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Caspar David Friedrichs Werke: Eine neue Sicht auf die Ästhetik der Romantik

Wissenschaftler der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben ein als Caspar David Friedrich zugeschriebenes Gemälde aufgrund neuer technischer Analysen und stilistischer Unterschiede aussortiert, was im Vorfeld der Jubiläumsausstellung zu seinem 250. Geburtstag in Greifswald am 23.08.2024 für Aufsehen sorgt.

Kunstgeschichte

Aktualisiert am 23.08.2024, 12:50 Uhr

In einer spannenden Wendung der Kunstforschung mussten die Wissenschaftler der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) im Vorfeld der Feierlichkeiten zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich ein unerwartetes Kunstwerk aus dem bestehenden Bestand aussortieren. Bei den Vorbereitungen zur bevorstehenden Jubiläumsausstellung mit dem Titel „Caspar David Friedrich. Wo alles begann“ kam es zu einer überraschenden Entdeckung, die unter den Experten für Aufregung sorgte.

Das Gemälde „Landschaft mit kahlem Baum“, welches zwischen 1789 und 1799 datiert war und bis dato fälschlicherweise dem berühmten romantischen Maler Friedrich zugeschrieben wurde, erwies sich als nicht authentisch. Kurator Holger Birkholz erklärte, dass nach einer detalierteren Analyse, die Infrarot- und Pigmentuntersuchungen umfasste, erhebliche stilistische Unterschiede festzustellen waren, die eine Zuordnung zu Friedrich ausschlossen. Insgesamt haben die Verantwortlichen nur noch 13 authentische Werke des Künstlers in ihrer Ausstellung.

Technologische Fortschritte in der Kunstforschung

Die durchgeführte Infrarotaufnahme zeigte deutliche Abweichungen in der Unterzeichnung des Gemäldes, die nicht dem Zeichenstil von Caspar David Friedrich entsprachen. Diese Entdeckung wurde durch die Analyse der verwendeten Pigmente unterstützt, die erzählte, dass bestimmte Farbtöne, wie ein spezielles Gelb und Blau, erst ab 1810 in der Malerei weit verbreitet waren. Damit war klar, dass die Zeitangabe von 1798 nicht haltbar war.

„Es haut stilistisch nicht hin“, äußerte Birkholz, und fügte hinzu, dass die Expertise eines großen Kenner des Lebens und Werkes von Friedrich, die auf den Ergebnissen dieser wissenschaftlichen Analysen basierte, ebenfalls zu dieser Schätzung führte. Diese Rationalisierung zeigte einmal mehr, wie wichtig technologische Hilfsmittel in der Kunstgeschichte geworden sind, um die Authentizität von Gemälden zu überprüfen und zu gewährleisten.

Die Verwirrung um Friedrichs Frühwerk

Ein weiterer spannender Aspekt in Bezug auf das Werk von Caspar David Friedrich ist die umstrittene Natur seines Frühwerks. Birkholz beleuchtet, dass in der kunsthistorischen Literatur oft behauptet wird, der Künstler habe erst 1807 ernsthaft mit der Malerei begonnen. Dennoch existieren im Werkverzeichnis der SKD mehrere Ölgemälde aus früheren Jahren, was zu Verwirrung führt. „Es sieht nicht aus wie ein Friedrich“, ist das häufig gehörte Argument, um Werke aus der Frühzeit abzulehnen. Diese Sichtweise könnte jedoch zu einer verengten Perspektive auf Friedrichs künstlerische Entwicklung führen.

Die Inklusion solcher als untypisch geltenden Werke könnte neue Einsichten in Friedrichs frühe Stilbildung bieten. Dies betont die Notwendigkeit, die Grenzen der kunsthistorischen Klassifizierungen zu überdenken, da sie möglicherweise nicht alle Facetten des Schaffens eines Künstlers erfassen. Birkholz beschrieb dies passend als „dünnes Eis“, auf dem sich die Wissenschaft bewegt, wenn sie versucht, die Anfänge eines so komplexen Künstlers wie Friedrich zu bewerten.

Back to the drawing board könnte man sagen. Die Kunstszene und insbesondere die Kunstkritiker und -liebhaber werden weiterhin gespannt beobachten, wie sich die Ergebnisse dieser Analysen auf die Rezeption von Caspar David Friedrich auswirken. Der Verlust eines vermeintlichen Meisterwerks kann als Anstoß dienen, die vielschichtige Kunstwelt Friedrichs mit neuen Augen zu betrachten und mehr Wert auf die innovative Nutzung modernster Technologien in der Kunstforschung zu legen.

