Die Grundschulen in Diepholz sind derzeit auf der Suche nach Lösungen für den Schwimmunterricht. In einer letzten Sitzung des städtischen Schulausschusses kam die Frage auf, wie der Schwimmunterricht in der Region organisiert ist und welche Herausforderungen die Schulen dabei bewältigen müssen.
Ein Hauptdiskussionspunkt war, dass die Schwimmausbildung erst ab der dritten Klasse angeboten wird. Wilhelm Reckmann, Mitglied des Ausschusses, stellte kritische Fragen wie: „Viele Kinder lernen nicht schwimmen, weil der Unterricht so spät beginnt.“ Die Schulleiterinnen und Schulleiter waren anwesend, um die aktuelle Situation zu beleuchten und ihre Erfahrungen zu teilen.
Die Herausforderungen der Grundschulen
Jede Grundschule hat mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen zu kämpfen, die den Schwimmunterricht beeinflussen. Beispielsweise berichtete Susanne Brandt von der Grundschule Sankt Hülfe-Heede, dass aufgrund von Personalmangel nur eine Sportlehrerin zur Verfügung steht. Deshalb kann die Schule den Schwimmunterricht nur für die Viertklässler anbieten und nicht wie gewünscht bereits ab der ersten Klasse. Die Kinder besuchen ausschließlich das Hallenbad „Delfin“ für ihren Schwimmunterricht.
Im Gegensatz dazu kann die Mühlenkampschule mit fünf Sportlehrkräften aufwarten. Die Schulleiterin Claudia Klenke erklärte, dass sie durch Blockunterricht ganzjährig mit den Klassen schwimmen gehen, allerdings ebenfalls erst ab der vierten Klasse. Sie äußerte Bedenken hinsichtlich der geplanten Schulschwimmmöglichkeiten im neuen Allwetterbad, da dort kein 50-Meter-Becken vorgesehen ist und der Platz für den Schwimmunterricht dadurch eingeschränkt sein könnte.
Verschiedene Ansätze der Schulen
Die Grundschule an der Hindenburgstraße hat einen pragmatischen Ansatz gewählt und führt den Schwimmunterricht nur ab der dritten Klasse durch. Laut Schulleiterin Susanne Huntemann nutzen sie hauptsächlich das Hallenbad und das Freibad nur bei entsprechend gutem Wetter, da andernfalls die Gefahr einer Unterkühlung besteht.
In der Grundschule Aschen hingegen wird der Schwimmunterricht ausschließlich im Hallenbad für die dritten und vierten Klassen angeboten. Schulleiter Michael Heil macht darauf aufmerksam, dass der Unterricht bei laufendem Badbetrieb Probleme mit sich bringen kann, da einige Eltern während des Unterrichts ins Bad kommen, um zu beobachten. Trotzdem betont er, dass fast alle Kinder aus seiner Schule nach der Grundschule ihr Schwimmabzeichen erlangen.
Die unterschiedlichen Bedingungen, unter denen der Schwimmunterricht stattfindet, zeigen, dass es nicht an mangelnder Motivation der Schulen liegt, sondern an strukturellen Herausforderungen. Die Ausstattung der Schulen sowie Personalengpässe behindern die umfassende Schwimmausbildung der Kinder. Die Schulen arbeiten daran, Lösungen zu finden und den Schülern trotzdem eine angemessene Schwimmausbildung zu bieten, auch wenn der direkte Zugang zum Schwimmunterricht oft eingeschränkt ist.
Schwimmunterricht in Niedersachsen
Der Schwimmunterricht hat in Niedersachsen eine lange Tradition und ist Teil des Lehrplans für Grundschulen. Gemäß dem Niedersächsischen Schulgesetz sind Schulen verpflichtet, den Schülerinnen und Schülern das Schwimmen beizubringen. Einfaches Schwimmenlernen soll Kindern nicht nur physische Fähigkeiten vermitteln, sondern auch ihre Sicherheit im Wasser erhöhen. Die Schulen arbeiten in der Regel mit örtlichen Schwimmbädern zusammen, um Schwimmunterricht anbieten zu können, wobei oftmals auch die Platzverfügbarkeit und die Zahl der verfügbaren Lehrkräfte den Unterricht beeinflussen.
In den letzten Jahren hat die Diskussion um den Schwimmunterricht zugenommen, insbesondere da Studien gezeigt haben, dass viele Kinder in Deutschland nicht gut schwimmen können. Ein Bericht des Deutschen Schwimmverbandes aus dem Jahr 2022 hat gezeigt, dass etwa 60% der Kinder bei ihrer Einschulung nicht sicher schwimmen können. Dies wirft Fragen bezüglich der Möglichkeiten und Ressourcen auf, die Schulen zur Verfügung stehen, um Schwimmunterricht effektiv durchzuführen.
Ressourcen und Infrastruktur für den Schwimmunterricht
Die Verfügbarkeit von Schwimmbädern und die Anzahl der qualifizierten Schwimmlehrer sind entscheidend für den Erfolg des Schwimmunterrichts an Grundschulen. Viele Schulen berichten von Schwierigkeiten, ausreichend Zeit im Schwimmbad für den Unterricht zu bekommen, was oft zu einem eingeschränkten Schwimmangebot führt. Beispielsweise hat die Mühlenkampschule in Diepholz darauf hingewiesen, dass der Mangel an Hallenzeiten eine Herausforderung darstellt.
Darüber hinaus zeigen Statistiken, dass die Mehrheit der Schulen in Niedersachsen mit einem Mangel an Sportlehrern kämpfen muss. Laut einer Umfrage des Niedersächsischen Kultusministeriums im Jahr 2023 sind in vielen Regionen weniger als 50% der erforderlichen Sportlehrerstellen besetzt. Dies wirkt sich direkt auf die Fähigkeit der Schulen aus, regelmäßigen Schwimmunterricht anzubieten und die Schwimmkompetenz der Kinder zu fördern.
Initiativen zur Verbesserung des Schwimmunterrichts
Um die Schwimmfähigkeiten von Kindern zu verbessern, haben verschiedene Initiativen und Programme an Schulen an Bedeutung gewonnen. Zum Beispiel fördert der Deutsche Olympische Sportbund Programme, die sowohl die Schwimmkompetenz als auch die allgemeine Fitness von Kindern steigern sollen. Diese Programme beinhalten oft Partnerschaften mit Schwimmvereinen und Organisationen, um zusätzliche Ressourcen und Expertise bereitzustellen.
Zusätzlich gibt es in einigen Bundesländern Förderprogramme, die darauf abzielen, den Zugang zu Schwimmunterricht für benachteiligte Kinder zu erleichtern. Solche Programme sind notwendig, um sicherzustellen, dass alle Kinder, unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund, die Möglichkeit haben, schwimmen zu lernen. Dies könnte langfristig zur Verringerung von Badeunfällen und zur Verbesserung der Sicherheit im Wasser führen.