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Mario Reiß: Neuer GDL-Chef mit frischem Wind für die Bahn in Berlin

Mario Reiß wurde am Dienstag auf der GDL-Mitgliederversammlung in Dresden mit 94,8 Prozent der Stimmen zum neuen Vorsitzenden der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer gewählt, nachdem er Claus Weselsky ablöste, und setzt sich nun für einen Neuanfang in der Beziehung zur Deutschen Bahn ein, um die seit Jahren anhaltenden Probleme der Branche zu bewältigen.

Mario Reiß, der neue Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), hat sich durch seine beeindruckende berufliche Laufbahn und seinen unermüdlichen Einsatz für die Belange der Bahnmitarbeiter einen Namen gemacht. Der 58-Jährige, der zu den aufstrebenden Führungsfiguren der Branche zählt, wurde vor wenigen Tagen mit überwältigender Mehrheit von 94,8 Prozent der Delegierten bei der Mitgliederversammlung in Dresden gewählt. Er tritt in die Fußstapfen des umstrittenen Claus Weselsky, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat.

Reiß, der zuvor als Geschäftsführer und stellvertretender Bundesvorsitzender der GDL tätig war, bringt umfassende Erfahrung mit, die in den letzten Jahren durch zahlreiche Tarifverhandlungen und die Vertretung der Interessen von bis zu 28 Unternehmen gewachsen ist. Seine bemerkenswerte Mobilität – er pendelt jährlich bis zu 90.000 Kilometer mit der Bahn – ist ein Indiz für seine Verbundenheit mit der Branche. Er stammt ursprünglich aus der Kleinstadt Süptitz bei Torgau, wo er seine ersten Schritte in der Eisenbahnwelt machte.

Ein neuer Wind für die GDL?

Der Beruf des Eisenbahners wurde Reiß schicksalhaft zuteil. Ursprünglich wollte er Tischler werden, entschied sich jedoch aufgrund von Stellenmangel für eine Ausbildung zum Automechaniker. Sein Weg führte ihn schließlich zur Deutschen Bahn, wo er seine Leidenschaft für den Eisenbahnbetrieb entdeckte. Bei seiner neuen Position sieht Reiß die Chance für einen Neuanfang. In einem direkt an Bahnpersonalchef Martin Seiler gereichten Statement äußerte er den Wunsch, zu „vernünftigen und wirklich sinnvollen Sozialpartnerschaften“ zurückzukehren.

Sein Engagement ist nicht zu übersehen – lange Arbeitszeiten von bis zu zwölf Stunden sind für Reiß der Normalfall. „Wenn man so einen Job annimmt, ist man das gewohnt“, erklärt er. Während er auf seinen Dienstreisen oft in der ersten Klasse reist, um arbeitsfähig zu bleiben, genießt er im Urlaub die Möglichkeit, sich vom Bahnbetrieb zu distanzieren.

Herausforderungen im Dialog

Ein weiteres zentrales Anliegen von Reiß ist die Wiederbelebung der Dialogkultur in Deutschland, die seiner Meinung nach stark gelitten hat. Während er die oftmals oberflächliche Berichterstattung in den Medien kritisiert, betont er die Notwendigkeit, verschiedene Standpunkte offen zu diskutieren und neue Ansätze zu prüfen. Seine Aussagen verdeutlichen, dass er mit seiner Amtsübernahme auch eine Verantwortung für die gesamte Branche spürt.

Die GDL vertritt nicht nur Lokführer, sondern auch viele andere Berufsgruppen innerhalb der Eisenbahnindustrie. Unter Reiß‘ Führung wird es entscheidend sein, die Interessen dieser Mitglieder wirksam zu vertreten, während die GDL gleichzeitig als Tarifpartner für zahlreiche private und öffentliche Bahnunternehmen fungiert. „Die Bahn ist von Jahr zu Jahr spürbar schlechter für die Fahrgäste geworden“, äußert er deutlich und fordert tiefgreifende Verbesserungen für die Zukunft.

Sein Engagement und seine Empathie für die Beschäftigten der Branche lassen darauf schließen, dass Reiß nicht nur eine Führungsposition besetzt, sondern auch ein Ohr für die Belange der Mitarbeiter hat. In dieser Zeit des Wandels stellt sich die Frage: Kann Reiß der GDL und der gesamten Branche tatsächlich einen neuen, frischen Wind einhauchen?

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