Eisenach

"Innovationen im Schatten der Planwirtschaft: Zeitzeugen berichten"

Im Rahmen einer fortlaufenden Interviewreihe der Stiftung Automobile Welt Eisenach berichten Zeitzeugen des Automobilwerks über ihre innovativen Beiträge im "Neuererwesen" während der Planwirtschaft der DDR, um die Bedeutung von Erfindergeist in einer zeitlich und politisch herausfordernden Ära zu beleuchten.

In jüngster Zeit hat die Stiftung Automobile Welt Eisenach eine Reihe von Interviews mit ehemaligen Mitarbeitern des Automobilwerks Eisenach geführt. Diese Interviews beleuchten den besonderen Erfindergeist in der Planwirtschaft der DDR.

Erfindergeist in der Planwirtschaft

Das Interviewprojekt der Stiftung Automobile Welt Eisenach (AWE) stellt durch die Erzählungen von Zeitzeugen eine faszinierende Perspektive auf die Innovationskraft unter den Bedingungen einer Planwirtschaft dar. Trotz der strengen Vorgaben und Einschränkungen, unter denen die Werktätigen arbeiteten, waren viele Mitarbeiter bereit, ihre kreativen Ideen einzubringen.

Einblick in die Interviews

In einer aufschlussreichen Diskussion sprachen Lars Leonhardt, der Vorsitzende des Stiftungskuratoriums, und Archivleiterin Jessica Lindner-Elsner mit zwei erfahrenen Zeitzeugen: Volkmar Schumann, 94 Jahre alt, und Frank-Michael Schulz, 66 Jahre alt. Bei der Durchführung dieser Interviews wurde die Gruppe von Marie Bullerschen, einer Geschichtsstudentin, unterstützt, die zum Praktikum im Stiftungsarchiv weilt.

Das Büro für Neuererwesen

Von 1966 bis 1990 war Volkmar Schumann verantwortlich für das „Büro für Neuererwesen“ im Automobilwerk. In seiner Rolle war er zuständig für die Bewertung und Umsetzung von Verbesserungsvorschlägen der Arbeiter. Viele dieser Vorschläge waren teils unerwartet und kurios, was oft zu Spannungen führte, da sie im Kern eine Kritik an bestehenden Prozessen darstellten.

Die Herausforderungen junger Ingenieure

Ein weiteres Beispiel für den Innovationsdrang in der DDR liefert Frank-Michael Schulz. Aufgrund seiner religiösen Überzeugungen konnte er nicht studieren und fand stattdessen eine anspruchsvolle Tätigkeit in der Abgasprüfstelle in Berlin-Adlershof. Dort war er für die Tests der Fahrzeuge, wie Wartburg und Trabant, auf internationale Emissionsstandards verantwortlich. Da in der DDR nur eine einzige Abgasprüfstelle existierte, musste er viele der Messgeräte selbst entwerfen und bauen, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden.

Auswirkungen auf die Gegenwart

Diese Berichte über das Neuererwesen sind nicht nur historische Dokumente, sondern geben auch Einblicke in die Denkweise und den Umgang mit technischen Herausforderungen in der Vergangenheit. Sie zeigen, wie die Kreativität unter restriktiven Bedingungen gedeihen kann und wie wichtig es ist, solche Geschichten für zukünftige Generationen festzuhalten. Die Interviews der Stiftung werden in einer Sendereihe beim Wartburgradio ausgestrahlt und bieten somit eine wertvolle Quelle für interessierte Zuhörer.

Fazit: Eine reiche Erzählung von Innovation

Die Erzählungen von Volkmar Schumann und Frank-Michael Schulz sind Ausdruck eines Gemeinschaftsgeistes und von Erfindergeist, der trotz der Widrigkeiten der DDR-Zeit blühte. Es ist bedeutend, diese Geschichten weiterzugeben, um die Innovationskraft der Menschen unter verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu würdigen.

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