In Erfurt startet am Donnerstag, dem 12. September, eine bemerkenswerte Veranstaltungsreihe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den interreligiösen Dialog zu fördern. Die Evangelische Stadtakademie „Meister Eckhart“ hat die „Interreligiösen Stadtspaziergänge“ ins Leben gerufen, um den Bürgern der Stadt bislang weitgehend unbekannte Gotteshäuser näherzubringen. Zu den Highlights gehört ein Besuch bei der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“, besser bekannt als Mormonen, der um 19 Uhr im Gemeindezentrum in der Hochheimer Straße 14 stattfinden wird.
Pfarrer Dr. Andreas Fincke, ein Experte für Religions- und Weltanschauungsfragen, erklärt die Idee hinter den Stadtspaziergängen. „Erfurt hat eine vielfältige religiöse Landschaft, in der nicht nur viele Kirchen zu finden sind. Immer mehr Menschen unterschiedlicher Religionen leben hier. Wir möchten die Gelegenheit nutzen, um diese weniger bekannten religiösen Räume zu besuchen und mit den Vertretern der Gemeinschaften ins Gespräch zu kommen,“ sagt er. Bei diesen Besuchen erhalten die Teilnehmenden die Möglichkeit, mehr über den Glauben und das religiöse Leben der verschiedenen Gemeinschaften zu erfahren, die vielen Erfurtern unbekannt sind.
Die Glaubensgemeinschaften im Fokus
Die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ stellt eine der bedeutendsten Glaubensgemeinschaften innerhalb des Mormonismus dar. Gegründet durch Joseph Smith im 19. Jahrhundert, hat diese Kirche heute weltweit rund 17 Millionen Mitglieder, davon bis zu 40.000 in Deutschland. Ihr zentrales Hauptquartier befindet sich in Salt Lake City, Utah, wo die Anhänger die Lehren von Smith, der als Prophet betrachtet wird, verinnerlichen. Das Buch Mormon, das 1830 erstmals veröffentlicht wurde, spielt eine zentrale Rolle im Glaubensleben dieser Gemeinschaft.
Doch nicht nur die Mormonen sind Teil dieser Veranstaltungsreihe. Auch die Bahá’í-Gemeinde wird am 19. September besucht. Die Bahá’í-Religion ist im 19. Jahrhundert entstanden und hat sich stark für den Frieden zwischen verschiedenen Religionen und für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern engagiert. Weltweit zählt die Gemeinschaft fünf bis sechs Millionen Anhänger, die sich für den interreligiösen Dialog einsetzen, auch wenn sie in vielen islamisch geprägten Ländern verfolgt werden. Erfurt ist zudem Partnerstadt von Haifa in Israel, wo sich eines der wichtigsten Heiligtümer der Bahá’í befindet.
Last but not least steht die Christengemeinschaft, gegründet 1922, auf dem Programm. Diese religiöse Bewegung strebt eine Erneuerung der Spiritualität an und wird stark von den Lehren Rudolf Steiners geprägt. Die Gottesdienste, genannt Menschenweihehandlungen, zielen darauf ab, den Kultus in das religiöse Leben zurückzuführen. Ihr Einfluss reicht bis in Bereiche wie Kunst und Pädagogik hinein und hat viele Menschen inspiriert.
Wichtige Termine und Ausblicke
Zusätzlich zu den genannten Terminen gibt es mehrere interessante Veranstaltungen im Rahmen der Evangelischen Erwachsenenbildung in Erfurt. Am 26. September führt der Weg zur Christengemeinschaft in der Schildgasse 6. Am 1. Oktober findet schließlich ein Rückblick und eine Auswertung der Stadtspaziergänge in der Evangelischen Studierendengemeinde in der Allerheiligenstraße 15 statt.
Aber auch außerhalb dieser Reihen gibt es zahlreiche Gelegenheiten, sich mit den unterschiedlichen Religionsgemeinschaften in Erfurt auseinanderzusetzen. So findet am 6. September ein Kirchensprung und Wandelkonzert statt, das mit dem Thema „Kirche und Politik“ verknüpft ist, und am 25. September ein Ökumenischer Studientag zum Islam im Bildungshaus St. Martin.
Wer mehr über die Veranstaltungen erfahren möchte, kann die Website www.eebt.de besuchen, um weitere Informationen zu erhalten. Diese Stadtspaziergänge sind eine hervorragende Gelegenheit, die religiöse Vielfalt in Erfurt zu entdecken und die kulturellen Grenzen zu überschreiten.