Der friesländische Kreistag hat die Bereitschaft signalisiert, eine mögliche Kooperation zwischen den Friesland-Kliniken und dem Klinikum Wilhelmshaven zu prüfen. Hintergrund dieser Überlegung sind die erheblichen finanziellen Schwierigkeiten der Kliniken, die durch die bevorstehende Krankenhaus-Reform noch verstärkt werden. Der Druck auf die Entscheidungsträger, Lösungen zu finden, wächst stetig und alle Fraktionen im Kreistag zeigen sich offen für Veränderungen.
Sören Mandel, Sprecher der SPD/Grüne/FDP-Mehrheitsgruppe, stellte klar: „Das Ziel ist, eine gute klinische Versorgung zu sichern. Wir sind offen für Veränderungen, aber nur, wenn es zu Verbesserungen führt.“ Hierbei betonte er den bedachten Ansatz, den die Region verfolgen wolle. Seiner Meinung nach hat Friesland bereits wichtige Schritte zur Strukturreform der Kliniken unternommen, was einen Fortschritt im Vergleich zu Wilhelmshaven darstellt.
Finanzielle Herausforderungen und Handlungsdruck
Die Diskussion verdeutlichte, dass die finanziellen Defizite der Kliniken nicht unbegrenzt tragbar sind. Dieter Janßen (SPD) wies darauf hin, dass der Landkreis hohe Millionenbeträge zur Unterstützung des St.-Johannes-Hospitals Varel und des Nordwest-Krankenhauses Sanderbusch aufbringen müsse. „Wir müssen alle Kooperationsmöglichkeiten prüfen, sonst werden wir überrannt“, so Janßen weiter.
Die Abgeordnete Sigrid Busch (Grüne) stellte klar, dass die bestmögliche Versorgung der Bürger immer im Mittelpunkt stehen sollte. Sie betonte jedoch auch, dass ohne eine gründliche Prüfung der Optionen keine Zustimmung zu einer Zusammenarbeit gegeben werden könne. In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass die Verantwortlichen auf externen Sachverstand angewiesen sind, um eine informierte Entscheidung zu treffen.
Opposition gegen eine Fusion
In der Sitzung wurde das Wort „Fusion“ nicht leichtfertig erwähnt. Karl-Heinz Funke (Zukunft Varel) sprach sich klar gegen einen Zusammenschluss der Kliniken aus, da dies seiner Meinung nach auch die Übernahme der Schulden von Wilhelmshaven nach sich ziehen würde. Er äußerte zudem, dass Optimismus in der aktuellen Situation nicht angebracht sei, da die Unterstützung durch Bund und Land für die Kommunen zu wünschen übrig lasse.
Janto Just von den Freien Bürgern begrüßte die Entscheidung zur Zusammenarbeit mit externen Fachleuten und betrachtete dies als wichtigen Schritt, um Lösungen für die Region zu finden. Seine Vision ist ein Krankenhaus, das der gesamten Region dient und dessen Trägerschaft auf breiten Schultern ruht.
Demgegenüber bezeichnete Martina Esser (Grüne) diesen Tag als historisch. Sie glaubt, dass die Region nun auf dem richtigen Weg ist, eine neutrale und ergebnisoffene Diskussion zur zukünftigen Gesundheitsversorgung anzustreben, die den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht wird.
Friesland/Wilhelmshaven ist hierbei der zentrale Schauplatz dieser Entwicklungen, die wegweisend für die Zukunft des Gesundheitssektors in der Region sein könnten. Während sich die beteiligten Akteure in einer schwierigen Lage befinden, bleibt die Frage offen, welche konkreten Maßnahmen aus den diversen Diskussionen resultieren werden. Der Druck auf alle Beteiligten ist hoch, und die Entscheidung, wie es weitergeht, wird auf den Schultern der politischen Vertreter lasten. Die anstehende Prüfung der Kooperationsmöglichkeiten wird als erste erforderliche Maßnahme gesehen, um die medizinische Versorgung in Friesland langfristig zu sichern und zu verbessern.
Finanzielle Herausforderungen im Gesundheitswesen
Die Finanzmisere der Kliniken in der Region Friesland ist ein Problem, das nicht isoliert betrachtet werden kann. Im Zuge der bundesweiten Krankenhausreform sehen sich viele Einrichtungen mit sinkenden Budgets und steigenden Anforderungen konfrontiert. Laut einer Studie des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) aus dem Jahr 2021 sind über 70 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland defizitär. Diese Entwicklungen sind vor allem auf steigende Personalkosten, notwendige Investitionen in die Infrastruktur und zunehmenden Aufwand durch gesetzliche Vorgaben zurückzuführen. Deutsches Krankenhausinstitut
Die Situation wird durch einen allgemeinen Rückgang der Stationären Behandlungen und einen Anstieg ambulant behandelter Patienten verschärft, was zudem zu finanziellen Unregelmäßigkeiten führt. Der Druck zur Schaffung von effizienten Strukturen innerhalb der medizinischen Versorgung ist also nicht nur lokal, sondern national zu spüren.
Aktuelle Reformdiskussionen
Die derzeitige Diskussion um die Krankenhausreform in Deutschland zielt insbesondere darauf ab, die Versorgungsstrukturen zu modernisieren und finanziell zu entlasten. Die Reform umfasst u.a. die Einführung eines neuen Vergütungssystems, das die Qualität der Versorgung stärker berücksichtigt. Allerdings scheint die Umsetzung dieser Reformen in der Realität oft langsamer voranzuschreiten, als es die Gesundheitsversorgung erfordert. Experten wie der Gesundheitsökonom Professor Jürgen Wasem warnen, dass die aktuellen Reformansätze nicht ausreichen, um die strukturellen Probleme nachhaltig zu lösen. Bundesministerium für Gesundheit
Die regionale Entwicklung in Friesland muss also auch im Kontext dieser bundesweiten Reformbewegungen gesehen werden. Die Kreistage stehen vor der Herausforderung, lokale Lösungen zu finden, die sich gleichzeitig in einen übergeordneten Reformrahmen einfügen können, ohne dabei die spezifischen Bedürfnisse der Einwohner aus den Augen zu verlieren.
Zukunftsaussichten und Lösungen
In der Diskussion um die Kooperation zwischen den Friesland-Kliniken und dem Klinikum in Wilhelmshaven ergibt sich die Notwendigkeit, konkrete Lösungen zu entwickeln. Eine Umfrage unter Krankenhausentscheidern der letzten Jahre zeigt, dass mehr als 60 Prozent der Befragten angeben, für die Zukunft synergetische Effekte durch Kooperationen zu nutzen. Durch Teilbereiche wie gemeinsame Einkaufssysteme oder die Fachgebietssicherheit könnten erhebliche Einsparungen erzielt werden, die den regionalen Krankenhäusern zugutekommen würden. Kassenärztliche Bundesvereinigung
Um den Herausforderungen der gegenwärtigen Situation gerecht zu werden, ist zudem eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Politik, Gesundheitsbehörden und den Klinikleitungen erforderlich. Initiativen zur Stärkung der ambulanten Versorgung und zur Unterstützung von Gesundheitsnetzwerken könnten dazu führen, dass sowohl die Versorgungsqualität als auch die finanziellen Verhältnisse der Kliniken nachhaltig verbessert werden.