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Zukunft der Presse: Grosso-Reform für lokale Vielfalt und Stabilität

Auf dem Distribution Summit 2024 in Hamburg betonte Philipp Welte, Vorstandsvorsitzender des MVFP, die dringende Notwendigkeit einer Grosso-Reform zur Sicherung der Zukunft der freien Presse in Deutschland, während er die Herausforderungen durch sinkende Umsätze und politische Eingriffe anprangerte, die das Vertrauen in die Demokratie gefährden.

Berlin (ots)

Der MVFP Distribution Summit 2024 in Hamburg hat eindringlich die Herausforderungen für die freie Presse im digitalen Zeitalter thematisiert. Philipp Welte, der Vorstandsvorsitzende des Medien-Vertrieb Fachverbandes (MVFP), spricht von einer entscheidenden Notwendigkeit, das bestehende Vertriebssystem für Zeitschriften grundlegend zu reformieren. „Die Stabilität dieser offenen, vielfältigen Demokratie ist in kritische Gewässer geraten“, warnte er und verwies auf die sinkende Akzeptanz der Bürger in die demokratischen Institutionen, was die Rolle der Presse als verlässliche Informationsquelle noch dringlicher macht.

Im Mittelpunkt der Diskussion stand die drastische Veränderung des Medienmarktes und die damit verbundenen Rückgänge bei den Umsätzen. Welte betont, dass der Einzelverkauf von Zeitschriften weiterhin über den wirtschaftlichen Erfolg der Verlage entscheidet. Um das zu gewährleisten, sei eine partnerschaftliche, zukunftsfeste und finanzierbare Organisation des Vertriebs unverzichtbar.

Wichtige Änderungen für den Vertrieb

Welte fordert eine radikale Reform des Grosso-Systems. „Wir müssen alles daransetzen, den Pressevertrieb zukunftsfest aufzustellen“, erklärte er. Dies beinhalte verstärkte Investitionen in Technologie und Automatisierung, um die Systemkosten zu senken, ohne die Grundlagen des Pressevertriebs zu gefährden. Seine klare Position: „Marktzugang muss flächendeckend und diskriminierungsfrei für jeden Titel gewährleistet sein.“

Ein zentrales Thema war auch die Medienpolitik, die sich laut Welte im „sanften Dauerschlaf“ befinde. Er kritisierte die Pläne der Bundesregierung, eine Bestätigungslösung für telefonisch geschlossene Verträge einzuführen, da dies den Erfolg des Telefonmarketings gefährden würde. Zudem seien die Nachweispflichten für die Entwaldungsverordnung der EU „vollkommen unklar“ und würden die privat finanzierte Presse erheblich belasten.

Chancen im Einzelhandel

Markus Mosa, Vorstandsvorsitzender der EDEKA-Zentrale, betonte, wie wichtig das Presseregal für die Attraktivität der Märkte bleibt. In seiner Keynote plädierte er dafür, die Vertriebsstrategien zu überdenken und mehr lokalen Fokus auf die Bedürfnisse der Kundschaft zu legen. „Ein gut gepflegtes Presseregal gehört zwingend in einen Edeka-Markt“, stellte Mosa klar.

Die Vorträge beim Summit beleuchteten auch aktuelle Trends im Pressevertrieb, insbesondere die Rolle von KI und Datenanalyse. Myriam Karsch, Managing Partner des Kouneli Verlags, fand positive Worte: „Beim Playboy kamen 2023 bereits 84 Prozent der Umsätze aus dem Nutzer- und Lesermarkt.“ Dies zeigt, dass Verlage neue Wege finden, um Umsatz zu generieren, auch indem sie Paywalls nutzen, um digitale Einnahmen zu erhöhen.

Das Engagement zur Stärkung der Pressevielfalt ist nicht nur notwendig, sondern auch dringend gefragt in einer Zeit, in der sich die Medienlandschaft stark wandelt. Der MVFP Distribution Summit 2024 hat deutlich gemacht, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen müssen, um die Presse in Deutschland zu sichern und zukunftsfähig zu gestalten.

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