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Winterthur und Luzern: Gasabschaltung bringt Hauseigentümer in Not

In Schweizer Städten wie Winterthur und Luzern wird zwischen 2030 und 2033 die Gasversorgung schrittweise eingestellt, was für viele Hauseigentümer, insbesondere im Birchermüsli-Quartier, zu erheblichen finanziellen Belastungen führt und das dringende Bedürfnis nach nachhaltigen Heizlösungen verstärkt.

In der Schweiz stehen viele Städte vor einer bedeutenden Herausforderung bezüglich ihrer Energieversorgung. Der Umbau des Heizsystems, insbesondere der Umstieg von Gas auf alternative Energiequellen, sorgt für große Unsicherheit unter Hauseigentümern. Städte wie Winterthur, Luzern und Basel nehmen dabei eine zentrale Rolle ein, da dort die Gasversorgung zunehmend eingestellt wird. Aber nicht überall ist der Sprung zu Fernwärme möglich, was die Situation für zahlreiche Bewohner erheblich kompliziert.

Ein besonders prägnantes Beispiel ist das beschauliche Quartier Birchermüsli in Winterthur, wo Peter W., ein Anwohner, von den Auswirkungen dieser radikalen Energiewende betroffen ist. „Es war ein Schock, als wir hörten, dass das Gas abgeschaltet werden soll“, berichtet er über die Unsicherheit, die diese Entscheidung bei den Anwohnern ausgelöst hat. In der Zeit von 2030 bis 2033 wird in Winterthur die Gasversorgung für viele Stadtteile eingestellt, und etwa 8000 Haushalte werden davon betroffen sein.

Herausforderungen für Hauseigentümer

Die Aussicht auf eine kostspielige Umrüstung stellt viele Eigentümer vor ernsthafte finanzielle Fragen. Peter W. erwähnt, dass eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ihn rund 40.000 Franken kosten würde. In einem Quartier, das traditionell von Menschen mit einem eher bescheidenen Einkommen bewohnt wird, ist dies eine schwere Belastung. Das bedeutet, dass viele Hauseigentümer möglicherweise mehr als 200 Millionen Franken selbst aufbringen müssen, um auf erneuerbare Energie umzurüsten.

Winterthur ist nicht die einzige Stadt mit einem solchen Plan. Auch in Luzern plant der städtische Versorger EWL, eine enorme Summe in die Fernwärmeversorgung zu investieren. Allerdings gibt es auch hier Bedenken, dass bis zu 65 Prozent der Gebäude in bestimmten Gebieten nicht an das Fernwärme-Netz angeschlossen werden können, vor allem aufgrund der Topografie und der geringeren Anzahl an möglichen Nutzern. „Die Machbarkeit wirft viele Fragen auf“, sagt ein Anwohner in Luzern und bringt damit die Sorgen vieler miteinander in Einklang.

Für viele Hauseigentümer ist die unsichere Zukunft mit einer besorgniserregenden Versorgungslage verbunden. Dieter M., ein anderes Mitglied der Gemeinde in Winterthur, stellt fest: „Wir müssen selbst Lösungen finden“, wobei seine Bemühungen, eine private Heizlösung zu entwickeln, häufig durch unterschiedliche Nachbarninteressen und Ziele behindert werden. „Die Vorstellung, dass alle in den Gärten ihr eigenes Heizsystem installieren werden, ist schlichtweg erschreckend“, so Dieter, der auf die Herausforderungen beim Umstieg auf Fossilalternativen hinweist.

Investitionen in alternative Energien

In Basel wird eine ambitionierte Fernwärmeabdeckung von bis zu 90 Prozent angestrebt, unterstützt durch Investitionen von 460 Millionen Franken durch den Großen Rat des Kantons. Dabei wurde beschlossen, die Gasversorgung bis 2037 schrittweise einzustellen. Den Hauseigentümern wird jedoch bewusst, dass viele von ihnen ohne Anschluss an die Fernwärme bleiben könnten, was die Situation noch komplizierter macht.

Die Investitionen in nachhaltige Energielösungen gehen Hand in Hand mit dem wachsenden Bedarf an Transparenz und Fairness bei den zukünftigen Tarifen. In Zürich etwa gibt es Bestrebungen, eine breitere Fernwärmeversorgung zu erreichen, unterstützt durch eine Investition von 2 Milliarden Franken über zwanzig Jahre. Doch auch hier gibt es viele Herausforderungen, insbesondere in den dicht besiedelten Vierteln, wo der Zugang zur Fernwärme immer begrenzt sein wird.

Zusätzlich stellt der Preisüberwacher fest, dass es in der Fernwärmebranche oft an transparenter Tarifgestaltung mangelt. Die verschiedenen Tarife variieren stark, wodurch Hauseigentümer bei den jährlichen Kosten von Fernwärme vor unerwarteten finanziellen Belastungen stehen. Ein Beispiel verdeutlicht dies: Während in Biel die Kosten für Fernwärme bei 20 Rappen pro Kilowattstunde liegen, können dieselben Leistungen in Bern nur etwa 12 Rappen kosten.

Diese Situation zeigt, wie stark die Energiepolitik der Städte mit dem alltäglichen Leben der Menschen verwoben ist und wirft die dringende Frage auf, wie Gemeinden und Anbieter gemeinsam Lösungen finden können, um die Energiesicherheit und Verfügbarkeit zu gewährleisten, während sie gleichzeitig die klimatischen Ziele verfolgen.

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