Dresden. Im Schatten der boomenden Mikroelektronikindustrie stellt sich die Frage nach fairen Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Die Mikrochipfabrik Globalfoundries in Dresden, die über 3.000 Mitarbeiter beschäftigt, nimmt in diesem Kontext eine Vorreiterrolle ein. Der kürzlich eingeführte Haustarifvertrag wird nicht nur als Zeichen für soziale Verantwortung gesehen, sondern auch als wichtiges Instrument zur Gewinnung von Fachkräften in einem zunehmend umkämpften Markt.
Tarifbindung als Wettbewerbsfaktor
Mit dem Angebot eines Haustarifvertrags betont Personalchefin Steffi Schneider, dass die Tarifbindung für Globalfoundries ein entscheidender Wettbewerbsvorteil darstellt. Dieser Vorteil wird insbesondere im Vergleich zu anderen Betrieben wie Infineon und Bosch, die keinen Tarifvertrag haben, deutlich. Schneider ist überzeugt, dass ein solcher Vertrag in Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels dazu beiträgt, die besten Talente zu gewinnen und zu halten.
Ein Blick zurück: Der Weg zur Tarifbindung
Vor wenigen Jahren war die Situation bei Globalfoundries noch anders. Die Unternehmensführung in den USA war stark gegen Tarifverhandlungen, was zu Spannungen mit den Gewerkschaften führte. Trotz dieser Hindernisse hat die Chemiegewerkschaft IG BCE nicht aufgegeben und erreichte letztlich, dass ein Tarifvertrag etabliert werden konnte. Der DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell bezeichnete die Entwicklung als Erfolg, der den Weg für eine gerechtere Bezahlung und transparente Arbeitsbedingungen geebnet hat.
Besondere Gehaltsstrukturen und deren Vorteile
Der Tarifvertrag sorgt dafür, dass Mitarbeiter Fairness in der Vergütung erleben. Beispielsweise verdient ein Mitarbeiter mit dreijähriger Ausbildung nach vier Jahren Betriebszugehörigkeit rund 3.345 Euro monatlich. Diese transparenten Gehaltsstrukturen ermöglichen nicht nur einen klaren Überblick über die Vergütung, sondern auch langfristige Perspektiven, da alle zwei Jahre eine Gehaltserhöhung vorgesehen ist.
Die Rolle der IG Metall und die Ausweitung auf andere Betriebe
Während Globalfoundries und X-Fab unter der Aufsicht der IG BCE stehen, zeigt die IG Metall Interesse daran, auch in anderen sächsischen Betrieben wie Infineon und Bosch Tarifverträge durchzusetzen. Der Bezirksleiter der IG Metall, Dirk Schulze, plant Gespräche mit dem Arbeitgeberverband und hat bereits positive Signale erhalten. Ziel ist es, flächendeckende, faire Arbeitsbedingungen in der gesamten Branche zu schaffen.
Öffentliche Unterstützung für tarifgebundene Arbeitsplätze
Der DGB fordert zudem, dass staatliche Subventionen für neue Fabriken, wie ESMC und Intel, an die Bedingung der Tarifbindung geknüpft werden. Körzell argumentiert, dass dies nicht nur den Arbeitnehmern zugutekommen würde, sondern letztendlich auch der Wirtschaft durch erhöhte Kaufkraft in den Regionen. Er weist darauf hin, dass in Sachsen und Bayern noch Gesetze fehlen, die solche Regelungen festschreiben.
Einfluss auf die lokale Gemeinschaft
Die Bemühungen um Tarifverträge haben nicht nur Auswirkungen auf die Beschäftigten, sondern auch auf die gesamte Region. Durch die Schaffung gerechter Arbeitsbedingungen kann die Kaufkraft in Sachsen erheblich steigen, was wiederum den lokalen Unternehmen und der Wirtschaft insgesamt zugutekommt. Der DGB schätzt, dass mit mehr Tarifverträgen die Arbeitnehmer in der Region tatsächlich 4,6 Milliarden Euro mehr an Kaufkraft gewinnen könnten. Diese Entwicklungen sind entscheidend nicht nur für die Beschäftigten, sondern auch für die Stabilität und den Wachstum der Region.
Insgesamt zeigt der Fall von Globalfoundries, wie wichtig tarifliche Regelungen sind und wie diese zur Stabilität der Branche und zur Sicherung von Arbeitsplätzen beitragen können. Die wachsende Forderung nach Tarifverträgen in der Mikroelektronik könnte auch das Wachstum dieser wichtigen Industrie in der Region weiter fördern.
– NAG