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Frustration über Netzüberlastung: Langenbacher Metzger kämpft um seinen Strom

Ein Metzger aus Langenbach, Augustin Keller, sieht sich frustriert damit konfrontiert, dass er aufgrund von Netzüberlastungen seine eigene Photovoltaikanlage, in die er über 250.000 Euro investierte, nicht nutzen darf, was ihm an sonnigen Tagen erhebliche finanzielle Einbußen beschert.

Ein Metzger aus Langenbach, Augustin Keller, hat in seine Photovoltaikanlage viel Geld investiert, um unabhängig Strom zu erzeugen und Betriebskosten zu senken. Doch an sonnigen Tagen, wenn die Nachfrage nach Solarstrom steigt, begegnet er einem unerwarteten Problem: Die Überlandwerke Erding stellen seine Anlage ab, um eine Überlastung des Stromnetzes zu vermeiden. Dies frustriert den Metzgermeister, da ihm nicht nur die Möglichkeit genommen wird, seinen überschüssigen Strom direkt zu nutzen, sondern auch erhebliche zusätzliche Kosten drohen.

Keller betreibt eine Metzgerei im Landkreis Freising und hat vor etwa zwei Jahren rund 250.000 Euro in die PV-Anlage investiert. Mit einer Leistung von 216 Kilowatt erzeugt seine Anlage jährlich etwa 200.000 Kilowattstunden Strom. An initialen Tagen, als er seine Betriebsabläufe auf die Sonnenstunden abgestimmt hatte, war es ihm gelungen, seine Stromkosten von 8000 Euro auf 3000 Euro zu senken. Allerdings hat sich diese positive Entwicklung drastisch gewandelt, als Kellers Anlage an zahlreichen Tagen im Mai abgestellt wurde, was zu einer Stromrechnung von 10.000 Euro führte.

Engpässe durch zahlreiche PV-Anlagen

Die wiederholte Abstellung seiner Solaranlage ist eine Antwort auf die Übertragungskapazitäten des Stromnetzes. An Tagen mit viel Sonnenlicht besteht die Gefahr einer Überlastung des Netzes, das nicht alle eingespeisten Solarenergie bewältigen kann. Dies führt dazu, dass die Überlandwerke Keller anweisen müssen, seine Einspeisung herabzusetzen. Laut Maximilian Zängl, Sprecher von Bayernwerk, war dies bereits in etwa 30 Fällen in diesem Jahr notwendig. Das Netzwerk zählt insgesamt 500.000 PV-Anlagen und hat Reisewellen im Jahr 2023, die zu dauerhaften Engpässen führen.

Die Regelungen sind im Energiewirtschaftsgesetz festgelegt, das den Netzbetreibern erlaubt, nur die minimal erforderliche Anzahl an Anlagen abzustellen. Da Kellers Anlage eine höhere Leistung aufweist, wird sie häufig priorisiert und abgeschaltet. Diese Regelung trifft viele Betreiber von größeren PV-Anlagen hart, die ihre Investitionen nicht im vollen Umfang nutzen können.

Wirtschaftliche Einbußen und Unverständnis

„Jeden Tag, an dem meine Anlage abgestellt wird, verliere ich 500 Euro“, erklärt Keller, der sich durch die gesetzlichen Regelungen benachteiligt fühlt. Er beschreibt seine Situation als „Enteignung“, glauben zu müssen, dass eine alternative Handhabung seiner Anlage möglich sein sollte, ohne dass sie komplett vom Netz genommen wird. Trotz zahlreicher Gespräche mit den Überlandwerken und dem Versuch, Unterstützungen von Politikern anzufordern, sieht er sich mit ausbleibenden Lösungen konfrontiert.

Seine Erfahrungen sind nicht einzigartig. Marian Rappl, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft, bestätigt, dass viele andere Betreiber ähnliche Herausforderungen erleben. Die Komplexität der Netzsteuerung erschwert es, spezifische Anlagen ohne umfassende Maßnahme zu regeln. „Rechtlich ist es erlaubt, die gesamte Anlage abzustellen“, sagt Rappl zur unzureichenden Flexibilität der aktuellen Regelungen.

Keller bleibt dennoch optimistisch. Er sieht in der Nutzung von Solarenergie eine wichtige Zukunftstechnologie und setzt auf Aufklärung über die Problematik. Der Ausbau der Stromnetze von Bayernwerk könnte in der kommenden Zeit hoffentlich Abhilfe schaffen, auch wenn diese Entwicklung investitionen und Zeit erfordert.

