Am 2. September 2004 ereignete sich in Weimar eine tragische Katastrophe, als die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Brand geriet. Bibliotheksmitarbeiter und mutige Bürger schafften es bis kurz vor zehn Uhr abends, wertvolle Kunstwerke und literarische Schätze aus dem brennenden Gebäude zu retten. Unter den geretteten Objekten befand sich auch eine bedeutende Sammlung von Bibeln, darunter eine Lutherbibel aus dem Jahr 1534, die fast verloren gegangen wäre.
„Erst in dieser Sekunde ist mir eingefallen, dass da noch unsere sehr wertvolle Bibelsammlung steht“, erzählt Michael Knoche, der damalsige Direktor der Bibliothek. Die Feuerwehr gewährte ihm schließlich Zugang zum Rokokosaal, in dem er, begleitet von strömendem heißem Löschwasser, hastig nach den wertvollen Büchern griff. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit und die Flammen, aber er und sein Team schafften es, einige der bedeutendsten Werke zu sichern.
Die verheerenden Auswirkungen des Brandes
Nach dem verheerenden Feuer waren rund 50.000 Bücher vollständig zerstört, während etwa 60.000 Bände, wenn auch teils beschädigt, gerettet werden konnten. Die Bibliothek, die auf eine Gründung im Jahr 1691 zurückblickt, war ein wahrer Schatz an Wissen und Kultur. Die Mauern, die seit 1595 stehen, boten den Flammen einen gewissen Widerstand; jedoch stürzte ein Teil der Decke ein, und die Folgen waren verheerend. Eine weithin sichtbare Wolke aus verkohlten Buchseiten fiel über Weimar, selbst noch zwölf Stunden nach dem Inferno.
Besonders tragisch war der Verlust des Deckenbildes im Rokokosaal, das den „Genius des Ruhms“ darstellte und 1794 von Johann Heinrich Meyer geschaffen wurde. Es verbrannte vollständig, was die Stadt und die Kulturwelt stark berührte. Als die Sonne am nächsten Morgen aufging, konnten die Menschen von dort aus in den Himmel schauen und mussten sich mit dem Anblick der Verwüstung abfinden. „Das war ein schöner und schrecklicher Anblick zugleich“, beschreibt Knoche die Szene, die sich bot.
Ein Erbe von unermesslichem Wert
Die Anna Amalia Bibliothek, die 1998 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, ist weit mehr als nur eine Sammlung von Büchern. Zu ihren Kostbarkeiten gehören mittelalterliche Manuskripte, eine umfangreiche Sammlung von Atlanten sowie die weltgrößte Sammlung von Faust-Dokumenten. Während der 35-jährigen Amtszeit von Johann Wolfgang von Goethe verdoppelte sich der Bestand der Bibliothek auf 80.000 Bände und sie wurde zu einem zentralen Ort für die Weimarer Klassik.
Nach dem Brand wurde in der Bibliothek unermüdlich an der Wiederherstellung gearbeitet, und 2007 wurde das sanierte Gebäude wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Bürger von Weimar erinnerten sich bis heute an die Ereignisse der Brandnacht, die ihre Stadt und ihre Kultur nachhaltig geprägt haben. „Ich wusste, dass wir es mit einer anderen Situation zu tun hatten“, erinnert sich Ralf Seeber, der damalige Einsatzleiter der Feuerwehr.
Zum Gedenken an diesen schicksalhaften Abend hat die Stiftung Weimarer Klassik Zeitzeugenberichte gesammelt, die Einblicke in die persönlichen Bedeutungen der Bibliothek für die Weimarer Bürger geben. Ab dem 6. September sind diese Videointerviews in den digitalen Sammlungen der Bibliothek verfügbar.