Frankfurt (Oder)

Ingelheim: Internationale Tagung zur forensischen Insektenkunde begeistert Experten

Vom 12. bis 14. Juni trafen sich 55 internationale Experten in Ingelheim am Rhein zur Tagung zur kriminalistischen Insektenkunde, um wichtige Fortschritte in der Forensik zu diskutieren und die Notwendigkeit einer „Body Farm“ in Europa zu thematisieren, was entscheidend für die Verbesserung der Ermittlungen in Kapitalverbrechen ist.

Die internationale Tagung zur kriminalistischen Insektenkunde, die vom 12. bis 14. Juni stattfand, bot eine Plattform für Fachleute aus 14 Ländern, um über bedeutende Entwicklungen in der Forensischen Entomologie zu diskutieren. Ausgerichtet von der Goethe-Universität, zog die Veranstaltung 55 Teilnehmer aus verschiedenen Nationen wie Südafrika, Brasilien und Kanada in die malerische Stadt Ingelheim am Rhein.

Ein neues Bewusstsein für Insekten in der Kriminalistik

Die Tagung, welche das Motto „Insects & Wine“ trug, verdeutlichte die wachsende Bedeutung von Insekten in kriminaltechnischen Fällen. Besonders die schwarzblaue Schmeißfliege Calliphora vicina, die in Europa weit verbreitet ist, erwies sich als zentraler Forschungsgegenstand. Sie spielt eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung des Todeszeitpunkts, insbesondere wenn traditionelle Methoden nicht mehr anwendbar sind. Dabei wird analysiert, wie sich das Alter der Insektenpopulation auf den Zeitrahmen für mögliche Straftaten auswirkt.
Die Vielseitigkeit der auftretenden Themen war beeindruckend, von genetischen Analysen bis hin zu ökologischen Untersuchungen der Insektenverbreitung. Experten erläuterten, wie verschiedene Faktoren, wie Flüssigkeitstemperaturen, das Überleben und die Entwicklung necrophager Insekten beeinflussen können.

Der Weg zur Body Farm in Europa

Ein weiteres zentrales Thema war die Notwendigkeit, in Europa „Human Forensic Taphonomy Facilities“ zu etablieren, um Leichnamstudien unter optimalen Bedingungen durchzuführen. Diese Einrichtungen, die umgangssprachlich als „Body Farms“ bekannt sind, sind entscheidend, um die Forschung in der Forensik anzukurbeln und die Ausbildung von Kriminalisten zu verbessern. Professor Dr. Jens Amendt, einer der Organisatoren der Tagung, betonte, dass es an der Zeit sei, diesen Bereich zu erweitern, da es in Europa bislang keine vergleichbare Einrichtung gibt.
Die Referentin Professorin Dr. Shari Forbes aus Kanada teilte ihre Erfahrungen mit bestehenden Einrichtungen in ihrem Heimatland und Australien und zeigte auf, wie wichtig der Austausch und die Kooperation im internationalen Kontext sind.

Wissenschaft und Ausbildung im Fokus

Die Tagung war zudem ein Forum für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ihre Forschungsergebnisse präsentierten. Insgesamt 14 Vorträge und Poster wurden präsentiert und zur Diskussion gestellt. Diese Neuigkeiten und die unterschiedlichen Perspektiven, die von Mentees und etablierten Experten geboten wurden, trugen dazu bei, das Bewusstsein und die Relevanz der Forensischen Entomologie in der wissenschaftlichen und ökologischen Gemeinschaft zu fördern.

Ein Trend in der Forensik

Die Konferenz brachte nicht nur Experten zusammen, sondern offenbarte auch Trends und Herausforderungen innerhalb der Forensischen Entomologie. Während der genetische Fingerabdruck und der „virtuelle 3D-Tatort“ bereits weit verbreitet in der kriminaltechnischen Praxis sind, befinden sich Insekten noch immer in einem Entwicklungsstadium, das mehr Aufmerksamkeit benötigt. Das Projekt „MaDE in Deutschland“, das von der EU gefördert wird, hat das Ziel, Forensische Entomologie europaweit sichtbarer zu machen und für eine bessere Ausbildung zu sorgen.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Konferenz nicht nur eine wissenschaftliche Plattform war, sondern auch ein Schritt in eine zukunftsorientierte Ausrichtung in der Forensischen Entomologie, die sowohl Therapie- als auch Präventionsaspekte berücksichtigt. Bei der abschließenden kulinarischen Weinprobe in Ingelheim wurde deutlich, dass auch exzellente Gastronomie zur Stärkung des Zusammenhalts der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft beiträgt. Schon jetzt erwarten die Teilnehmer die nächste Tagung, die 2025 in Parma stattfinden wird.

Ingesamt verdeutlichte die Tagung die essentielle Rolle, die Insekten in der kriminalistischen Analyse spielen, und bot einen Ort für Zusammenarbeit und Austausch der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.

NAG

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