Das Problem der Einspeisung in der Energiewende

Die Schwierigkeiten Kellers spiegeln die größeren Herausforderungen wider, die Bayern im Rahmen der Energiewende meistern muss. Die Netzstruktur ist auf das traditionelle Energiekonzept ausgerichtet, während erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft stetig zunehmen. Ein gut ausgebautes und flexibles Netzsystem wird unerlässlich sein, um den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden und Unternehmer in der Region wie Keller zu unterstützen. Das Beispiel zeigt, dass auch die Energiewende noch an ihren eigenen Waschzwängen zu kämpfen hat und dass durch Bewertungen der Betreiberdaten Lösungen gefunden werden müssen, um eine Überlastung der Netze zu verhindern und die Nutzung erneuerbarer Energien zu optimieren.

Hintergrundinformationen zur Photovoltaik in Bayern

Die Photovoltaik hat sich in den letzten Jahren zu einem Schlüsselbereich der bayerischen Energiepolitik entwickelt. Mit dem Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtstromverbrauch stetig zu erhöhen, fördert der Freistaat den Ausbau von Solaranlagen. Der Anteil erneuerbarer Energien lag 2020 bereits bei etwa 42 Prozent, wobei die Photovoltaik hierbei eine immer größere Rolle spielt. Die gesetzliche Grundlage hierfür stellt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) dar, das Einspeisevergütungen für Betreiber von Solaranlagen garantiert. In Bayern sind inzwischen über 500.000 PV-Anlagen installiert, was die Region zu einem der führenden Bundesländer im Bereich Solarenergie macht.

Gleichzeitig sind die Herausforderungen, die mit diesem rasanten Ausbau einhergehen, nicht zu unterschätzen. Insbesondere die Netzstabilität steht aufgrund der hohen Einspeisungen von Solarstrom bei Sonnenschein auf dem Prüfstand. Die Netzbetreiber müssen zudem sicherstellen, dass das Netz auch an Tagen mit hohem Stromaufkommen stabil bleibt, wodurch es zu Engpässen und zwangsläufigen Abschaltungen kommen kann.

Statistiken und aktuelle Daten zur Energieproduktion

Laut den neuesten Daten des bayerischen Wirtschaftsministeriums produzieren die in Bayern installierten Photovoltaikanlagen jährlich mehrere Terawattstunden Strom. Eine zentrale Herausforderung besteht jedoch in der Speicherung und Verteilung dieses Stroms. Die aktuelle installed capacity von Solarstrom in Bayern beträgt etwa 10.000 Megawatt, und es wird geschätzt, dass die Speicherinfrastruktur lediglich ausreichend ist, um den freigestellten Strom für sehr kurze Zeiträume zu speichern.

Eine Untersuchung des Online-Portals „Energystorage“ ergab, dass die bestehenden Batteriespeicher in Bayern nur für rund 17 Minuten den gesamten Energiebedarf abdecken können. Daher wird eine drastische Erhöhung der Speicherkapazitäten und die Integration weiterer Technologien, wie etwa Power-to-X oder Wasserstoffspeicher, als dringend notwendig erachtet.

Ähnliche Herausforderungen in anderen Bundesländern

Ähnliche Herausforderungen sieht man auch in anderen Bundesländern, insbesondere in Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein, wo der Ausbau der erneuerbaren Energien ebenfalls rasant voranschreitet. Auch hier kämpfen Betreiber von Solaranlagen mit den gleichen Problemen der Netzzuladung und ärgerlichen Abschaltungen. Der Unterschied zwischen Bayern und diesen Bundesländern liegt häufig in den bestehenden Netzinfrastrukturen und dem Ausbau der Speicheroptionen. Während Bayern ein ehrgeiziges Ziel hat, aber erst am Anfang des Versorgungsnetzausbaus steht, verfügen einige andere Bundesländer über robustere Systeme, die sich besser an die variable Einspeisung von Solar- und Windenergie anpassen können.

Somit verdeutlichen die Situationen in Langenbach und in ähnlichen Regionen, dass der Übergang zu einem grüneren Energiesystem sowohl enorme Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt, die politische, technologische und wirtschaftliche Lösungen erfordern.

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