In Erfurt wird der öffentliche Personennahverkehr durch ein neues Bezahlsystem revolutioniert. Dies hat jedoch nicht nur Vorteile für die meisten Fahrgäste, sondern bringt auch Herausforderungen für bestimmte Gruppen mit sich. Besonders ältere Menschen, die oft Schwierigkeiten im Umgang mit neuen Technologien haben, könnten von dieser Umstellung betroffen sein.
Vorteile der Umstellung auf bargeldloses Bezahlen
Mit der Einführung des bargeldlosen Bezahlens können Fahrgäste in Erfurt nun bequem mit Debit- und Kreditkarten sowie kontaktlos mit Smartphones oder Smartwatches in den Bussen bezahlen. Dieser Prozess gestaltet sich einfach: Fahrgäste geben ihr Fahrtziel an, halten ihre Karte an das Lesegerät, und der Bezahlvorgang ist abgeschlossen. Eine Eingabe der PIN ist nicht erforderlich, sofern die Karte für kontaktloses Bezahlen freigeschaltet ist. Laut Anja Kümpfel, der Vertriebsleiterin der Erfurter Verkehrsbetriebe (EVAG), ermöglicht dieses System eine schnellere und sicherere Abwicklung der Zahlungen und trägt zur Effizienz im Betriebsablauf bei, da das Handling von Bargeld entfällt.
Herausforderungen für Bargeldzahler und alternative Lösungen
Obwohl die Mehrheit der Fahrgäste in Erfurt bereits bargeldlos bezahlt – laut EVAG werden drei von vier Fahrscheinen digital erworben – gibt es dennoch einen Anteil an Nutzern, die Bargeld bevorzugen. Für diese Fahrgäste bleibt das Kauf von Fahrscheinen mit Bargeld weiterhin möglich. Sie können die Tickets an EVAG-Agenturen oder an 55 Automaten im Stadtgebiet erhalten. Zudem nimmt das Mobilitätszentrum am Anger auch Münzen und Banknoten an.
Erfurt: Das neue Kassensystem der EVAG im Detail
Nach einer erfolgreichen Testphase hat die EVAG die ersten zehn Busse in den Regelbetrieb aufgenommen, die keine Bargeldzahlungen mehr akzeptieren. Diese Busse sind deutlich durch einen Aufkleber an der ersten Tür gekennzeichnet und kommen vorwiegend auf der beliebten Stadtbahnlinie 9 zum Einsatz. Bis zum kommenden Frühjahr plant die EVAG, sämtliche Busse mit diesem neuen Bezahlsystem auszustatten.
Die Bedeutung der digitalen Transformation im Nahverkehr
Die technische Umstellung im ÖPNV Erfurts spiegelt einen zunehmenden Trend hin zu digitalen Zahlungsmethoden wider. Der Anteil bargeldloser Zahlungen am Gesamtumsatz lag 2023 bei 77 Prozent, ein deutlicher Anstieg gegenüber 39 Prozent im Jahr 2019. Diese Veränderung notiert nicht nur einen Wandel im Nutzerverhalten, sondern könnte auch wichtige soziale Auswirkungen mit sich bringen, da bestimmte Bevölkerungsgruppen von dieser Entwicklung abgehängt werden könnten.
Insgesamt zeigt der Schritt der EVAG, dass der Nahverkehr in Erfurt auf die Bedürfnisse der modernen Gesellschaft eingeht, jedoch ist es unerlässlich, auch die weniger tech-affinen Bürgerinnen und Bürger nicht zu vergessen und alternative Zahlungsmethoden anzubieten. Dieser Balanceakt könnte entscheidend sein, um alle Fahrgäste weiterhin in den öffentlichen Verkehr einzubinden.