Erfurt

Meyer Burger bestätigt: Produktion in Bitterfeld-Wolfen bleibt erhalten

Die drohende Schließung der Solarzellenproduktion des Schweizer Herstellers Meyer Burger in Bitterfeld-Wolfen wurde gestoppt, nachdem der Bau einer alternativen Produktionsstätte in den USA aufgrund finanzieller Probleme vorerst abgebrochen wurde, was die 350 Arbeitsplätze am Standort sichert und die weitere Versorgung mit Solarzellen bis 2025 gewährleistet.

Bitterfeld-Wolfen erlebt in den letzten Tagen eine spannende Wendung in der Solarbranche, die sowohl Herausforderungen als auch Hoffnungen für die Zukunft mit sich bringt. Der schweizerische Solartechnologie-Hersteller Meyer Burger hat die drohende Schließung seiner Produktionsstätte in Bitterfeld-Wolfen verkündet, nachdem die Pläne für eine neue Fabrik in den USA gestoppt wurden. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines extrem umkämpften Marktes, der stark von preisgünstigen chinesischen Importen geprägt ist.

Die Entscheidung von Meyer Burger, die Expansion in die USA abzubrechen, wurde getroffen, weil die finanziellen Rahmenbedingungen derzeit nicht tragbar sind. Geschäftsführer Gunter Erfurt bezeichnete dies als „die gute Nachricht in der schlechten Nachricht“. Trotz der gescheiterten Pläne bleibt die Produktion in Bitterfeld-Wolfen von großer Bedeutung. Die dort gefertigten Solarzellen werden weiterhin für die Modulproduktion im amerikanischen Werk in Goodyear, Arizona, benötigt.

Anhaltende Unsicherheiten in der Branche

Obwohl die Produktionsstätte in Bitterfeld-Wolfen vorerst gesichert ist, stehen dennoch große Herausforderungen vor Meyer Burger. Das Unternehmen hat ein Restrukturierungsprogramm angekündigt, das, wie viele befürchten, Arbeitsplätze gefährden könnte, insbesondere am Standort im sächsischen Hohenstein-Ernstthal. Bereits im Frühjahr hatte das Unternehmen seine Solarmodul-Produktion in Freiberg geschlossen, was 500 Mitarbeitern ihren Job kostete. Die Gründe dafür liegen unter anderem in den massiven Preisdifferenzen zu importierten Solarzellen aus China, die den Markt in Europa destabilisieren.

Die Situation in der Solarmarktlandschaft ist brisant. Meyer Burger hatte geplant, eine alternative Produktionsstätte in einer ehemaligen Chipfabrik von Intel in Colorado Springs zu errichten, jedoch haben steigende Materialpreise und andere finanzielle Herausforderungen diese Pläne zunichte gemacht. „Die Fabrik ist nun vorerst vom Tisch“, erklärte Erfurt, was die große Bedeutung der Bitterfelder Produktionsstätte unterstreicht.

Die gesunkene Modulproduktion in Europa führte zu einem dramatischen Preisverfall. Der Großhändler PVXchange meldete, dass die Preise für hocheffiziente Solarmodule im Juli auf 18 Cent pro Watt gefallen sind, verglichen mit 31 Cent im Vorjahr. Dies wird oft als direkte Folge des chinesischen Dumpingwettbewerbs betrachtet, der zahlreiche europäische Hersteller unter Druck setzt. In diesem Umfeld muss Meyer Burger um seine Marktanteile kämpfen.

Die Reaktionen der Märkte

Die jüngsten Entwicklungen haben die Aktienkurse von Meyer Burger stark beeinträchtigt. Nach der Ankündigung, dass die Expansion in die USA vorerst gestoppt wird, brach der ohnehin niedrige Aktienkurs um über 50 Prozent auf etwa zwei Franken ein. Anleger sorgen sich um die langfristige finanzielle Stabilität des Unternehmens und reagieren damit auf die Unsicherheiten und Herausforderungen, vor denen die gesamte Branche steht.

Die Module, die in Bitterfeld-Wolfen produziert werden, spielen eine wichtige Rolle in der gesamten Wertschöpfungskette des Unternehmens. Diese Produkte werden im US-Bundesstaat Arizona weiterverarbeitet, wo die Modulproduktion auf 1,4 Gigawatt erhöht werden soll. Meyer Burger betrachtet die Fertigung in Bitterfeld-Wolfen weiterhin als wirtschaftlichste Option und strebt ein partnerschaftliches Verhältnis zu den USA an, während es gleichzeitig den Bestrebungen in der europäischen Solarindustrie gerecht werden muss.

Schlussbetrachtung

Die jüngsten Herausforderungen und Entwicklungen bei Meyer Burger verdeutlichen die volatilen Möglichkeiten innerhalb der Solartechnologiebranche. Es zeigt sich, dass europäische Hersteller unter dem Druck niedriger Preise aus China existentielle Entscheidungen treffen müssen. Meyer Burger bleibt jedoch optimistisch, dass die produzierten Solarzellen aus Bitterfeld-Wolfen für die amerikanische Modulproduktion unerlässlich sind. Der Weg vorwärts wird spannend sein, denn das Unternehmen muss strategisch navigieren, um in einem internationalen Markt, der sich ständig verändert, wettbewerbsfähig zu bleiben.

Hintergrund zur Solarindustrie in Europa

Die Solarindustrie in Europa hat in den letzten Jahren mit großen Herausforderungen zu kämpfen gehabt. Immer mehr Hersteller, wie Meyer Burger, sehen sich dem harten Wettbewerb durch günstige chinesische Importe ausgesetzt. Diese Importe haben nicht nur die Preise für Solarprodukte gedrückt, sondern auch zahlreiche europäische Unternehmen an den Rand der Existenz gebracht. Laut einem Bericht des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik) waren im Jahr 2022 mehr als 60 Prozent der in Europa verbauten Solarmodule aus China importiert.

Zusätzlich zu den Wettbewerbsdruck haben europäische Hersteller auch unter den Folgen strengerer Umweltauflagen und steigenden Produktionskosten gelitten. Diese Faktoren haben dazu geführt, dass viele Unternehmen entweder ihre Produktion ins Ausland verlagerten oder, wie Meyer Burger, versuchen mussten, sich durch technologische Innovationen und nachhaltige Produktionsmethoden einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

Aktuelle Statistiken zur Solarzellenproduktion

Die Verwendung von Solarenergie in Europa hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Laut dem Europäischen Photovoltaikverband (SolarPower Europe) haben die installierten Solarkapazitäten in der EU im Jahr 2022 die 200 Gigawatt-Marke überschritten, was einen Anstieg von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr darstellt. Die Nachfrage nach nachhaltigen und erneuerbaren Energiequellen ist insbesondere im Kontext der steigenden Energiepreise und des Klimawandels stark gestiegen.

Die Preise für Solarzellen und -module sind jedoch sehr volatil. Während im Jahr 2021 der durchschnittliche Preis für monokristalline Solarzellen bei etwa 0,20 Euro pro Watt lag, ist dieser Preis laut PVXchange im Jahr 2023 auf zum Teil unter 0,18 Euro pro Watt gefallen. Dies stellt eine Herausforderung für die Rentabilität der europäischen Hersteller dar und könnte langfristig auch Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft in neue Produktionsanlagen haben.

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