Diepholz

Kritik und Häme: CDU-Vorsitzender provoziert mit Klomännchen -Post

Stefan Meyer, der CDU-Vorsitzende in Sulingen, sorgte am 20. August 2024 mit einer umstrittenen Fotomontage des wertvollen, 2.000 Jahre alten „Borweder Klomännchens“ auf Facebook für Aufregung, indem er die Archäologie des Fundortes als humorvolle Kritik am Standort der neuen Klinik in Borwede verunglimpfte, was zu empörten Reaktionen aus der Bürgerschaft und politischen Kreisen führte.

Ein weiterer Sturm im Wasserglas: Ein Posts vom Sulinger CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Stefan Meyer hat für viel Diskussion und Empörung gesorgt. Vor kurzem veröffentlichte er eine Fotomontage der wertvollen, etwa 2.000 Jahre alten Bronzefigur, die während archäologischer Arbeiten auf dem Areal des neuen Klinikums in Borwede gefunden wurde. Die Darstellung, die die Antike beleidigend ins Licht rückt, zeigt die Figur auf einer Toilette und mit einer Zeitung in der Hand, auf der in großen Buchstaben steht: „Scheisszeitung. Borwede ein beschissener Standort.“ Meyer bezeichnete das Bild als privat und versicherte, es sei als humorvolle Reaktion auf die hitzige Diskussion um den Bauort gedacht gewesen.

Die Entstehung dieser Polarisierung liegt in der aktuellen Standortfrage für die Zentralklinik, die seit 2020 Gegenstand zahlreicher Debatten ist. Ein Fachunternehmen hatte darauf basierend 17 Kriterien evaluiert und festgestellt, dass Borwede der geeignetste Standort ist. Mit einer Erfüllung der Kriterien von 73,1 Prozent setzte sich Borwede gegen Sulingen durch, das nur 69,5 Prozent erreichte. Trotz der bereits begonnenen Umsetzung des Projekts bleibt die Kritik an dem Standort lebhaft.

Hintergründe zur Standortsuche

Die Studien zur Standortauswahl sind nicht aus der Luft gegriffen. Fachplaner hatten acht Kommunen und 15 Grundstücksangebote detailliert geprüft. Ein entscheidendes Kriterium war der Grundstückspreis, weshalb der damalige Bürgermeister von Sulingen, Dirk Rauschkolb, ein besonders attraktives Angebot unterbreitete – nur ein Euro pro Quadratmeter. Diese Maßnahme, die ursprünglich Sulingen Vorteile verschaffen sollte, spiegelte sich jedoch nicht im Ergebnis wider.

In der Folge gaben zahlreiche Sulinger Bürger ihren Unmut über Meyers unglückliches Posting in sozialen Medien kund. Während einige empört über den schlüpfrigen Humor und die Unangemessenheit der Darbietung waren, fühlten sich wieder andere angesprochen, dass Borwede nicht der optimale Standort sei. Solch eine Darstellung bringt die hitzigen Emotionen in der Stadt zur Sprache und versinnbildlicht die Enttäuschung über die Entscheidung der Standortsuche.

Reaktionen aus der Gemeinschaft

Die Kritiken an Meyer variierten erheblich. Der Kreishandwerksmeister Matthias Wendland suchte nach einer objektiveren Betrachtung der Lage und bezeichnete Borwede als „katastrophale Fehleinschätzung des Kreistags“. So drastisch die Reaktionen auch waren, einige Bürger sahen in Meyers Post auch einen zynischen Humor. Hierbei ist anzumerken, dass der Abstand zwischen politischer Verantwortung und privatem Humor nicht immer klar definiert ist.

Der CDU-Kreisvorsitzende Axel Knoerig äußerte sich ebenfalls zu den Äußerungen und stellte klar, dass diese als Einzelmeinung zu betrachten seien, die kollektiv nicht durch den Kreisvorstand unterstützt wird. Meyer handelte ohne Rücksprache und dessen Kommentar spiegelt nicht den Kommunikationsstil wider, für den die CDU stehe.

Wie Uwe Lorenz, der Geschäftsführer des Klinikverbunds Diepholz, bemerkte, zeugt die „Niveaulosigkeit“ des Beitrags von einem Mangel an Anstand, den Persönlichkeiten in politischen Ämtern besitzen sollten. Kritische Stimmen verlangen von politischen Vertretern eine Vorbildfunktion, insbesondere in turbulenten Zeiten, in denen der Austausch über Themen hitzig und emotional ist.