Dieser Umstand zeigt, wie lebendig die Diskussion über Künstler und deren Werke bleibt. Wissenschaftliche Methoden können dazu beitragen, die Wahrnehmung von Kunst zu aktualisieren und somit eine tiefere Wertschätzung für die Doppelgesichtigkeit und die Schichten künstlerischen Schaffens zu fördern. Trotz der Herausforderungen, die mit der Überprüfung der Authentizität von Kunstwerken verbunden sind, bleibt die Faszination für Caspar David Friedrich und sein Erbe ungebrochen.

Die Bedeutung von Caspar David Friedrich in der Romantik

Caspar David Friedrich gilt als einer der bedeutendsten Maler der Romantik, einer Kunstrichtung, die im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert blühte. Seine Werke sind bekannt für ihre tiefgründigen Darstellungen von Natur, Emotion und Spiritualität. Friedrich verwendete häufig Landschaften als Metaphern für die menschliche Erfahrung und schuf so eine Verbindung zwischen der äußeren Welt und dem inneren Erleben. Seine Gemälde, wie „Der Wanderer über dem Nebelmeer“, vermitteln oft ein Gefühl der Einsamkeit und der Selbstreflexion, was einen wichtigen Aspekt romantischer Kunst darstellt.

Das Œuvre Friedrichs spiegelt nicht nur die ästhetischen Ideale der Romantik wider, sondern auch die koloniale und gesellschaftliche Umbruchzeiten seiner Epoche. In einer Zeit, in der das individuelle Empfinden und das Verhältnis des Menschen zur Natur in den Vordergrund traten, wurde Friedrichs Kunst zu einem Sinnbild jener kulturellen Strömungen, die nationale Identität, Naturverbundenheit und das Streben nach dem Unbekannten thematisiert haben.

Aktuelle Ausstellungen und deren Relevanz

Die Jubiläumsausstellung in Greifswald, die anlässlich des 250. Geburtstags von Caspar David Friedrich organisiert wurde, ist ein bedeutendes Ereignis für Kunstliebhaber und Wissenschaftler. Die Ausstellung bietet nicht nur einen umfassenden Überblick über sein Werk, sondern ermöglicht auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die durch modernste Technologien wie Infrarot-Untersuchungen und Pigmentanalysen gewonnen wurden. Solche Technologien eröffnen neue Perspektiven auf die Entstehung und Komposition seiner Gemälde, indem sie Einblicke in die Maltechniken und die Materialien des Künstlers geben.

Das Interesse an Friedrich und seiner Kunst hat in den letzten Jahren zugenommen, was sich auch in der erhöhten Besucherzahl von Ausstellungen widerspiegelt. Museen und Galerien weltweit setzen sich verstärkt mit seinem Erbe auseinander, was zeigt, dass die Faszination für seine Arbeiten seit dem 19. Jahrhundert ungebrochen ist. Ausstellungen wie die aktuelle in Greifswald tragen dazu bei, den Dialog über romantische Kunst und ihre Relevanz in der modernen Welt zu fördern.

Ein Blick auf die Forschung zu Friedrichs Werk

Die Forschung zu Caspar David Friedrich ist vielfältig und interdisziplinär. Wissenschaftler untersuchen seine Werke nicht nur aus kunsthistorischer Perspektive, sondern auch unter gesellschaftlichen, psychologischen und philosophischen Gesichtspunkten. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Identität, die Rolle der Natur und der Mensch im Spannungsfeld von Individualismus und Gemeinschaft sind nur einige der Ansätze, die in der Forschung nachgezeichnet werden. Die aktuelle Ausstellung in Greifswald zieht dabei nicht nur die Aufmerksamkeit von Kunsthistorikern auf sich, sondern inspiriert auch andere Disziplinen wie Literaturwissenschaft und Umweltpsychologie.

Darüber hinaus zeigen Daten über den Kunstmarkt und das Kundeninteresse, dass Friedrichs Werke zunehmend gefragt sind. Bedeutende Auktionen belegen, dass Gemälde des Romantikers hohe Preise erzielen, was die anhaltende Relevanz seines Schaffens unterstreicht.

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