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Zukunft des Domradio in Gefahr: Programmbeirat schlägt Alarm

Der Programmbeirat des Kölner "Domradio" hat einen Brandbrief an die Medienaufsicht NRW geschickt, um gegen die geplante Umstrukturierung durch das Erzbistum Köln unter Kardinal Woelki zu protestieren, da sie die journalistische Unabhängigkeit des Senders gefährdet sieht.

Besorgnis um die journalistische Integrität des Kölner „Domradio“

Köln (ots)

Die Zukunft des Kölner „Domradio“ steht auf der Kippe. Der Programmbeirat des kircheneigenen Senders hat sich besorgt über die geplanten Veränderungen unter Kardinal Rainer Maria Woelki geäußert. In einem Brandbrief an die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) fordert der Beiratsvorsitzende Jürgen Wilhelm eine eingehende Überprüfung der Umstrukturierungen, um die journalistische Unabhängigkeit zu schützen.

Hintergründe zur Chefredakteurs-Ablösung

Ein zentrales Anliegen des Schreibens ist die ungewöhnliche Absetzung des Chefredakteurs Ingo Brüggenjürgen, die im Juni ohne vorherige Mitteilung an den Programmbeirat bekannt gegeben wurde. Wilhelm äußerte, dass der Beirat Brüggenjürgen bis kurz vor seiner Ablösung als engagiert und kompetent wahrgenommen hatte. Berichten zufolge soll er sich durch die Einmischungen eines neuen Geschäftsführers in die redaktionellen Inhalte erheblich in seiner Unabhängigkeit beeinträchtigt gefühlt haben.

Gefahren durch Selbstzensur

Der Programmbeirat fürchtet, dass die Veränderungen zu einer „Schere im Kopf“ unter den Journalistinnen und Journalisten des Domradio führen könnten. Dies bedeutet, dass Mitarbeiter sich selbst zensieren, um nicht als kritisch wahrgenommen zu werden. Dies könnte die Berichterstattung über kirchenpolitische Themen erheblich einschränken und die journalistische Freiheit gefährden.

Kritik am Besetzungsverfahren und der neuen Geschäftsführung

Ein weiterer Punkt des Briefes betrifft das „völlig intransparente Besetzungsverfahren“ für die Position des zusätzlichen zweiten Geschäftsführers. Der Programmbeirat zeigt sich besorgt über den geplanten Trägerwechsel des Senders, von einem Bildungswerk der Erzdiözese zu einer gemeinnützigen GmbH. Diese Änderung könnte den Einfluss des Erzbistums auf den Sender weiter erhöhen und die Unabhängigkeit der Berichterstattung gefährden.

Rolle der LfM in der Medienaufsicht

Die LfM hat die zentrale Aufgabe, die Vergabe der Sendelizenzen für private Hörfunkanbieter in Nordrhein-Westfalen zu regeln. Bei der Gründung des Domradio vor fast 25 Jahren wurde durch die Anbindung an das Bildungswerk sichergestellt, dass der Sender nicht als reines Verkündigungsorgan des Erzbistums fungiert. Jetzt muss die LfM prüfen, ob auch ein neuer Träger die erforderliche Programmvielfalt für eine Sendelizenz sicherstellen kann.

Bedeutung für die Gemeinschaft

Die Entwicklungen rund um das Domradio haben weitreichende Folgen für die Pressefreiheit in der Region. Ein Verlust an journalistischer Unabhängigkeit könnte das Vertrauen der Hörer in den Sender beeinträchtigen und die Vielfalt der Berichterstattung einschränken. Die Auseinandersetzung über die Strukturänderungen und die Verantwortung des Erzbistums sind von grundsätzlicher Bedeutung für die zukünftige Medienlandschaft in Nordrhein-Westfalen.

NAG

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