Leipzig (ots)
In den letzten Jahren ist Ostdeutschland zunehmend ins Rampenlicht gerückt, und zwei neue Dokumentationen des MDR möchten den Blick auf die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen lenken, die die Region schwer belasten. Diese Filme stellen nicht nur Fragen zur Zukunft, sie zeigen auch die Ängste und Herausforderungen, mit denen die Menschen hier konfrontiert sind, besonders im Bewusstsein des bevorstehenden Wahljahrs.
„Die große Angst – Zukunft in Ostdeutschland?“ untersucht, wie die gesellschaftliche Spaltung und die anstehenden Wahlen in Sachsen und Thüringen die Stimmung der Bürger beeinflussen. Die Produktion wird am 9. September, um 20.15 Uhr im Ersten sowie in der ARD Mediathek zu sehen sein. Die Reaktionen auf die Landtagswahlen sind besorgniserregend. Lokalreporter äußern Bedenken, dass der Verlust des Vertrauens in die Politik auch die Dialogfähigkeit der Gesellschaft gefährdet.
Die gegenwärtige Lage in Ostdeutschland
In Sachsen blicken Kulturschaffende mit Sorge auf die zunehmenden Bedrohungen, die sie fürchten, während Unternehmen Schwierigkeiten haben, Fachkräfte zu gewinnen. Die Angst vor der Unregierbarkeit nimmt zu, da die etablierten Parteien schwächeln und die Stimmen der AfD lauter werden. Verlassen die Menschen, ähnlich wie viele vor ihnen, ihre Heimat? Die Frage ist, wie sich Ostdeutschland unter dem Druck dergesellschaftlichen Fragmentierung und der politischen Unsicherheit entwickelt. Der Film beleuchtet die Bedenken und Herausforderungen, die diese Region prägen, und analysiert, ob diese Probleme möglicherweise auch andere Teile Deutschlands betreffen könnten.
Besonders faszinierend ist die Perspektive des Dresdner Unternehmers Christian Piechnik, dessen Robotik-Start-up auf international qualifizierte Kräfte angewiesen ist. Er steht vor dem Problem, dass Bewerber aufgrund der angespannten politischen Atmosphäre von einem Arbeitsangebot abspringen. Die Notwendigkeit, in einer stabilen Umgebung zu arbeiten, wird für viele zunehmend ausschlaggebend.
Die Situation der politischen Repräsentanz ist für Simone Taubenek, die parteilose Bürgermeisterin in Forst (Lausitz), ebenfalls herausfordernd. Sie versucht, zwischen etablierten politischen Strukturen und der sich stark ausbreitenden AfD zu navigieren. Die Diskrepanz zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und politischer Realität wird in ihrem Alltag spürbar.
Ein besonders besorgniserregendes Beispiel ist das Kulturzentrum Steinhaus in Bautzen, das seine Existenz gefährdet sieht. Nach den Kommunalwahlen im Mai stellte die AfD die Finanzierung des Zentrums infrage. Konzerte von Bands wie den Beatsteaks sollen nicht nur zur Unterstützung der kulturellen Vielfalt beitragen, sondern auch ein Zeichen für den Zusammenhalt in der Gesellschaft setzen. Angeführt von ihrer Botschaft, die Menschen müssten zusammenkommen, um die Demokratie zu verteidigen, zeigen solche Initiativen, wie wichtig Kultur als Widerstandsmittel ist.
„Nie wieder ist jetzt – Die Thüringer Zivilgesellschaft und die AfD“ ist eine weitere spannende Dokumentation, die ab dem 9. September in der ARD Mediathek verfügbar sein wird. Diese Filmproduktion beleuchtet die Herausforderungen für die Zivilgesellschaft in Zeiten eines möglichen Machtzuwachses der extremen Rechten. Wissenschaftler und Experten warnen davor, dass der Rechtsruck in den Parlamenten auch die extremistische Neonazi-Szene mobilisiert.
Der Film stellt insbesondere Menschen mit Migrationsgeschichte, Minderheiten und zivilgesellschaftlichem Engagement in den Mittelpunkt, die seit Jahren unter Bedrohungen und Übergriffen leiden. Ihr unermüdlicher Einsatz für eine demokratische Gesellschaft ist nicht nur schwierig, sondern auch gefährlich geworden. Fördergelder für Beratungsstellen stehen auf der Kippe, was die Arbeit dieser wichtigen Institutionen in der Bekämpfung von Extremismus gefährdet. Sie sind unerlässlich für die Stärkung der Demokratie und den Schutz von Menschen, die sich gegen Hass und Ausgrenzung einsetzen.
Im Kern thematisieren beide Dokumentationen, wie die gegenwärtige politische Stimmung und die gesellschaftlichen Spannungen in Ostdeutschland nicht nur lokal, sondern auch überregional Relevanz besitzen. Die verschiedenen Facetten dieser Thematik werden durch Expertenkommentare untermauert, die über die Konsequenzen der Wahlergebnisse reflektieren und die Ursachen für den Rechtsruck analysieren.