Frankfurt/Main – Am ersten Tag des angekündigten viertägigen Streiks haben die Piloten und das Kabinenpersonal von Discover Airlines bereits erste Auswirkungen auf den Flugplan verursacht. Laut einer Unternehmenssprecherin sei es gelungen, die meisten der rund 55 Flüge, die für Dienstag geplant waren, durchzuführen. Dennoch gab es vereinzelt Annullierungen, die von der gewerkschaftlichen Mobilisierung begleitend zu den arbeitsrechtlichen Forderungen ausgehen.
Der Flughafenbetreiber Fraport vermeldete, dass am Dienstag sieben Flüge ausgefallen sind, darunter beliebte Urlaubsziele wie Palma de Mallorca, Ibiza und Mykonos. Diese Annullierungen sind Teil eines größeren Konflikts zwischen den beteiligten Gewerkschaften und Discover Airlines. Mit etwa 270 Flügen, die über die Tage des Streiks hinweg ab Frankfurt und München geplant waren, müssen die Passagiere mit einer Unsicherheit in der Reiseplanung rechnen.
Streik und Tarifkonflikte
Im Hintergrund dieses Streiks stehen die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC) sowie Ufo, die die Belegschaft zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen haben. Der Streik ist für insgesamt vier Tage angesetzt und betrifft alle Abflüge aus Deutschland. Discover Airlines bekundete, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Auswirkungen des Arbeitskampfes zu minimieren, wobei einige Kurzstreckenflüge von Partnergesellschaften übernommen werden. Diese Maßnahme soll eine zusätzliche Belastung für die Fluggäste verhindern.
Eine Herausforderung für Discover Airlines ist die Komplexität des Tarifkonflikts. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo befürchtet, dass Lufthansa möglicherweise versucht, durch die Umverteilung von Flügen auf andere Gesellschaften die Auswirkungen des Streiks zu mildern. Das bedeutete jedoch nicht, dass die Situation nicht dramatischer werden könnte, denn Ufo rechnet damit, dass die Folgen in den kommenden Tagen zunehmen werden. Am Flughafen Frankfurt versammelten sich am Dienstag laut Ufo immerhin rund 100 Demonstranten, was die Intensität des Konflikts verdeutlicht. Harry Jäger, der Leiter für Tarifpolitik bei Ufo, bemängelte die fehlende Bewegung im Tarifstreit seitens der Airline.
Der Weg zu fairen Löhnen
Hinter der Mobilisierung der Gewerkschaften steht der Wunsch nach besseren Arbeitsbedingungen und angemessene Vergütung. Der Arbeitskampf wird durch die gewerkschaftlichen Konflikte im Zusammenhang mit Verdi intensifiziert, die für die junge Airline Discover bereits erste Tarifverträge für Piloten und Flugbegleiter abgeschlossen hat. Diese umfassen eine Gehaltserhöhung von 16 bis 38 Prozent bis Ende 2027 sowie Regelungen zur Altersvorsorge und Unterstützung im Fall des Verlusts der Fluglizenz.
Die Forderungen von Ufo und VC sind nur geringfügig von dem bereits erzielten Abschluss mit Verdi abweichend. Dennoch streben die Spartengewerkschaften ihre eigenen Tarifwerke an, da sie von der Meinung überzeugt sind, dass Verdi im Flugbetrieb nicht über ausreichend viele Mitglieder verfügt. Dies lässt vermuten, dass es nicht nur um finanzielle Fragen geht, sondern auch um die Positionierung und den Einfluss der Gewerkschaften innerhalb des Lufthansa-Konzerns, in dem VC und Ufo traditionell stark verankert sind. Der Winter hat bereits einmal eine Streikwelle bei Discover Airlines entfacht, somit könnte die aktuelle Lage sich als Trend in der Branche darstellen.
Ein Blick in die Zukunft
Discover Airlines hat seit seiner Gründung im Jahr 2021 27 Flugzeuge in Betrieb und befördert Reisende zu Urlaubsziele in Europa und übersee. Mit einem Team von etwa 1.900 Mitarbeitern bleibt die Airline unter dem Druck dieser tariflichen Auseinandersetzungen. Die nächsten Tage werden entscheidend sein, um zu beurteilen, ob der Streik zu einer ernsthaften Veränderung in der Interessenlage der Mitarbeiter führen oder ob es vielleicht zu einer Beilegung der Konflikte kommt, die zu einem stabileren Arbeitsumfeld für alle Beteiligten führt.
Wirtschaftliche Auswirkungen des Streiks
Die aktuellen Streiks bei Discover Airlines haben nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die Passagiere, sondern auch auf die finanzielle Lage der Airline und der Lufthansa-Gruppe insgesamt. Die Luftfahrtindustrie hat sich in den letzten Jahren, insbesondere nach den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, nur langsam erholt. Laut dem International Air Transport Association (IATA) ist der Luftverkehr 2023 auf etwa 83 % des Vorkrisenniveaus zurückgekehrt, was bedeutet, dass Airlines weiterhin unter Druck stehen, ihre Rentabilität zu steigern und gleichzeitig die Kundenzufriedenheit aufrechtzuerhalten.
Streiks wirken sich negativ auf die Einnahmen der Airlines aus, da jede Flugannullierung nicht nur zu direkten Einnahmeverlusten führt, sondern auch das Vertrauen von Passagieren erschüttern kann. Verbraucher, die regelmäßig reisen, treffen möglicherweise Entscheidungen, die langfristig die Buchungen bei der Airline betreffen. Die wirtschaftlichen Folgen könnten sich also über den Streikzeitraum hinaus erstrecken.
Tarifauseinandersetzungen im Kontext
Tarifkonflikte in der Luftfahrt sind nicht ungewöhnlich. In der Vergangenheit gab es ähnliche Situationen, wo Gewerkschaften und Fluggesellschaften in intensiven Verhandlungen standen, um bessere Arbeitsbedingungen und Löhne zu erreichen. Ein bekannter Fall war der Streik der Lufthansa-Piloten im Jahr 2014, wo es zu langwierigen Auseinandersetzungen kam. Auch damals standen Themen wie Löhne, Arbeitszeiten und betriebliche Altersvorsorge im Mittelpunkt der Diskussionen.
Die aktuelle Konfliktsituation unterscheidet sich jedoch insofern, als mehrere Gewerkschaften, namentlich Verdi und Ufo, um Tarifverträge konkurrieren. Dies führt zu einer Fragmentierung der Verhandlungen und potenziellen Unsicherheit unter den Beschäftigten. Verdi hat bereits klare Erfolge erzielt, die anderen Gewerkschaften versuchen hingegen, ihre eigenen Strukturen und Vereinbarungen zu festigen.