In der ruhigen Küstenregion von Neßmersiel, unweit der norddeutschen Nordseeküste, braut sich ein Sturm zusammen, der nicht nur die Feuerwehr, sondern die gesamte Gemeinde betrifft. Der Dornumer Gemeinderat hat einen umstrittenen Beschluss gefasst, der die Freiwillige Feuerwehr Neßmersiel betrifft. Der Plan sieht den Bau eines neuen Feuerwehrhauses vor, allerdings soll dieses in Nesse, etwa drei Kilometer entfernt von Neßmersiel, realisiert werden. Während solche Entscheidungen oft als notwendige Infrastrukturmaßnahmen angesehen werden, scheinen hier die möglichen Folgen der Entscheidung schwere Wellen zu schlagen.
Die Neuerung bringt eine erhebliche logistische Herausforderung mit sich. Wenn in Neßmersiel ein Notruf eingeht, müssen die Feuerwehrleute ihre privaten Fahrzeuge nach Nesse nehmen, sich dort umziehen und dann mit dem Feuerwehrfahrzeug zum Einsatzort zurückfahren. Diese zusätzliche Fahrt könnte im Ernstfall bis zu acht Minuten kosten, was in einer Notsituation potenziell lebensbedrohlich ist. Zudem wird die Zufahrtsstraße als sanierungsbedürftig beschrieben, was die Einsatzbereitschaft zusätzlich beeinträchtigen könnte. Feuerwehrleute berichten von einer Engstelle auf der Straße, die bei Begegnungen zwischen Fahrzeugen Ausrückenden den Weg versperren könnte.
Ein drohender Rücktritt und die Folgen
Die Reaktion auf diesen Beschluss war heftig: 20 von 25 aktiven Mitgliedern der Feuerwehr Neßmersiel haben angekündigt, zurückzutreten. Ab Oktober steht die Feuerwehr somit nicht mehr einsatzbereit zur Verfügung. Die Freiwilligen fühlen sich übergangen, als würde ihre Expertise und ihre Stimme nicht ernst genommen. Sie vermuten, dass die Entscheidung des Gemeinderates auf Kosten ihrer Sicherheit und der Sicherheit der Gemeinde getroffen wurde, ohne dass ihre Meinung im Entscheidungsprozess ausreichend gewürdigt wurde.
Die Gemeindeverantwortlichen bedauern zwar den Rücktritt der Feuerwehrleute, versichern jedoch, dass der Brandschutz weiterhin gewährleistet sei. Vier andere Ortsfeuerwehren könnten die Einsätze übernehmen, doch die Anfahrtswege werden durch den Rücktritt aus Neßmersiel noch verlängert. Der Gemeinderat war sich der Unzufriedenheit der Feuerwehrleute bewusst, entschied sich aber dennoch für den kostengünstigsten Vorschlag, ohne eine angemessene Kommunikation mit den Betroffenen zu suchen.
In der Gemeinde stößt der Beschluss auf großes Unverständnis. Die Ansichten der Bürger spiegeln das Gefühl wieder, dass ihre Sicherheit in den Hintergrund gedrängt wird. Gisela Krause, eine Anwohnerin, bezeichnete die Entscheidung als Schildbürgerstreich, während Heiko Ahrenholz, der bei der entscheidenden Sitzung anwesend war, die Situation als katastrophal bezeichnete. „Menschenleben retten darf wohl kein Geld kosten“, kritisierte er die Haltung der Gemeinderäte. Für viele in Neßmersiel ist die aktuelle Feuerwehrstation mit ihren beengten Räumlichkeiten nicht mehr tragbar, aber die Idee, die Feuerwehr in Nesse zu zentralisieren, weckt Vorbehalte.
Die Entscheidung könnte somit nicht nur zur Auflösung der Feuerwehr Neßmersiel führen, sondern auch grundlegende Fragen über die Sicherheit und Einsatzbereitschaft der Feuerwehren in ländlichen Gebieten aufwerfen. Anwohner und Feuerwehrleute sind sich einig: Wenn der Brandfall eintritt, sollte die Feuerwehr als schnellstmöglich bereitstehen und nicht erst lange Anfahrten in Kauf nehmen müssen. Das aktuelle Geschehen ist nicht nur eine lokale Angelegenheit, sondern wirft auch ein Licht auf die breiteren Herausforderungen der Feuerwehrversorgung im ländlichen Raum Niedersachsens.