Friedrichshafen

Drogen im Stadtbild: Ein Blick auf Friedrichshafens Herausforderungen

In Friedrichshafen beobachtet der Streetworker Florian Nägele einen Anstieg des Drogenkonsums und -handels, insbesondere durch Bestellungen im Darknet, was die Arbeit der Polizei erschwert und den dringenden Bedarf an effektiver Drogenprävention aufzeigt.

In Friedrichshafen bleibt das Thema Drogen ein zentrales Anliegen, das nicht nur die öffentliche Sicherheit betrifft, sondern auch die soziale Struktur der Gemeinschaft beeinflusst. Die Herausforderungen, die sich aus dem Drogenkonsum ergeben, sind vielschichtig und erfordern ein Umdenken in der Drogenpolitik sowie in der Präventionsarbeit.

Der Einfluss von synthetischen Drogen auf den Markt

Synthetische Drogen haben in den letzten Jahrzehnten an Popularität gewonnen und verändern das Bild des Drogenmarkts. Produkte wie Essenzen aus CBD und HHC, die durch ihre Legalität und einfache Zugänglichkeit über das Internet einem breiteren Publikum zugänglich sind, haben das Konsumverhalten stark beeinflusst. Florian Nägele, ein Streetworker aus Friedrichshafen, nennt diese Entwicklungen alarmierend: „Diese Substanzen kannst du ganz legal online bestellen und sie werden von vielen als unbedenklich wahrgenommen.“

Die Herausforderungen für die Polizeiarbeit

Die Polizei in Friedrichshafen sieht sich mit zunehmenden Schwierigkeiten konfrontiert. Laut dem Polizeipräsidium Ravensburg werden die Anforderungen durch die Legalisierung von Cannabis steigen, anstatt zu sinken. „Die Überwachung der Konsumverbotszonen und das Einhalten neuer Richtlinien verringern den Arbeitsdruck nicht, sondern erhöhen ihn sogar“, wird die Situation beschrieben. Dies zeigt, dass die Legalisierung zwar neue Möglichkeiten schafft, jedoch auch neue Herausforderungen mit sich bringt.

Verstärkter Drogenkonsum: Eine alarmierende Realität

Die Zahlen der Rauschgiftkriminalität in Friedrichshafen verdeutlichen das Ausmaß der Problematik. Im Jahr 2023 wurden 242 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Diese Zahlen lassen jedoch keine verlässlichen Rückschlüsse auf Handels- und Konsummuster zu. „Die Menschen konsumieren weiterhin – das Bild, das erzeugt wird, ist oft nicht die Realität“, so Nägele. Er hebt hervor, dass trotz der Anstrengungen oft eine Dunkelziffer existiert, die die tatsächlichen Konsumzahlen übersteigt.

Präventionsarbeit in Schulen: Ein wichtiger Ansatz

Ein zentraler Bestandteil der Drogenprävention findet in Schulen statt. Dort wird durch Unterrichtsangebote des Präventionsreferats des Polizeipräsidiums Ravensburg versucht, Schüler der Klassen 8 und 9 über Drogenrisiken aufzuklären. Florian Nägele ist überzeugt: „Prävention muss glaubwürdig und konkret sein. Wir müssen die Jugendlichen ansprechen und ihnen helfen, den richtigen Umgang mit Drogen zu erlernen, um zu verhindern, dass sie den Bezug zur Realität verlieren.“

Mangelnde Fördermittel für Drogenprävention

Der Streetworker kritisiert zudem die unzureichende finanzielle Unterstützung für Präventionsmaßnahmen. „Die Bundesregierung investiert nicht genug in die Präventionsarbeit. Das lässt die Kommunen und sozialen Einrichtungen oftmals allein“, sagt Nägele und fordert deutlich mehr Engagement auf politischer Ebene, um effektive Präventionsstrategien entwickeln zu können.

Ein Aufruf zur Reflexion über Drogenpolitik

Insgesamt zeigt sich, dass der Drogenkonsum in Friedrichshafen nicht als isoliertes Phänomen betrachtet werden kann, sondern in einen größeren gesellschaftlichen Kontext eingeordnet gehört. „Es muss ein Umdenken in der Drogenpolitik stattfinden“, plädiert Nägele. „Eine transparente und gesundheitlich orientierte Drogenpolitik ist notwendig, um die Menschen zu schützen und die Kommunen zu entlasten.”

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