Neufahrn – Eine bahnbrechende Entdeckung während Bauarbeiten im Jahr 2021 hat wichtige Erkenntnisse zur Geschichte der Gemeinde Neufahrn bei Freising ans Licht gebracht. Hierbei handelt es sich um das Finden von Skeletten und Überresten einer frühmittelalterlichen Siedlung, die die Ortsgeschichte der Region erheblich prägen könnte.
Die Fundstelle und ihre Bedeutung für Neufahrn
Bauarbeiten am Pfarrweg und in der Nähe des Mesnerhauses führten zur Entdeckung der Skelette. Diese Funde deuten darauf hin, dass die Wurzeln von Neufahrn, einer Gemeinde mit über 20.000 Einwohnern, viel tiefer liegen als bisher angenommen. Die bisherigen historischen Aufzeichnungen datierten die Gründung Neufahrns auf das Jahr 804. Nun zeigen wissenschaftliche Analysen, dass diese Angabe um mindestens 100 Jahre nach hinten verschoben werden muss, was die gesamte regionale Chronologie in Frage stellt.
Einsichten durch wissenschaftliche Untersuchungen
Ernest Lang, der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Neufahrn, äußerte sich zu den Ergebnissen: „Die in Schulen gelehrte und in offiziellen Dokumenten festgehaltene Ortsgeschichte ist nicht mehr haltbar.“ Die nun entdeckten Bestattungen zeigen, dass die Menschen im Zeitraum zwischen 650 und 770 n. Chr. bestattet wurden, was für das Verständnis der frühen Siedlungsstrukturen in dieser Region von großer Bedeutung ist.
Einblicke in frühmittelalterliche Bestattungspraktiken
Die Untersuchung der Bestattungen bietet zudem interessante Einblicke in die Bestattungskultur dieser Zeit. Im Gegensatz zu den großen Reihengräberfriedhöfen des 6. Jahrhunderts, die in der Region üblich waren, ließen die Menschen nun ihre Toten oft in unmittelbarer Nähe zu ihren Wohnstätten beisetzen. Besonders ab dem Jahr 700 zeigen die Funde, dass die Bestattungen zunehmend auf die Areale rund um spätere Kirchen verlagert wurden.
Folgen für die lokale Identität
Diese historischen Entdeckungen sind nicht nur für Wissenschaftler von Interesse, sondern auch für die gesamte Gemeinde Neufahrn. Die neue Einsicht in die eigene Geschichte könnte das Selbstverständnis der Bewohner prägen und zu einer Stärkung der lokalen Identität beitragen. Schulen und lokale Einrichtungen sind gefordert, die überarbeiteten historischen Informationen aufzugreifen und in ihre Bildungsprogramme zu integrieren.
Fazit: Die Geschichte von Neufahrn neu schreiben
In Anbetracht dieser neuen Funde ist es wichtig, dass die Gemeinde Neufahrn ihre Geschichte überdenkt und anpasst. Die Erkenntnis, dass die Wurzeln der Gemeinde länger zurückreichen, könnte über die historischen Fakten hinaus auch eine neue Perspektive auf das gemeinschaftliche Leben in Neufahrn eröffnen. Die Entdeckungen könnten Anstöße geben, sich intensiver mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen und sie aktiv im kulturellen Gedächtnis zu verankern.
– NAG