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Wohngeld in Schleswig-Holstein: Rekordzuwachs trotz Schamfaktor

Nach der Reform des Wohngeldes beantragen in Schleswig-Holstein deutlich mehr Haushalte finanzielle Unterstützung, da die Anzahl der Wohngeldbezieher im Jahr 2023 um 77 Prozent auf über 44.000 gestiegen ist, was auf die Erweiterung der Einkommensgrenze durch die Bundesregierung zurückzuführen ist und die steigenden Mietpreise für viele Menschen zur Herausforderung macht.

Stand: 30.07.2024 15:29 Uhr

Die aktuellen Zahlen zum Wohngeld zeigen, dass immer mehr Haushalte in Schleswig-Holstein diese finanzielle Unterstützung in Anspruch nehmen. Ein zentrales Thema in diesem Zusammenhang ist die gesellschaftliche Wahrnehmung der Hilfe und die Notwendigkeit von Reformen im Bereich des Wohnungsmarktes.

von Kevin Bieler

Wohngeld als wichtige finanzielle Unterstützung

Die Wohngeldförderung ist für viele Menschen in Schleswig-Holstein von großer Bedeutung. Laut dem Statistikamt Nord haben bis zum Ende des letzten Jahres über 44.000 Haushalte in der Region Wohngeld erhalten, was einer beeindruckenden Steigerung von 77 Prozent im Vergleich zu 2022 entspricht. Diese Entwicklung zeigt, dass Wohnen für viele nicht mehr finanzierbar ist und unterstreicht die Dringlichkeit, den Zugang zu solchen Unterstützungsleistungen zu verbessern.

Die Reform und ihre Auswirkungen

Ein wesentlicher Faktor für den Anstieg der Wohngeldempfänger ist die Reform des Wohngeldsystems, die vor fast zwei Jahren in Kraft trat. Durch das Wohngeld-Plus-Gesetz wurde die Einkommensgrenze für potenzielle Antragsteller angehoben, wodurch sich die Zahl der Haushalte, die Wohngeld beantragen könnten, nahezu verdreifachte – von rund 600.000 auf knapp zwei Millionen. Der monatliche Zuschuss beträgt jetzt bis zu 370 Euro, was eine Erhöhung von 190 Euro im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Diese Änderungen sollten eigentlich dazu führen, dass mehr Familien in der Region von dieser Unterstützung profitieren können.

Scham und soziale Barrieren

Trotz des Anstiegs an Wohngeldempfängern bezweifelt der Sozialverband Schleswig-Holstein, dass alle Berechtigten diese Unterstützung auch tatsächlich beantragen. Viele Menschen scheuen sich, ihre Einkommenssituation offen zu legen, oft aus Scham oder dem Wunsch, ihre Familien nicht zu belasten. Diese soziale Barriere könnte dazu führen, dass viele Bedarfe nicht erkannt werden und Menschen, die Unterstützung benötigen, nicht die notwendigen Hilfen erhalten. Besonders besorgniserregend ist die Situation der Rentnerinnen und Rentner, die in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr einen Anstieg der Wohngeldbezieher von 81 Prozent verzeichneten.

Mietpreisentwicklung und soziale Wohnungen

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert daher Maßnahmen zur Regulierung des Wohnungsmarktes, darunter die Einführung einer Mietpreisbremse. Laura Pooth, die DGB-Nord Chefin, betont, dass dringend in sozialen Wohnraum investiert werden muss. Die Landesregierung erwartet, dass sich die Zahl der Wohngeldberechtigten von derzeit 28.000 auf etwa 76.000 erhöhen könnte, was die Notwendigkeit für schnellere, proaktive Maßnahmen zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum unterstreicht.

Fazit und Ausblick

Die steigenden Folgezahlen zeigen deutlich, dass das Wohngeld eine wichtige Grundlage für viele Haushalte in Schleswig-Holstein darstellt, die unter den hohen Mietpreisen leiden. Es bleibt zu hoffen, dass durch fortwährende gesellschaftliche Diskussionen und politische Reformen die Barrieren für die Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen abgebaut werden können und mehr Menschen die nötige Hilfe erhalten. Langfristig muss jedoch auch der Wohnungsmarkt selbst reformiert werden, um die Ursachen der Problematik anzugehen.

Das Thema Wohngeld und Mietpreisentwicklung wird weiterhin das öffentliche Gespräch dominieren und bleibt ein zentrales Anliegen für die Politik in Schleswig-Holstein und darüber hinaus.

NAG

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