Euskirchen

Hanau kämpft um ehrliche Zählung: Was die neuen Zensuszahlen bedeuten

Hanau wehrt sich gegen die kürzlich veröffentlichten Zensuszahlen vom 15. Mai 2022, die die Einwohnerzahl auf 93.632 senken, und hat den Wissenschaftler Rainer Schnell hinzugezogen, um das Gespräch mit dem Statistischen Landesamt im August zu führen, da die Einwohnerzahl entscheidend für zukünftige Finanzmittel ist.

Die Einwohnerzahl einer Stadt hat weitreichende Folgen, insbesondere wenn es um die Verteilung finanzieller Mittel geht. In Hanau wird dieser Zusammenhang nun besonders deutlich, nachdem die Stadt Ergebnisse des jüngsten Zensus stark in Frage stellt.

Konflikt um die Einwohnermeldestatistik

Hanau hat am 15. Mai 2022 laut dem Statistischen Landesamt eine Bevölkerung von nur 93.632 registriert, was einem deutlichen Rückgang von 6.675 Personen gegenüber dem Jahr 2021 entspricht. Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) äußerte Bedenken über die Methodik der Erhebung. „Es erhebt sich die Frage, warum eine Hochrechnung auf Basis von nur rund zehn Prozent der Bevölkerung präziser sein soll als unsere fortlaufend aktualisierte Einwohner-Meldestatistik“, sagte er. Damit zeigt die Stadt ihr Bestreben, die eigene Identität und ihren Status als Großstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern zu verteidigen.

Finanzielle Auswirkungen auf die Stadtentwicklung

Warum ist die Einwohnerzahl für Hanau so entscheidend? Die Resultate des Zensus sind nicht nur von statistischem Interesse, sondern auch maßgeblich für die Zuteilung von Finanzmitteln. Städte erhalten Gelder durch den Länder- und kommunalen Finanzausgleich sowie durch EU-Subventionen, welche direkt von der offiziell erfassten Einwohnerzahl abhängen. Ein Rückgang der Bevölkerung könnte somit für Hanau gravierende finanzielle Einbußen zur Folge haben, die die Stadtentwicklung nachhaltig beeinträchtigen würden.

Wissenschaftliche Unterstützung für Korrekturen

Um die Ergebnisse des Zensus anzufechten, hat sich die Stadt Hanau die Expertise von Rainer Schnell, einem Sozialwissenschaftler der City University London und der Universität Duisburg-Essen, gesichert. Schnell, der bereits die Zensusdaten von 2011 kritisch betrachtet hat, wird an einem geplanten Treffen mit Vertreter:innen des Statistischen Landesamtes im August teilnehmen. Auch Jürgen Dieter vom Hessischen Städtetag wird anwesend sein, um den Dialog zu unterstützen.

Unterschiedliche Berechnungen und deren Bedeutung

Anhand früherer Berechnungen kam das Landesamt im Jahr 2022 noch auf eine Einwohnerzahl von 100.307 für Hanau, was bedeutet, dass die Stadt zwischenzeitlich die 100.000er-Marke überschritt. Dies verdeutlicht die Diskrepanz zwischen den verschiedenen Erhebungsmethoden und deren direkte Auswirkungen auf Hanau. Auch andere Städte wie Frankfurt, Kassel und Darmstadt erhielten niedrigere Einwohnerzahlen als in den früheren Bevölkerungsfortschreibungen, was die Überprüfung der Zensusdaten umso wichtiger macht.

Insgesamt wird deutlich, dass die Diskussion um die Einwohnerzahl in Hanau nicht nur eine lokale Angelegenheit ist, sondern auch einen wichtigen Teil der finanziellen und strukturellen Zukunft der Stadt betrifft. Die Stadt hat klare Anzeichen dafür, dass die Statistiken möglicherweise nicht die tatsächliche Bevölkerung widerspiegeln. Die kommenden Gespräche mit den zuständigen Behörden könnten also entscheidend für die wirtschaftliche Stabilität und Entwicklung von Hanau sein.

NAG

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