In den letzten Monaten erleben zahlreiche Einzelhändler, insbesondere im Raum Bodensee, einen besorgniserregenden Anstieg an Ladendiebstählen. Pascal Seifert, Inhaber von zwei Edeka-Filialen in Kressbronn und Langenargen, sieht sich mit einer neuen Dimension von Diebstählen konfrontiert: „Wir bekommen mittlerweile wöchentlich ‘Besuche’ von mutmaßlich organisierten Banden“, erklärte er in einem sozialen Netzwerk, was die Dringlichkeit der Situation verdeutlicht.
Zunahme organisierter Diebstähle
Pascal Seifert bemerkt, dass nicht nur alltägliche Ladendiebstähle, wie etwa das unabsichtliche Stehlen eines Kaugummis, zunehmen, sondern auch gezielte Überfälle auf wertvolle Waren. „Die Banden schlagen vor allem bei Champagner, Spirituosen und Kosmetikartikel zu. Produzenten und Einzelhändler müssen sich gegen diese gezielte Kriminalität schützen“, so Seifert weiter.
Einsatz neuer Sicherheitsmaßnahmen
Um dieser Herausforderung zu begegnen, hat der Edeka-Chef beschlossen, in die Sicherheit seiner Märkte zu investieren. Maßnahmen wie der Einbau elektronischer Zugangskontrollen, die Ladendetektive, die verstärkt im Laden unterwegs sind, und das Verbot von Rucksäcken sollen helfen, potenzielle Täter abzuschrecken. „Es tut mir leid, dass unsere Kunden unter diesen Maßnahmen leiden müssen, aber die Sicherheit hat oberste Priorität“, betont Seifert.
Kollaboration mit Polizei
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Sicherheitsstrategie ist die enge Zusammenarbeit mit dem örtlichen Polizeiposten in Langenargen. „Bei einem Diebstahl sind die Beamten umgehend zur Stelle und unterstützen uns, was eine berufsübergreifende Kooperation darstellt“, berichtet Seifert.
Herausforderungen der Strafverfolgung
Trotz dieser Maßnahmen fühlt sich Seifert oft allein gelassen. „Viele Verfahren werden eingestellt“, klagt er. Er sieht dazu, dass gerade jüngere Täter sich der geringen Konsequenzen bewusst sind, was die Prävention erschwert. „Die Strafverfolgung ist unzureichend, und wir müssen uns verstärkt um die Aufrechterhaltung der Sicherheit kümmern“, sagt Seifert enttäuscht.
Gemeinschaftliche Verantwortung
Der Anstieg der Ladendiebstähle hat nicht nur Auswirkungen auf Seiferts Geschäfte, sondern auch auf die gesamte Gemeinschaft. „Viele Supermärkte in der Region sind von den gleichen Problemen betroffen“, erklärt er. Auf dieser Grundlage ist es wichtig, dass die Stadtverwaltung und die Polizei zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden und das Sicherheitsgefühl der Handelsunternehmen und deren Kunden zu verbessern.
Ein Blick auf die Statistik
Laut dem Sicherheitsbericht des Polizeipräsidiums Ravensburg ist die Anzahl der Ladendiebstähle im Jahr 2023 auf 2144 Fälle gestiegen, was einer Erhöhung um 8,5 Prozent entspricht. Dies lässt darauf schließen, dass das Problem weitverbreitet ist, auch wenn die offiziellen Zahlen möglicherweise die Dunkelziffer nicht vollkommen abbilden. „Es gibt eine sehr hohe Dunkelziffer, das heißt, wir müssen mit einer Vielzahl nicht erkannter Diebstähle rechnen“, erklärt ein Polizeisprecher.
Abschließende Gedanken zur zukünftigen Strategie
In Anbetracht des aktuellen Lagebildes ist es klar, dass Einzelhändler und die Polizei gemeinsam eine präventive Strategie benötigen, um Ladendiebstahl deutlich zu reduzieren. „Es ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch eine Frage des Vertrauens“, sagt Seifert abschließend. Der Einzelhandel soll ein Ort sein, an dem sich Kunden sicher und respektiert fühlen können.