Ein wertvoller Fund bleibt im Schatten

Die Bronzefigur selbst, eine 2.000 Jahre alte Reliquie, die aus der römischen Kaiserzeit stammt, müsste in der öffentlichen Wahrnehmung viel mehr Beachtung finden als die polemischen Anspielungen eines Individuums. Es ist-für die Gemeinschaft wichtig, den historischen Wert solcher Funde zu erkennen und zu wahren. Die eruierte Standortfrage ging hier in der emotionalen Debatte um die Klinikauswahl schnell vergessen, und die Kritik an Borwede blüht weiter – jedoch auf Kosten eines bedeutenden Kapitels der lokalen Geschichte.

Anstatt die Antike zu schätzen und die damit verbundenen Funde zu respektieren, wird sie in einem privaten, unbedachten Post ins Lächerliche gezogen, was mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt. Die Diskussion über die Klinikstandorte ist sicherlich wichtig, aber sie sollte nicht auf Kosten des historischen Erbes der Region geschehen.

Die Diskussion um den Standort des neuen Klinikums in Borwede und die damit verbundenen Äußerungen von Stefan Meyer werfen auch grundlegende Fragen zur Wahrnehmung der politischen Kultur und der kommunalen Verantwortung auf. Politische Satire hat in Deutschland eine lange Tradition, jedoch ist es wichtig, den Kontext und die Auswirkungen solcher Darstellungen auf die öffentliche Meinung und das Zusammenleben im jeweiligen Ort zu beachten. Besonders in der aktuellen Zeit, in der politische Spannungen und Populismus zunehmen, kann eine solche Darstellung als leichtfertig und potenziell schädlich betrachtet werden.

Der Standort Borwede wurde, wie bereits erwähnt, auf Basis von 17 Kriterien ausgewählt, die auch die zukünftige Gesundheitsversorgung der Bevölkerung sicherstellen sollen. Die Entscheidung war das Resultat einer gründlichen und objektiven Analyse, die darauf abzielte, den besten Platz für eine moderne medizinische Einrichtung zu bestimmen. Diese objektiven Kriterien, einschließlich Erreichbarkeit und Infrastruktur, können nicht leichtfertig in Frage gestellt werden, insbesondere nicht durch insinuierende Witze oder beleidigende Postings.

Bedeutung der kommunalen Gesundheitsversorgung

Die Einrichtung eines neuen Klinikums ist mehr als nur eine bauliche Maßnahme; sie hat weitreichende Implikationen für die medizinische Versorgung in der Region. Krankenhäuser spielen eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung, insbesondere im ländlichen Raum, wo der Zugang zu medizinischer Hilfe oft eingeschränkt ist. Die Entscheidung für den Standort ist daher nicht nur eine Frage der politischen Diskussion, sondern betrifft jeden Bürger direkt, da die Qualität und Verfügbarkeit von Gesundheitsdiensten entscheidend für das Wohlbefinden der Bevölkerung sind.

In der Region Diepholz ist der Zugang zu Fachärzten und Notfallbehandlungen bereits jetzt eine Herausforderung. Das neue Klinikum soll diese Lücken schließen und eine flächendeckende medizinische Versorgung ermöglichen. Dies zeigt sich auch in der Relevanz der Standortwahl für die zukünftige Entwicklung des Gesundheitssektors in der Region. Negative Äußerungen oder Witze über den Standort können dazu führen, dass die Bürger das Vertrauen in die politischen Entscheidungsprozesse verlieren.

Politische Verantwortung und öffentliche Wahrnehmung

Die Reaktionen auf die umstrittene Fotomontage von Stefan Meyer und die darauf folgende Diskussion verdeutlichen, wie wichtig es ist, dass politisch Verantwortliche mit Bedacht kommunizieren. Der öffentliche Umgang mit kritischen Themen sollte stets respektvoll und sachlich erfolgen. Negative Äußerungen über Presse und lokale Institutionen können nicht nur das Ansehen der Beteiligten schädigen, sondern auch das gemeinschaftliche Zusammenleben gefährden.

Bereits in der Vergangenheit gab es Vorfälle, in denen landschaftspolitische Entscheidungen von emotionalen Diskussionen und persönlichen Angriffen geprägt waren. Dies führte häufig zu einer Entfremdung zwischen den politisch Verantwortlichen und den Bürgern. Die Politik steht vor der Herausforderung, transparent zu kommunizieren und auf die Sorgen der Bürger einzugehen. Konstruktive Dialoge sind erforderlich, um die verschiedenen Interessen zu verbinden und Lösungen zu finden, die den Bedürfnissen der gesamten Gemeinschaft gerecht werden.

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