Innovationen in der DDR: Ein Blick auf den Erfindergeist von damals
Historische Interviews beleuchten die Innovationskraft
Die neuste Interviewreihe im Wartburgradio 96,5 bringt die spannende Thematik des Erfindergeistes in der DDR näher. Lars Leonhardt, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Automobile Welt Eisenach, und Archivleiterin Dr. Jessica Lindner-Elsner führten am 23. und 24. Juli Gespräche mit zwei Zeitzeugen, die wertvolle Einblicke in die Innovationslandschaft der ehemaligen DDR geben.
Das Büro für Neuererwesen: Ein Ort des Wandels
Volkmar Schumann, 94 Jahre alt und ehemaliger stellvertretender Leiter des Büros für Neuererwesen im Automobilwerk Eisenach, erklärt, wie wichtig Verbesserungsvorschläge der Arbeiterinnen und Arbeiter waren, um die Produktivität zu steigern. In der DDR nannte man dies „Neuererwesen“, während es in der Bundesrepublik als „betriebliches Vorschlagswesen“ bekannt war. „Jede Idee, die ich bewerten musste, war gleichzeitig eine indirekte Kritik an dem ursprünglichen Entwurf“, so Schumann. Dies zeigt, wie Innovationsvorschläge nicht nur technische Verbesserung, sondern auch zwischenmenschliche Dynamiken förderten.
Der Weg eines Kfz-Mechanikers in die Innovationswelt
Frank-Michael Schulz, 66 Jahre alt, erinnert sich an seine eigenwillige Reise von der Ausbildung als Kfz-Schlosser bis zur Abgasprüfstelle in Berlin-Adlershof. Wegen seiner persönlichen Hintergründe konnte er nicht studieren, was ihn jedoch nicht davon abhielt, innovative Lösungen zu finden. In der dortigen Prüfstelle war es notwendig, die Fahrzeuge wie Wartburg und Trabi auf internationale Emissionsstandards zu testen. „Wir mussten alles selbst bauen, weil es keine Zulieferbetriebe gab“, berichtet Schulz. Lebensmittelwaagen wurden zu Messgeräten umfunktioniert und Edelstahl aus Milchkühlern verwendet – Beispiele wie diese illustrieren die Kreativität der Zeit.
Eine Gemeinschaft voller Einfallsreichtum
Beide Zeitzeugen verdeutlichen, wie der Erfindergeist der DDR viele Herausforderungen mit Einfallsreichtum und Kreativität überwand. Das „Neuererwesen“ erwies sich als eine Triebkraft in den Betrieben, die zur Verbesserung des Arbeitsalltags beitrug und den Sozialismus in der DDR mit innovativen Ideen der Werktätigen bereicherte. Die Interviews werden bald in einer Sendereihe ausgestrahlt und bieten der Öffentlichkeit die Möglichkeit, diese historischen Perspektiven nachzuvollziehen.
Fazit: Bedeutung für zukünftige Generationen
Die Interviews mit Schumann und Schulz zeigen, dass Innovation nicht allein in kapitalistischen Systemen gedeihen kann. In der DDR war der Geist des Erfindens und des gemeinsamen Problemlösens ebenso präsent. Die Konzepte von Teamarbeit und partizipativer Innovation sind auch heute noch von Bedeutung und können als Inspiration für künftige Entwicklungen dienen. Es bleibt spannend zu beobachten, wie diese Themen in den kommenden Sendungen weiter vertieft werden.
Quelle: awe-Stiftung
Thüringen
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C. Schulze