Die Musik als Lebenselixier: Jürgen Kerth und die Entwicklung der Blueskultur in Erfurt
Im Jahr 1948 erblickte Jürgen Kerth in Erfurt das Licht der Welt, und es könnte kaum einen außergewöhnlicheren Ort geben, um einen zukünftigen Blueskönig zu gebären. In einer Zeit, als die Musikszene in der DDR stark reglementiert war, gelang es diesem talentierten Musiker, sich einen Namen zu machen und die Herzen vieler Fans zu gewinnen.
Ein unerwartetes Talent wird entdeckt
Trotz seiner Herkunft aus einer nicht-musikalischen Familie entdeckte Kerth seine Leidenschaft für die Musik erst im Alter von 14 Jahren an der Erfurter Sportschule. Dort traf er auf seinen Mentor Hans-Jürgen „Gotte“ Gottschalk, dessen Gitarrenspiel ihn inspirierte. Diese wichtige Begegnung führte dazu, dass Kerth eine kostengünstige Spielzeuggitarre erwarb und sich voll und ganz der Musik hingab.
Herausforderungen und Entwicklung der Blueskultur
In den Jahren, die folgten, erlebte Kerth die Herausforderungen eines Autodidakten innerhalb der restriktiven DDR-Kultur. Ohne offiziellen Status als Profi-Musiker waren seine Bandprojekte ständig von Verboten bedroht. Trotz dieser Hindernisse war er entschlossen, seinen Traum zu verwirklichen. Um seine musikalischen Fähigkeiten zu verbessern, besuchte er schließlich die Erfurter Musikschule und bestand die Berufsmusikerprüfung – ein Erfolg, den er als Glücksfall betrachtet.
Ein kulturelles Erbe formen
Mit der Veröffentlichung seiner ersten LP im Jahr 1976 erlangte Jürgen Kerth den Titel des Blueskönigs in der DDR. Seine einzigartigen deutschen Texte und der Einfluss von bekannten Musikern wie Jimi Hendrix und B.B. King machten seinen Stil unverwechselbar. Besonders erwähnenswert ist Kerths Treue zu seiner MIGMA-Gitarre, die seit 50 Jahren ein treuer Begleiter ist und maßgeblich zu seinem charakteristischen Klang beiträgt.
Von der Isolation zur Inspiration
Die Wende 1989 eröffnete Kerth nicht nur physische Grenzen, sondern auch neue kreative Möglichkeiten. Die Sehnsuchtsorte seiner Jugend, die einst unerreichbar schienen, wurden nach dem Mauerfall für ihn zugänglich. Dieses neue Kapitel in seinem Leben ermöglichte es ihm, seinen Einfluss und seine Liebe zur amerikanischen Musik und zum Blues in vollem Maße auszuleben.
Ein Erbe, das bleibt
Jürgen Kerth ist mehr als nur ein Musiker; er ist ein Symbol für den Kampf um kreative Freiheit und die Entwicklung einer lebendigen Blueskultur in Erfurt und darüber hinaus. Sein Engagement und seine Leidenschaft werden nicht nur von seinen Mitmusikern, sondern auch von einer ganzen Generation von Musikliebhabern geschätzt und inspiriert. In einer Zeit, in der die Musikszene ständig im Wandel ist, bleibt Kerths Einfluss ungebrochen und wird sicherlich noch viele Jahre spüren lassen.
– NAG