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Nick Wilder über Abschied und aktuelle Themen in Winnetou II

Nick Wilder, der während der diesjährigen Karl-May-Saison in Bad Segeberg die Rolle des Schurken Emery Forster spielte, blickt mit gemischten Gefühlen auf die 72 Aufführungen zurück, freut sich auf seine Rückkehr nach Montana und betont die tiefgehenden aktuellen Themen des Stücks, die Parallelen zur heutigen Weltlage aufzeigen.

Der Schauspieler Nick Wilder, bekannt für seine Rolle als übler Schurke Emery Forster in der diesjährigen Karl-May-Inszenierung „Winnetou II – Ribanna und Old Firehand“, hat zum Ende der Saison in Bad Segeberg gemischte Gefühle. Einerseits freut er sich darauf, in sein Zuhause nach Montana zurückzukehren, andererseits zeigt er auch eine gewisse Wehmut gegenüber dem Team und den Zuschauern, die er während des Sommers kennengelernt hat. „Es bringt so viel Spaß, dass ich eigentlich weitermachen könnte“, äußerte der 71-Jährige der dpa. Doch gleichzeitig sehne er sich auch nach einer Erholungsphase, da die körperlichen Anforderungen, die mit den 72 Aufführungen verbunden sind, nicht zu unterschätzen sind.

Wilder betont, dass das Stück körperlich äußerst anstrengend sei. Er hat nicht damit gerechnet, dass die Anforderungen so intensiv sein würden. Dabei hebt er hervor, dass Routine im Theaterbetriebs die größte Gefahr für Unfälle darstellt: „Ich habe alle Antennen immer ausgefahren. Aufpassen, aufpassen, aufpassen“. Das spricht für seine Professionalität und seinen verantwortungsvollen Umgang mit der Rolle, die er spielt.

Eine besondere Gemeinschaft auf der Bühne

Das größte Lob erhält Wilder nicht nur für seine eigene Leistung, sondern auch für die seiner Kollegen, zu denen auch die sogenannten Kleindarsteller zählen. Diese Schauspieler, die beispielsweise die Rollen von Siedlern oder Soldaten einnehmen, bringen den Szenen erst richtig Leben ein. „Es war eine unheimliche Freundschaft“, merkt Wilder an und erwähnt, dass er noch nie eine so intensive Hinterbühne erlebt hat. Diese Gemeinschaft macht für ihn einen wichtigen Teil der Erfahrung aus, und es ist klar, dass das Miteinander sowohl auf als auch hinter der Bühne von zentraler Bedeutung ist.

Während seiner Zeit in Bad Segeberg wurde Wilder bewusst, dass die Inhalte des Stücks von Karl May unter der Regie von Michael Stamp auch in der aktuellen weltpolitischen Landschaft viel Relevanz haben. Zu Beginn der Handlung schließen zwei verfeindete Schurken einen Pakt, anstatt gegeneinander zu kämpfen – sie sehen eine Möglichkeit, gemeinsam gegen Unschuldige vorzugehen. Dies lässt Wilder an die gegenwärtige geopolitische Situation in Russland, Belarus und der Ukraine denken. „Es geht nicht Mann gegen Mann, es wird Infrastruktur zerstört“, reflektiert er und zieht eine alarmierende Parallele: Während in Karl Mays Erzählung das Wasser vergiftet wird, wird in der Ukraine die Stromversorgung bombardiert.

Wilder hebt auch die Themen der Dominanz von Männern und der Unterdrückung von Frauen und Kindern hervor, die in der Inszenierung behandelt werden. Im Kontrast dazu steht die Figur des Winnetou, die mit traditionellen Normen bricht und Weisheit verkörpert. Diese Botschaften seien so aufbereitet, dass sie auch von jüngeren Zuschauern, etwa von Sieben- oder Achtjährigen, nachvollzogen werden können. „Da sind unfassbar viele Dinge drin, auf verständlichem Niveau, so dass Sieben- oder Achtjährige das schon mitbekommen“, erklärt er.

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