Der bekannte DJ und Musikproduzent Felix Jaehn, der mit Hits wie «Ain’t Nobody (Loves Me Better)» großen Erfolg hatte, hat kürzlich alle seine Auftritte abgesagt. Dies geschah aus gesundheitlichen Gründen und soll zunächst eine Auszeit von der Musikwelt bedeuten. Für viele Fans ist dieser Schritt unerwartet, hat er doch vor kurzem sein Coming-out als pansexuell und nicht-binär gefeiert und installiert. Immer häufiger wird die Diskussion über mentale Gesundheit und die Wichtigkeit der Selbstfürsorge in der Musikbranche angestoßen, und Jaehn fügt dem Ganzen nun eine sehr persönliche Note hinzu.
In seinem letzten Instagram-Post erklärte der aus Mecklenburg-Vorpommern stammende Künstler, dass er sich als zu verletzlich empfinde, um weiterhin öffentlich aufzutreten. Ein emotionaler Moment für Jaehn, der kurz vor seinem 30. Geburtstag steht. «Es tut mir leid, dass ich euch im Stich lasse», schrieb er und offenbarte, dass sowohl Körper als auch Geist ihm «Warnsignale» gesendet hätten. Es scheint, als würde er nun den dringenden Rat befolgen, sich eine Ruhepause zu gönnen und Zeit für die eigene Heilung zu nehmen. Das gebrochene, rote Herz in seinem Post war ein deutliches Zeichen für seinen emotionalen Zustand.
Die geplanten Auftritte
Ursprünglich war Felix Jaehn für Shows in Soltau, Frankfurt und Ibiza eingeplant. Genauer gesagt sollte er in wenigen Tagen im Heide-Park-Resort in Soltau auftreten. Diese Konzerte sind nun für unbestimmte Zeit abgesagt. Laut Jaehn ist der Druck, dem als öffentliche Person und Künstler auszuhalten ist, nicht zu vernachlässigen. Der Erfolg kam schnell und mit ihm auch die Verantwortung, die Erwartungen der Fans zu erfüllen. Doch nun ist er an einem Punkt angekommen, an dem er erkennen musste, dass seine mentale Gesundheit oberste Priorität hat.
Der DJ versteht es, wie immer die Chronologie seiner Karriere spannend zu gestalten. 2015 brach er mit dem Remix des Songs «Cheerleader» in die Charts ein und hat seitdem eine Reihe an erfolgreichen Singles veröffentlicht. Im Jahr 2018 sprach Jaehn zum ersten Mal über seine bisexuelle Identität, während er in diesem Jahr seine Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung klarer definierte. Dies zeigt, dass Jaehn nicht nur in der Musik, sondern auch im persönlichen Bereich stetig an sich arbeitet und wächst.
Ein neues Kapitel
Die Diskussion um Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung ist heutzutage von großer Bedeutung und zeigt, wie wichtig es ist, sich selbst zu akzeptieren. In einem Interview mit den Dragqueens Jacky-Oh Weinhaus und Jurassica Parka erklärte Jaehn, dass sein Pop-Projekt weiterhin unter dem Namen Felix Jaehn bekannt bleibt, auch wenn er den geschlechtsneutralen Namen Fee bevorzugt. «Das wäre viel zu kompliziert, das alles zu ändern», sagte er. Doch bei persönlichem Kontakt freue er sich, wenn ihn andere als Fee ansprechen.
Inmitten dieser persönlichen Herausforderungen bleibt Jaehn ein Vorbild für viele seiner Fans. Seine Offenheit über Fragen der Identität und die somit verbundene Verletzlichkeit kommen zu einem wichtigen Zeitpunkt, in dem das Thema mentale Gesundheit immer mehr in den Fokus rückt. Der Musikindustrie stehen neue Herausforderungen bevor, und Künstler wie Jaehn zeigen, dass es in Ordnung ist, eine Pause einzulegen und sich selbst an erster Stelle zu setzen.
Wichtigkeit von Selbstfürsorge
Jaehns Entscheidung, sich zurückzuziehen, ist ein starkes Signal für die Notwendigkeit, mentale Gesundheit zu priorisieren. Die Musikbranche ist oft von enormem Druck und hohen Erwartungen geprägt. Durch seine Ehrlichkeit inspiriert er andere, ebenfalls auf ihre Bedürfnisse zu achten, was in dieser schnelllebigen Welt von unschätzbarem Wert ist. Jaehns Situation ist ein eindringlicher Reminder, dass Selbstfürsorge und die Anerkennung der eigenen Grenzen unerlässlich sind, um langfristig gesund und kreativ bleiben zu können.
Gesundheitliche und gesellschaftliche Auswirkungen auf Künstler
Der Rückzug von Felix Jaehn aus dem Musikbusiness verdeutlicht die häufig übersehene mentale und körperliche Belastung, unter der viele Künstler leiden. Besonders in der Musikindustrie, die für ihren hohen Druck und die ständige Nachfrage bekannt ist, können diese Belastungen erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit eines Künstlers haben.
Eine Umfrage des Bundesverbands der Musikindustrie aus dem Jahr 2021 ergab, dass etwa 75% der Musiker*innen nicht nur an Stress und Ängsten leiden, sondern auch häufig mit der Isolation während Tourneen kämpfen. Diese statischen Herausforderungen können dazu führen, dass Künstler, wie auch Jaehn, letztendlich die Notwendigkeit erkennen, sich eine Auszeit zu nehmen, um ihre mentale und physische Gesundheit wiederherzustellen.
Der Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung von Geschlechtsidentität
Felix Jaehns Coming-out als pansexuell und nicht-binär entspricht einem breiteren gesellschaftlichen Wandel in der Wahrnehmung und Akzeptanz von Geschlechtsidentität. In den letzten Jahren hat das Bewusstsein für nicht-binäre und LGBTQ+-Identitäten stark zugenommen, was zum Teil durch prominente Persönlichkeiten und deren Sichtbarkeit in den Medien gefördert wurde.
Der Bundeszentrale für politische Bildung weist darauf hin, dass der Diskurs über Geschlechtsidentität inzwischen auch in Schulen und sozialen Institutionen angekommen ist, was zu einer breiteren Akzeptanz und Integration von vielfältigen Identitäten beiträgt. Es ist erheblich, dass Menschen in der Öffentlichkeit, wie Felix Jaehn, Mut zeigen und ihre Identitäten offen kommunizieren. Dies kann für viele junge Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen, eine wichtige Quelle der Inspiration und Unterstützung sein.
Die Relevanz von Selbstfürsorge in der Musikbranche
Der Rückzug von Jaehn ist auch ein eindringlicher Aufruf zur Selbstfürsorge in der Musikbranche. Die Wichtigkeit, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und sich Zeit für Heilung und Erholung zu nehmen, kann nicht überschätzt werden. Viele Künstler und Musiker setzen sich selbst unter Druck, um ihre Karriere voranzutreiben, da die Musikindustrie für ihre schnelllebige Natur bekannt ist.
Die Diskussion über Selbstfürsorge und mentale Gesundheit ist besonders relevant geworden, insbesondere in der Nach-Pandemie-Ära. Laut einer Studie des DAK-Gesundheitsreports aus dem Jahr 2022 haben sich die Anfragen nach Hilfsangeboten im Bereich psychische Gesundheit bei Künstlern seit 2020 verdoppelt. Diese Statistiken unterstreichen, wie wichtig es ist, dass Künstler sich selbst die Erlaubnis geben, Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen und gegebenenfalls auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.