um ungenutzte Kirchengebäude aufzufangen. Das Konzept sieht vor, dass Gemeinden ihre Kirchen, für die sie keine sinnvolle Nutzung finden können, abgeben können. Diese Überlegung wird durch einen bundesweiten Trend unterstützt, der das Bewusstsein für den Erhalt von Kirchen verstärkt. Im Mai wurde das „Kirchenmanifest“ veröffentlicht, eine Petition von zehn Organisationen und Vereinen, die auf die kulturelle Bedeutung dieser Gebäude hinweist.

Denkmalschutz und gesellschaftliche Verantwortung

Der Denkmalschutz ist alarmiert über die Entwicklungen, die voraussagen, dass der Großteil der Kirchen innerhalb der nächsten zehn Jahre aufgegeben werden könnte. Ursula Schirmer, Pressesprecherin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, betont die Notwendigkeit, frühzeitig einen Diskurs darüber zu führen, welche Kirchen als kulturell und historisch wichtig gelten und wie diese in Zukunft genutzt werden können, auch wenn die Kirche selbst diese Verantwortung nicht mehr tragen kann. Ein Beispiel für gelungene Umnutzung ist die Marienkirche in Neubrandenburg, die in eine Konzertkirche umgewandelt wurde.

Fusionsprozesse als Lösung?

Auf grundlegend veränderte Mitgliederzahlen setzen einige Kirchenkreise, wie der Kirchenkreis Hamburg Ost, nun zunehmend auf die Beratung von Kirchengemeinden bei Fusionsprozessen anstelle von kostspieligen Baumaßnahmen. Diese Praxis könnte zwar effektiv sein, stellte jedoch für Denkmalschützer eine Herausforderung dar, da sie die Vielfalt an Kirchen und den historischen Wert der einzelnen Gebäude gefährdet.

Die Rolle der Politik und der Gesellschaft

In der Diskussion um den Erhalt der Kirchen sind Politik und Gesellschaft gefordert, so der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Johann Hinrich Claussen. Er plädiert für innovative regionale Konzepte, die an die spezifischen Gegebenheiten und Bedürfnisse anpassbar sind. „Die Zukunft der Kirchbauten sollte ein Anliegen der gesamten Gesellschaft werden,“ betont Claussen.

Die Herausforderungen rund um die Kirchen in der Nordkirche sind nicht isoliert, sondern spiegeln einen größeren Trend wider, der auch andere religiöse und kulturelle Einrichtungen betrifft. Während einige Kirchen im Rampenlicht stehen, sind viele weniger bekannte Gebäude in Gefahr, unwiderruflich verloren zu gehen. Das Engagement der Gemeinden und der gesamten Gesellschaft ist entscheidend, um diese wertvollen kulturellen Erben zu bewahren.

NAG

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