Die Hochschule Darmstadt (HDA) plant einen bedeutenden Standortwechsel, und die Diskussionen darüber werfen ein Licht auf die Herausforderungen, vor denen Bildungseinrichtungen heutzutage stehen. Der Campus in Dieburg, der in den 1960er Jahren als Ausbildungsstätte für die Ingenieure der Bundespost gegründet wurde, könnte bald aufgegeben werden. Diese Entscheidung ist vor allem aufgrund des schlechten Zustands der Gebäude und der finanziellen Belastungen notwendig.
Der Zustand des Dieburger Campus
Der Campus in Dieburg, der zahlreichen Studiengängen im Bereich Wirtschaft und Medien dient, steht vor einem massiven Sanierungsbedarf. Laut einem Sprecher der Hochschule sind Investitionen von bis zu 150 Millionen Euro erforderlich, um die maroden Strukturen instand zu setzen. Die hohe Investitionssumme wird durch die kontinuierlich steigenden Baupreise erschwert. Der Campus, der vor über fünf Jahrzehnten eröffnet wurde und inzwischen denkmalgeschützt ist, beschränkt die Möglichkeiten für eine umfassende Renovierung.
Langfristige Planungen der Hochschule
Die Hochschule erwägt stattdessen einen Neubau im Westen von Darmstadt, der mehrere Vorteile mit sich bringen könnte. Ein energieeffizientes und modernes Gebäude würde nicht nur den Anforderungen an die aktuelle Lehre besser gerecht werden, sondern auch Synergieeffekte zwischen den verschiedenen Fakultäten fördern. Der geplante Umzug soll in etwa zwanzig Jahren stattfinden, was bedeutet, dass bis dahin eine vorübergehende Instandhaltung des bestehenden Campus notwendig bleibt.
Politische Reaktionen und Auswirkungen auf die Gemeinschaft
Die Entscheidung zur Schließung des Campus in Dieburg hat auch politische Reaktionen ausgelöst. Politiker aus Südhessen, insbesondere aus der SPD, äußern Bedenken und fordern pragmatische Lösungen zur Erhaltung des Standorts. Der hessische Wissenschaftsminister Timon Gremmels betont die Wichtigkeit von Studienangeboten im ländlichen Raum und fordert, eine Lösung für die Herausforderungen in Dieburg zu finden. Gleichzeitig gibt es auch Verständnis für die Notwendigkeit eines Wandels, insbesondere von CDU-Seite.
Perspektiven für die Zukunft
Die Zukunft des alten Campus ist ungewiss. Aufgrund des Denkmalschutzes kann der Standort nicht einfach abgerissen werden und mögliche Käufer wären verpflichtet, die bestehenden Bauten zu sanieren. Die Hochschule Darmstadt kommuniziert aktiv mit dem hessischen Wissenschaftsministerium und der Stadt Dieburg, um mögliche Szenarien zu diskutieren, die eine gemeinsame Nutzung des Geländes oder eine Anpassung der Bestandsbauten ermöglichen könnten.
Insgesamt reflektiert das Geschehen in Dieburg nicht nur die spezifischen Herausforderungen einer Bildungseinrichtung, sondern steht auch stellvertretend für die schwierigeren Rahmenbedingungen, unter denen viele Hochschulen in Deutschland heute operieren. Der Druck auf die Hochschulen, sowohl finanzielle als auch infrastrukturelle Nachhaltigkeit zu gewährleisten, wird in den kommenden Jahren voraussichtlich zunehmen.
– NAG