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Pfarrarchive: Ein Schatz der regionalen Geschichte wird digital erschlossen

Das Erzbistum München und Freising hat bereits 250 von 500 Pfarrarchiven aus der Region zusammengeführt und in einem zentralen Depot professionell aufbewahrt, um jahrhundertealte Dokumente wie das einzigartige Salbuch von Fürholzen, das Einblicke in das vergangene Leben und die Geschichte der Pfarrei bietet, der Öffentlichkeit und Forschung zugänglich zu machen.

Im Erzbistum München und Freising wird ein bedeutendes Projekt zur Bewahrung von historischen Dokumenten vorangetrieben. Pfarrarchive, welche jahrhundertealte Schätze der Ortsgeschichte enthalten, werden nun systematisch zusammengeführt und der Öffentlichkeit sowie der Forschung zugänglich gemacht. Während bereits 250 Pfarrarchive in einem zentralen Depot verwahrt werden, stehen noch 500 weitere in der Warteschlange. Dies stellt einen großen Schritt dar, um die kulturellen Güter der Region für zukünftige Generationen zu sichern.

Die Pfarrarchive zeichnen sich nicht nur durch ihre religiösen Inhalte aus. Sie bieten vielmehr einen aufschlussreichen Blick in die lokale Geschichte. Ein Beispiel für einen solchen Schatz findet sich im Pfarrarchiv Fürholzen, wo ein sogenanntes „Salbuch“ aus dem 18. Jahrhundert aufbewahrt wird. Dieses Dokument, das vom Pfarrer Johann Jakob Pämer verfasst wurde, enthält detaillierte Aufzeichnungen über die Kirche sowie Informationen zu den landwirtschaftlichen Tätigkeiten der Gemeinde. Hierbei geht es neben religiösen Aspekten auch um alltägliche Belange, wie die Bedürfnisse eines Gärtners für den Obstanbau.

Historische Bedeutung der Pfarrarchive

Die historischen Pfarrarchive stellen eine wertvolle Quelle für Historiker, Forscher und interessierte Bürger dar. Das Salbuch von Fürholzen gilt als einzigartiges Dokument, da es von einem der wenigen Menschen verfasst wurde, die zu jener Zeit lesen und schreiben konnten. Wie Roland Götz vom Archiv des Erzbistums München erklärt, haben Pfarrer oft als Chronisten ihrer Gemeinden fungiert und sind damit zu wichtigen Hütern der Geschichte geworden.

Um eine möglichst haltbare und sichere Aufbewahrung dieser Dokumente zu gewährleisten, wurde ein professionelles Archiv- und Bibliotheksdepot eingerichtet. Bereits jetzt sind etwa 250 Archive in diesem Depot sicher verstaut. Die Dokumente werden katalogisiert und warten darauf, von Interessierten eingesehen zu werden. Die Archive reichen dabei bis ins Mittelalter zurück, wobei das älteste Dokument aus dem 12. Jahrhundert stammt. Dies deutet auf eine lange Tradition der Dokumentation und Aufbewahrung von Gemeindeangelegenheiten hin.

Erleichterung für die Gemeinden

Die Verlagerung der wertvollen Unterlagen in ein professionelles Depot begrüßt auch Pfarrer Andreas Wollbold aus Fürholzen. Er sieht es als große Erleichterung an, dass die Archive nun in fachkundige Hände gegeben werden. “Wir können das vor Ort nicht gewährleisten“, erklärt Wollbold. Gar etwas Aufregung verspürt er, wenn er an die Inhalte des Salbuchs denkt, da viele heutzutage sowohl Namen als auch Geschichten von Vorfahren entdecken können.

Ein besonderes Interesse an den historischen Dokumenten zeigt die Nachwuchshistorikerin Lisa Kellerer. Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat sie das Salbuch von Fürholzen übersetzt und so für heutige Leser zugänglich gemacht. Besonders die Passagen über Naturkatastrophen haben sie beeindruckt. Eine Schilderung über ein verheerendes Hochwasser aus dem Jahr 1720, das die Felder überflutete und viele Tiere ertränkte, gibt einen eindrucksvollen Einblick in die Lebensrealitäten der damaligen Zeit.

Das Archiv- und Bibliotheksdepot der Erzdiözese München und Freising steht allen Interessierten offen. Nach einer vorherigen Anmeldung kann der Lesesaal des zentralen Archivs kostenlos besucht werden. Viele der Dokumente, einschließlich des bedeutenden Salbuchs, sind inzwischen digitalisiert und somit auch online abrufbar. So wird es möglich, die Geschichte der Region nicht nur zu erforschen, sondern auch besonders spannende Einblicke in die Vergangenheit zu bekommen.

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