BrandenburgFrankfurt (Oder)

Brandenburgs Maßregelvollzug: Überbelegung und neue Plätze in Sicht

Der Maßregelvollzug für kranke Straftäter in Brandenburg ist überbelegt, weshalb das Land durch Umbauten und Neubauten insgesamt 60 zusätzliche Plätze schaffen will, um die Versorgung und Behandlung der zunehmend in Einrichtungen untergebrachten Patienten zu verbessern.

Herausforderungen im Maßregelvollzug

Der Maßregelvollzug in Brandenburg, der sich mit der Therapie kranker Straftäter beschäftigt, befindet sich in einer kritischen Situation. Die Einrichtungen sind stark überbelegt, was nicht nur die Patienten, sondern auch das Personal vor große Herausforderungen stellt. Aktuelle Pläne zur Schaffung neuer Plätze zeigen, wie dringend Veränderungen notwendig sind.

Überlastung der Einrichtungen

Aktuell sind in den forensischen Kliniken in Brandenburg an der Havel und Eberswalde fast 310 schwerverbrechende Patienten untergebracht, während nur 269 reguläre Behandlungsplätze zur Verfügung stehen. Das führt zu einer Überbelegung von 19,6 Prozent in Eberswalde und 14 Prozent in Brandenburg an der Havel. Diese Statistik verdeutlicht, dass nicht nur bauliche Maßnahmen, sondern auch eine verbesserte personelle Ausstattung gefordert sind.

Geplante Maßnahmen zur Entlastung

Um die Situation zu verbessern, sieht das Gesundheitsministerium in Brandenburg verschiedene Um- und Neubauprojekte vor. Geplant ist unter anderem der Umbau mehrerer Raucherzimmer in Brandenburg an der Havel, der bis Ende des Jahres abgeschlossen sein soll. Dies könnte bis zu zehn zusätzliche Plätze schaffen. Darüber hinaus wird für circa 19 Millionen Euro ein Neubau mit 40 weiteren Plätzen in der gleichen Klinik angestrebt. In Eberswalde soll ein leerstehendes Gebäude saniert werden, um eine offene Station mit 20 Plätzen einzurichten, die innerhalb eines Jahres verfügbar sein soll.

Auswirkungen auf die Therapie

Die Überbelegung hat weitreichende Auswirkungen auf die Therapie der betroffenen Personen sowie auf das Personal. Die Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte kämpfen damit, unter schwierigen Bedingungen adäquate Therapien anzubieten. Abgesehen von der räumlichen Enge sind nicht alle Stellen optimal besetzt; laut Ministerium sind derzeit neun Ärzte und 67 Therapeuten tätig.

Ein bundesweites Problem

Die Herausforderungen in Brandenburg sind nicht einzigartig. Überall in Deutschland kämpfen Einrichtungen des Maßregelvollzugs mit Überlastung. Die Zahl der Patienten in Entziehungsanstalten ist in den letzten Jahren gestiegen, was auf eine wachsende Nachfrage nach therapeutischen Angeboten hinweist. In Berlin ist das Problem besonders ausgeprägt: Hier gibt es 620 Patienten bei nur 549 geplanten Betten.

Schutz der Öffentlichkeit

Der Maßregelvollzug hat eine klare Aufgabe: er soll kranke Straftäter behandeln und gleichzeitig die Gesellschaft schützen. Viele dieser Täter werden als schuldunfähig oder vermindert schuldfähig eingestuft und verbringen teils mehrere Jahre in Suchthilfeeinrichtungen, die als Teil des Maßregelvollzugs fungieren. Die Schaffung zusätzlicher Plätze ist daher nicht nur eine Frage der Kapazität, sondern auch eine Frage der Sicherheit und der Qualität der Therapie.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die eingeleiteten Veränderungen erfolgreich umzusetzen und die Lebensumstände der Patienten zu verbessern. Der Maßregelvollzug steht an einem Wendepunkt, an dem Reformen und Investitionen notwendig sind, um sowohl die Betroffenen als auch das Personal zu entlasten.

NAG

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